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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 357
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0179
»Die Löwen einer Menagerie würden feige die Schwänze einziehen vor all den
gräulichen Tieren dieser Orden: Löwen, die höchst unanständig die Zunge herausstrecken
, Adler, die zusammen und verwachsen sind wie Siamesen, schauerliche
Mißgeburten, Pferde mit Hörnern auf der Stirn, Hirsche in Stoßposition wie
Geißböcke usw.«

Doch ihm brannte die Frage auf der Seele: Werden sich die deutschen Länder doch
noch zusammenfinden zu einem Ganzen? Und - erstaunlich - er setzte auf Bismarck. Er
und auch Schurz waren der Uberzeugung, durch die Einheit werde in Deutschland auch
die Freiheit verwirklicht.

Überschwengliche Feiern wurden anläßlich des Sieges über Frankreich und der
Reichsgründung in allen amerikanischen Städten gefeiert. Hecker war der Sprecher bei
der Friedensfeier in St. Louis und seine Rede gehört in der Literatur zu den besten Reden
der USA. Sie war ein Bekenntnis zum Deutschtum, auch der Deutschen im Ausland,
und ein Bekenntnis zur Republik. Seinen Mitbürgern ruft er zu, Mithelfer zu sein im
Kampf zur Erringung einer freiheitlichen Verfassung für Deutschland. Wörtlich: »Euer
Wirken, eure Stellung hier wird ein Helfer sein den Volksmännern drüben. Ihr seid berufen
, den durch das Beispiel Frankreichs wankend gewordenen Glauben an den Volksstaat
wieder aufzurichten und zu kräftigen. Je ehrenhafter, fester und treuer wir hier zur
wahren republikanischen Freiheit stehen, desto mächtiger wird unser Beispiel auf das
Stammvolk jenseits des Ozeans wirken. Wir fühlen uns heute als die Söhne eines geeinigten
großen Volkes.«

Friedrich Hecker war nicht nur ein politischer Mensch, der mit allen Fasern seines
Herzens an der Freiheit und der demokratischen Republik hing. In keiner der vielen Publikationen
über ihn und sein Wirken wird auf etwas eingegangen, was ihn gleichfalls erfüllte
. Durch sein revolutionäres Ungestüm aus einer erfolgreichen Berufslaufbahn geworfen
, war er gezwungen, sich einen neuen Beruf zu suchen, der ihn und seine 7köpfige
Familie ernährte. Hecker wurde Farmer und er betrieb seinen neuen Beruf mit Leidenschaft
, ja, er wurde auch zum anerkannten Experten auf dem Gebiet des Weinbaues. Mit
diesem zweiten Beruf kam er wieder in Berührung mit unserem Raum, mit dem Mark-
gräflerland, dem er im Sommer 1873, also 25 Jahre nach dem Gefecht auf der Scheideck,
erneut einen Besuch abstattete. Von 1872 bis kurz vor seinem Tode korrespondierte
Friedrich Hecker mit dem 1. Präsidenten des Deutschen Weinbauverbandes, Professor
Adolf Blankenborn aus Müllheim. Dr. Blankenborn hat diese Korrespondenz um die
Jahrhundertwende publiziert. Eines der wenigen erhaltenen Exemplare konnten wir einsehen
, wie sich Fachleute über Kontinente hinweg finden, um gemeinsam eine Gefahr zu
bekämpfen und widerstandsfähige Reben zu züchten. Und für den Weinbau im Mark-
gräflerland haben die Anregungen Heckers großen Nutzen gebracht.

Auch das ist eine Seite von Friedrich Hecker. -

Am 24. März 1881, vor 100 Jahren, ist dieser Mann gestorben, dem Ende des letzten
Jahres der Stadtrat von Freiburg eine Straße zu Ehren benannte. Tausende von Menschen
, Deutsche und Amerikaner, geleiteten ihn zu Grabe. Sie ehrte ihn damit als
Mensch und als Kämpfer für Freiheit und Demokratie, für Menschen- und Bürgerrechte
.

Als seine Freunde ihm ein Denkmal errichteten, das heute noch in St. Louis steht, war
es Carl Schurz, der - selbst 48er-Revolutionär und schließlich amerikanischer Minister
—, der anläßlich der Einweihung schrieb:

»Die deutschen Bürger dieser Republik können keinem Würdigeren ein Denkmal
setzen als Friedrich Hecker. Im Namen Heckers setzen sie es dem tatkräftigen
Freiheitsstreben im alten Vaterland. Sie setzen es der patriotischen Hingabe
des Fremdgeborenen für die Freiheit und Größe dieser Republik Amerika, der
mannhaften Gesinnungstreue, welche die geschworene Feindin des Unrechts

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