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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 131
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0133
Die Aufzeichnungen von Louis Vollrath, Emmendingen,
in der Familien-Chronik der Familie Beidek in Müllheim

Mitgeteilt von Hans Beidek

Louis Vollrath, der Verfasser dieser Aufzeichnungen, die den Werdegang eines Handwerkers
im 19. Jh. schildern, wurde in Emmendingen geboren am 11.12.1822 als Sohn
des Christian Friedrich Vollrath, Burgers und Seilers allda, und der Catharina Elisabetha
Mößner von Emmendingen. Er verheiratete sich am 15.11.1850 mit Emilie Beidek, geb.
zu Ihringen am 26.6.1828, gest. in Emmendingen am 25.9.1900. Louis Vollrath starb am
17.9.1906 in Emmendingen.

Aufzeichnungen vom Jahr 1822 bis 1893

Die Rahme der Zeit von meiner Geburt: 1822 bis heute war wohl eine der wichtigsten
seit vielen Jahrhunderten, indem alle Erfindungen der neueren Zeit als: Dampfkraft,
Gas, Elektricitätsausbeutung etc. alle in diesen Zeitraum fallen, in den 20er-Jahren wußte
man von diesem allem nichts und war es da, man könnte fast sagen ein Urzustand gegen
heute. Dieser Sache jedoch näher zu treten ist nicht meine Absicht. Der Zweck dieser
Zeilen ist, die Aufzeichnungen meiner wichtigsten Erlebnisse niederzuschreiben, beginnend
mit meiner Schulentlassung. Im Jahre 1836 wurde ich unter Herr Präceptor Dreher
von der hiesigen Volkschule entlassen und von Herrn Dekan Reich konfirmiert. Nachher
erlernte ich die Seiler-Profession. Nach beendigter Lehrzeit und indem ich mein Gesellenstück
als Geselle durch die Seilerzunft gemacht hatte, ging ich 1839 in die Fremde.

Es war gegen Ende April, als mich, wie damals üblich, einige gute Freunde begleiteten
, natürlich zu Fuß, weil zu jener Zeit noch keine Eisenbahn existierte. Zwei der Intimsten
davon gingen noch mit und trugen mein Felleisen bis St. Georgen b. Freiburg.
Nachdem mir mein Bündel übergeben und unter Thränen Abschied voneinander genommen
war ging ich den gleichen Tag weiter über Krotzingen nach Kandern, wo ich bei
meinem Vetter Klingelfuß übernacht blieb. Den andern Tag begleitete mich derselbe bis
nach Hammerstein, wo wir zusammen ein Fläschchen zum Abschied tranken. Den gleichen
Tag kam ich noch bis nach Lörrach und blieb bei meinem Onkel Messerschmied
Gimpel (Bruder meiner Mutter) übernacht. Den nächsten Tag reiste ich nach Basel, wo
ich, nachdem ich bei der eidgen. Polizei das Reisegeld nachgewiesen hatte, das erste Visa:
1. Mai 1839 in mein Wanderbuch bekam.

Meine Reise ging von Basel nach Waldenburg, Ölten, Solothurn, Bern, Mutten nach
Neufchatel, wo ich Arbeit bekam. Da mein Meister (Rebmann) immer Streit hatte mit
seiner Frau und fast jeden Tag betrunken war, gefiel es mir nicht, ich blieb nur ca. 6 Wochen
. Von da setzte ich meine Wanderung über Payerne, nach Yverdon, Lausanne, Mor-
ges, Rolle, Nyon nach Geneve fort. In letzterer Stadt erhielt ich Arbeit, aber nur auf
ganz kurze Zeit.; ich mußte meine Stelle in ca. 10 Wochen 3 mal wechseln. Von Geneve
reist ich nach Lyon und wollte nach Marseille. Ich verblieb ca. 8 Tage in Lyon ohne Arbeit
zu bekommen, inzwischen wurde mir solche in Etiennes zugesagt, wohin ich mich
nun auch begab.

Wir machten meistens die großen Seile in die Kohlengruben in Gewicht von 10 bis 20
ztr das Stück. Ich lernte da ordentlich französisch, die Arbeit war aber für mich zu
schwer, indem ich erst 18 Jahre alt war. Ich blieb nur ca. 6 Monate und wollte auf den
Winter nach Deutschland zurück. Die Reise von St. Etienne nach Colmar machte ich mit
Knoderer, Posamentier aus Sulzburg zu Fuß über Lyon, Villefranche, Macon, Challons
und Belfort.

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