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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 62
(PDF, 29 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0064
Das Täfeichen ist nicht vollständig erhalten. Die stark vergrößerte61 Abbildung sowie
die Umzeichnung weisen Abbruche an der linken und der unteren Seite auf, während
oben und rechtsseitig die Originalkanten, wenn auch mit leichten Ausbrüchen, noch erhalten
sind. Die hauchdünne Silberfolie, die die zehn Zeilen lange Inschrift trägt, ist in
ihrer Oberflächenstruktur nicht eben, sondern mit einzelnen Knicken in regelmäßigen
Abständen versehen. Diese Beobachtung deutet darauf hin, daß der Gegenstand als solcher
längere Zeit eng gerollt aufbewahrt wurde. Bezogen auf den Inhalt des Textes, der
unten näher erläutert werden wird, kann es sich damit nur um ein Amulett handeln, das -
wie Vergleichsstücke z. B. in Regensburg71 und Gellep8' zeigen - aufgerollt in einer Kapsel
um den Hals getragen wurde.

Der auf den ersten Blick nahezu unverständliche Text zerfällt bei näherem Hinsehen in
zwei größere Abschnitte. In den ersten viereinhalb Zeilen werden Götter und Dämonen
angerufen. Sie sollen - wie aus dem Rest der Inschrift erhellt - den Träger des Amuletts
vor jeder Gefahr schützen. Die Anrufung beginnt am (lesbaren) Anfang der ersten Zeile
mit den drei Buchstaben Omikron, Theta und Sigma. Sie bedeuten, wie ein Vergleich mit
griechischen Schriften9' zeigt, die Evokation des Gottesnamens schlechthin, also »o
theos«, »oh Gott«. Doch sei hier der Interpretation nicht weiter vorgegriffen, sondern
der Text als solcher in lateinischer Umschrift wiedergegeben. Dabei werden Buchstaben,
die am linken Rand der Folie nur fragmentarisch erhalten, aber lesbar sind, in Klammern
gesetzt.

Z. 1 OThSAEAGTLFOZL
Z. 2 SINIIAIAIAIASABAÖTh
Z. 3 (B)L AN ATh AN ALB A AKR A
Z. 4 (S)EMESILAMSESENGEM
Z. 5 (A)NGESIOIOIOSEROYATE
Z. 6 (O) YMKOYEMPEPERITLEIB
Z. 7 (R)ABOMNIPEREKOYLÖ
Z. 8 ACh EILONO SEROYA
Z. 9 LOYKIOLOYMSTh

velEI

Z. 10 OY MERKOYSSLM

Textkritische Bemerkungen

Nicht völlig sicher ist die Lesung des ersten Buchstabens der zweiten Zeile, da hier die
bei diesem Schreiber sonst übliche obere Abrundung fehlt. - In der sechsten Zeile ist das
erste P verzeichnet, aber dennoch in seiner Bedeutung klar zu erkennen. - In der achten
Zeile ist der achte Buchstaben nicht vollständig zu lesen; es wird sich aber um ein O handeln
. In derselben Reihe ist auch der zwölfte Buchstabe verschrieben, doch ist auch hier
ein O unschwer zu lesen. - Schwierigkeiten bereitet das Ende der neunten Zeile. Hinter
dem Sigma scheint ein Theta zu stehen, wenn man den letzten Buchstaben der zweiten
Zeile zum Vergleich heranzieht. Es ist aber auch möglich, statt des Theta ein Epsilon zu
lesen, dem auf engstem Räume (wegen des Randes) ein Iota folgt. Allerdings wäre in diesem
Fall die mittlere Querhaste des E entgegen der sonstigen Gepflogenheit des Schreibers
weit nach oben gerutscht. - Befremdlich mögen auf den mit Griechischkenntnissen
vorgebildeten Leser die halbrunde Form des Sigma sowie das M in der Form des Doppel-
Lambda wirken, doch ist dies in der griechischen Unzialschrift der ersten Jahrhunderte
nach Christus nichts Besonderes10'. - Der viertletzte Buchstabe der ersten Zeile fällt aus
der Reihe. Man ist versucht, von der Form her ein Digamma zu lesen. Doch - wie die
griechischen Grammatiken lehren - schwindet dieser Buchstabe zumindest im ionischattischen
Dialekt bereits vor der homerischen Zeit. Ein Auftreten auf dem Badenweiler

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