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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 349
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0171
Der Raum war nicht nur Ausgangspunkt der Ideen. Er war auch der Schauplatz des
Versuches, diese Ideen gegen eine absolutistische Welt, gegen fürstliche Despotie, bürokratische
Sturheit und polizeistaatliche Willkür durchzusetzen; Schauplatz des Versuches
, eine bessere Welt zu schaffen, in der der Mensch gleich und frei ist, Bürger, nicht
Untertan, aus Vernunft handelndes Subjekt und nicht verkäufliches Objekt ist. Im engsten
Raum, in Sonntagsspaziergängen zu erreichen, finden wir Belege des Schauplatzes
dieser Revolution: in der Wallbrunnstraße das Schild, das an Struves Ausrufung der
Deutschen Republik erinnert, in Rümmingen das Ehrenmal für den in Freiburg erschossenen
Friedrich Neff und auf der Scheideck bei Kandern die Erinnerungstafel an den Tod
des Generals von Gagern. Und wenn wir den Kreis weiter ziehen, dann finden wir von
Konstanz, Stockach, Donaueschingen, Bernau, Schopfheim, Dossenbach, Staufen,
Freiburg und Offenburg bis Rastatt überall Belege von diesem Kampf um die Freiheit,
der zugleich - wiederum ausgehend von Baden - ein Kampf um ein einheitliches
Deutschland war.

Ausgangspunkt der Idee, Schauplatz des Versuchs der Realisierung, war unser Raum.
Er war aber auch Leidtragender. Auch dafür haben wir die Belege. Das sind einmal in
den Archiven der Städte und Gemeinden die Zehntausende von Auswanderungsakten
und die bis in die Gegenwart reichenden verwandschaftlichen Beziehungen nach Amerika
. Das sind die Fahndungsblätter und die Gerichtsakten der großherzoglichen Bezirksgerichte
und das war und ist nicht zuletzt auch das vom württembergischen Revolutionär
und späteren Heilbronner Ehrenbürger verfaßte »Badische Wiegenlied«, in dem
eben dieses Leidtragen seinen Ausdruck findet in den Versen:

Der Preuß' hat eine blut'ge Hand,
die streckt er übers badische Land.

Und wenn von dieser deutschen Revolution gesprochen wird, wenn ihrer gedacht
wird, kann man an einem Manne nicht vorbeigehen, an Friedrich Hecker

Seiner zu gedenken, seines 100. Todestages zu gedenken, sind wir zusammengekommen
. Wer war dieser Mann, der zu dem Kreis der Männer gehört, die der erste Präsident
der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuß, als »Geschenk der deutschen Freiheitsbewegung
an Amerika« bezeichnete?

Selten ist einem aktiv in der politischen Tätigkeit stehendem Manne zugleich soviel
Ehre und Verehrung, soviel Schimpf und Schande zuteil geworden, wie eben dem Manne
, dem an seinem Geburtshaus im nordbadischen Eichtersheim, dem heutigen Angelbachtal
, eine Erinnerungstafel gewidmet ist mit der Inschrift

»dem Vorkämpfer für die Menschenrechte.«

Ein paar dieser Stimmen, um die Widersprüchlichkeit der Beurteilung zu verdeutlichen
:

In den Badischen Biographien bescheinigt ihr Freiherr von Weech seine »Nichtigkeit
als Politiker«, denn zu »einem ernsthaft zu nehmenden Politiker fehlte ihm gründliche
und vielseitige Bildung, Festigkeit der Anschauungen, Menschenkenntnis, der sittliche
Ernst, der einem ins Auge gefaßten Ziele ohne Schwanken und Zögern entgegenstrebt,
und die zähe Ausdauer, die sich auch durch Mangel an Erfolg nicht erschüttern und entmutigen
läßt.«

Ein Mitstreiter dagegen sagte: »Es hat nur einen Hecker gegeben, einen Mann, der reiche
Kenntnisse mit soviel Wahrheit, Mut, Tapferkeit und Treue zum Wohl des Volkes
vereinigte und verwertete.« Ein anderer Zeitgenosse urteilte in einer Schrift »Die Glorie
Heckers«: »Nicht das Benehmen besonnener, der Selbstverleugnung fähiger Patrioten,
sondern terroristischer Fanatiker war seine und seines Genossen Struve Auftreten und
Handlungsweise.«

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