Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 56
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0058
Der römische Gutshof von Brombach

von Erhard Richter

In den Monaten März bis September 1981 legte die »Arbeitsgruppe Archäologie« des
»Vereins für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen e. V.« zusammen mit einigen engagierten
Brombacher Bürgern im Gewann »Wellenthal« die Grundmauern eines römischen Gebäudes
größtenteils frei. Diese Grabung erfolgte im Auftrag des Landesdenkmalamtes Baden-
Württemberg, Außenstelle Freiburg, Abteilung Bodendenkmalpflege.

Wie kam es nun zu dieser ersten Entdeckung eines römischen Gebäudes im Wiesental?
Schon im Jahre 1905 berichtete Pfarrer Mulsow in seiner Chronik »Brombach im Wiesental
«, daß man im Gewann »Wellenthal« beim Pflügen auf behauene Bausteine gestoßen sei.
Als man diese ausgrub, sollen verkohlte Balken zutage gekommen sein. Nach Ansicht Mul-
sows rührten die Trümmer von einem alten Schloß her, »darauf die Ritter von Wellental
hausten«.11 Inge Gula erwähnt dann in der 1974 erschienenen Brombacher Chronik unter
dem Flurnamen »Wellenthal« eine Uberlieferung, wonach der alte Hagist dort vor
dem ersten Weltkrieg auf behauene Sandsteine gestoßen sei. Diese Entdeckung führte zu
einem Zeitungsartikel im »Oberländer Volksboten«, in dem von einem Römerkastell
und den Rittern vom Wellental die Rede war.2) Auf Grund dieser Hinweise beschäftigte
sich dann der Brombacher Gerhard Billmann näher mit dem fraglichen Gelände, wobei
er auch Hermann Ziereisen jun. dafür interessierte. Dabei fielen den beiden besonders
die Parzellen mit den Lagerbuchnummern 1224 und 1226 auf, denn dort lagen an der
Oberfläche zahlreiche Kalksteine, Ziegelstücke und Mörtelreste.

Die Ziegelbruchstücke wurden dann vom Leiter der Freiburger Außenstelle des Landesdenkmalamtes
, Oberkonservator Dr. Gerhard Fingerlin, als einwandfrei römisch gedeutet
, und nach Besichtigung des Geländes beauftragte er den Verfasser dieser Zeilen
mit der örtlichen Grabungsleitung.

Nachdem der Besitzer des Ackers mit der größten Stein- und Ziegelstreuung bereitwillig
eine Untersuchung des Bodens gestattet hatte, begannen am 28. März 1981 die
Ausgrabungen. Dabei stießen wir sehr schnell auf Mauern, die z. T. nur knapp unter der
Oberfläche verliefen. In den folgenden Wochen legten wir dann bis auf eine im benachbarten
Acker liegende Mauerecke den Grundriß frei und stellten dabei fest, daß das Gebäude
rund 15,50 m breit und etwa 16,50 m lang gewesen ist. Als besonders gut erhalten
erwies sich dabei die talwärts gelegene Hangmauer, die noch eine Höhe von etwa 1,30 m
aufweist und einen rund 3 m breiten Raum vom eigentlichen Gebäude abteilte (Abb. 1
und 2). Die Außenmauern sind ca. 70 - 75 cm breit, wobei die bergseits gelegene Mauer
noch etwa 90 cm hoch ist.

Nach der Freilegung der Fundstelle erfolgte dann ihre Ausmessung durch das Vermes-
sungs- und Ingenieurbüro Wilhelm Kammerer, Rheinfelden-Herten. Die sehr fachkundig
durchgeführte Arbeit ist inzwischen in Grundrißzeichnungen, Höhenplänen und
Geländeschnitten festgehalten worden (Abb. 3), was vom Landesdenkmalamt Baden-
Württemberg, Außenstelle Freiburg, begrüßt wurde.

Bei unseren Grabungen stießen wir auf zahlreiche Funde, die zusammen mit der typischen
Mauertechnik die römische Herkunft des Gebäudes bestätigten. Neben sehr vielen
Keramikresten überraschten vor allem mehrere guterhaltene Eisenwerkzeuge (Sense,
Messer, Beil, Stechbeitel) sowie zwei Lanzenspitzen (Abb. 4-7). Unter den Fundstücken
befinden sich auch ein aus Hirschhorn gearbeiteter Messergriff, eine bronzene Gewandnadel
sowie ein Löffelchen und eine Haarnadel, die beide aus Bein hergestellt sind (Abb.
8. u. 9). Dazu kommen noch die Reste eines bronzenen Kessels, ein Wetzstein aus rotem
Sandstein (Abb. 4), ein Türbeschlag (Abb. 6), zahlreiche große und kleine Nägel, mehrere
Tierknochen und Teile eines Hirschgeweihs.

56


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0058