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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 356
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0178
Bei den Wahlen zur 1. deutschen Nationalversammlung wählte der Wahlkreis Tiengen
Friedrich Hecker trotz seines Asyls zum Abgeordneten. Die Wahl wurde für ungültig
erklärt. Wie hoch das Ansehen Heckers beim Volke in Baden war, zeigte sich nach
dem 2. badischen Aufstand von Struve. Tiengen wählte den in der Zwischenzeit in Amerika
lebenden Hecker zum 2. Male mit großer Mehrheit wieder. -

Im Mai 1849 kehrte Hecker auf Wunsch seiner Freunde zurück. Er wollte sich bei der
3. Volkserhebung beteiligen. Doch als er in Straßburg ankam, war bereits ganz Baden
von der preußischen Armee besetzt. Resigniert ging er nach Amerika zurück, die dort
begonnenen Arbeiten weiterzuführen und seiner Familie auf der Farm in Summerfield
eine neue Heimat zu bauen.

Auch in dieser neuen Heimat engagierte er sich in der Öffentlichkeit. In Amerika hatte
der Jahn-Schüler Karl Folien als Flüchtling zusammen mit Karl Beck, erstmals 1825 Leibeserziehung
als Schulfach eingeführt. Als im Rahmen der 48er Fluchtbewegung eine
Masseneinwanderung kam, waren sehr viele Turner dabei. Erstmals wurden nun auch
Turnvereine gegründet. Hecker, der im Oktober 1848 in Cincinnati begeistert empfangen
wurde, besprach bereits am nächsten Tag die Möglichkeiten einer Vereinsgründung
und bereits im November 1848 wurde der Verein gegründet. Am 1.1. 1850 konnte dieser
von Hecker initiierte Verein bereits die 1. Vereinsturnhalle in Amerika einweihen.
Turnvereine waren für die Deutschen mehr als Sportvereine. Sie waren Kulturstätten
und der Ort der Heimatpflege. So hatte diese Turngemeinde, die sich regelmäßig im sog.
Heckerhaus traf, einen Männerchor, eine Bibliothek und gab eine eigene Zeitung heraus,
deren Redakteur ein Badener und ehemaliger Herausgeber des Rastatter »Festungsboten
« war. Auch Franz Sigel, Fritz Anneke und der Liedermacher Carl Heinz Schnaufer,
lauter führende Persönlichkeiten der 48er Revolution, waren in diesen ersten Turnvereinen
Amerikas aktiv.

Diese Turnvereine waren im amerikanischen Bürgerkrieg die Stütze der Nordstaaten.
Als Abraham Lincoln zum Präsidenten der Union gewählt wurde und sich gegen die
Sklaverei erklärte, traten elf Südstaaten aus der Union aus. Die Sklavenbefreiung war der
Anlaß zum Sezessionskrieg. Die deutschen Flüchtlinge, wegen ihres Kampfes um Freiheit
und Menschenrechte im Exil, waren nun bereit, für diese Ideen erneut in den Kampf
zu ziehen. Schon bei den Präsidentenwahlen setzte sich Hecker zusammen mit Carl
Schurz für den Republikaner ein. Sie gehörten mit zu den Unterzeichnern eines Aufrufes
an die »Amerikanischen Bürger deutscher Abkunft«, in dem es heißt:

»Aus Liebe zur Freiheit über das Meer gekommen kämpft nun auch, Euer Ideal
hier zu verwirklichen und vereinigt Euch, den Bau der republikanischen Institutionen
Eures neuen Vaterlandes zur Vollendung zu bringen!«

Hecker meldete sich freiwillig zu den Waffen und wurde bald zum Oberst gewählt. Er
warb selbst ein Regiment an, das zum Armeekorps des Generals Sigel gehörte und zeichnete
sich durch persönlichen Mut aus. Im Frühjahr 1863 wurde er als Führer eines Regiments
in der Schlacht von Chancellorsville schwer verwundet. Kaum genesen, eilte er
wieder an die Front, wo er als Brigadekommandeur an den Schlachten und Siegen von
Gettysburg und Chattanooga teilnahm. Seine Brigade bestand aus drei Regimentern, die
sich aus deutschen Turnern rekrutierten. Aus den Briefen, die Hecker an Gustav Struve
richtete, ist uns der Kampf dieser Deutschamerikaner bekannt. Sie wurden bereits 1865
von Struve in der Gartenlaube veröffentlicht. In der Literatur über den Sezessionskrieg
wird das sog. Heckerregiment als eines der besten in der westlichen Armee bezeichnet.
1864 schied Hecker aus der Armee aus. -

Doch Hecker rastete nicht. Mit Spannung verfolgte er die Ereignisse in der alten Heimat
. 1868 erschienen von ihm »Die gepfefferten Briefe aus Belleville«. Hier zeigte er sich
als sarkastischer Spötter, der eine Philippika gegen Spießerei, Duckmäuserei und die
Aufgeblasenheit der Duodezhöfe losließ. So spottet er über deren Ordenssegen:

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