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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 351
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0173
Wie groß die Furcht vor dem demokratischen Republikaner war, wie sehr der Schreck
vor einer Ausbreitung der freiheitlichen Ideen im Obrigkeitsstaat des 19. Jahrhunderts
war, wird aus einer Konstanzer Anekdote deutlich: Ein Bürger fällt in den See und ruft
um Hilfe. Die Polizisten am Ufer greifen nicht ein. In seiner Not ruft der um sein Leben
kämpfende Mann im Wasser »Hecker hoch« - und prompt wird er herausgezogen, um
vor Gericht gestellt zu werden.

So urteilte die Mit- und die Nachwelt über Friedrich Hecker, widersprüchlich lobend
und verachtend.

Wer war Hecker wirklich?

Lassen Sie mich dieser Frage nachgehen und sein Leben nachzeichnen.

Der Mann, der am 5. Oktober 1848 von über 30.000 begeisterten Menschen im Hafen
von New York um jubelt und vom Bürgermeister als Ehrengast der Stadt als der »hervorragendste
Kämpfer Deutschlands für die Verwirklichung sozialer Wahrheiten innerhalb
der republikanisch-demokratischen Form« begrüßt wurde, wurde am 29. September
1811 in Eichtersheim geboren.

Sein Vater war dort Rentamtmann im Dienste der Freiherrn von Venningen, wurde
am Ende des ersten deutschen Reiches noch kaiserlicher Hofpfalzgraf und schließlich
königlicher bayrischer Hof rat. Seine Mutter, eine geborene von Lueder aus der Grafschaft
Sponheim, kam aus der gleichen Familie wie die Frau Bismarcks, des Mannes also,
der - auf andere Weise natürlich - den Traum des jungen Heckers verwirklichte: die Einigung
des deutschen Reiches.

Nach Schulbesuch und Abitur in Mannheim studierte Friedrich Hecker in Heidelberg
und München Jura. Hier als Student fiel er erstmals auf. Ob seiner temperamentvollen
Ungestümheit als Waffenstudent wurde er der »wilde« oder der »krasse« Hecker genannt
, der es sogar fertig brachte, seinem eigenen Bruder, dem späteren Freiburger Chirurgieprofessor
Karl Hecker, eine Mensurforderung zu schicken. Nach seiner Promotion
wurde er als Advokat, also Rechtsanwalt, 1838 in Mannheim am Badischen Oberhofgericht
zugelassen.

Schon in dieser Zeit zeigte sich seine Aufgeschlossenheit für das liberale Gedankengut,
das damals in Baden heimisch wurde. Nicht umsonst wirkten in diesem Lande Männer
wie Welcker, Rotteck und Itzstein. Nicht umsonst erschien in diesem Lande das »Staatslexikon
«, das oftmals als die Bibel des deutschen Liberalismus bezeichnet wurde. In seiner
Advokatenzeit gab er eine Schrift heraus »Ideen und Vorschläge zu einer Reform des
Gerichtswesens«, in der er ein nationales Recht für Deutschland forderte. In einer zweiten
Schrift »Die Deutsch-Katholiken« befaßte er sich mit dem Prinzip der Religionsfreiheit
.

Am 25. September 1842 trat er als Abgeordneter für den Wahlkreis Weinheim und Ladenburg
in die 2. Kammer des Ständehauses des Großherzogtums Baden ein. Er hatte
das Alter und auch das notwendige steuerpflichtige Kapital, um nach dem damaligen
Zensurwahlrecht, das Volk vertreten zu können, und er wurde ein Mann des Volkes,
besser gesagt - der Mann des Volkes.

Friedrich Hecker war nie parlamentarischer Hinterbänkler. Ein Blick in die Protokolle
oder in die Landtagszeitung zeigt uns seine Aktivität und zeigt die Bandbreite seines
politischen Engagements. Ich will auch diesen parlamentarischen Einsatz mit zwei sich
widersprechenden Berichten dokumentieren. Von Weech schreibt in den »Badischen
Biographien«, die unter der großherzoglichen Ära im Jahre 1891 erschienen:

»Die Opposition hatte in Fritz Hecker ein Mitglied gewonnen, das so recht angetan
schien, die Abgeordneten aus den bürgerlichen Kreisen an sich zu fesseln und
mit sich fortzureißen. Das kecke Selbstbewußtsein, die Zurschaustellung einer
absoluten Unabhängigkeit, die Rücksichtslosigkeit in seinem ganzen Auftreten

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