Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 139
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0141
Maler der »Himmlischen Landschaft«

Zum 100. Geburtstag von Emil Bizer
von Gustav Faber

Von Emil Bizer, dessen 100. Geburtstag am 5. August 1981 in einem Festakt des Kurhauses
Badenweiler gefeiert wurde, ist einmal gesagt worden, er habe den Winzer des
Markgräflerlandes gelehrt, die Landschaft mit seinen, des Malers Augen zu sehen. »Ins
blaue Licht der Morgen- oder Abenddämmeung«, schrieb die in Badenweiler zeitweise
ansässige Schriftstellerin Annette Kolb, »stellt er die Winzer, die ihre Trauben einbringen
, so glaubhaft dar, daß man meint, die römischen Vorfahren in den blauen Hainen zu
spüren. Nichts wirkt trotz der sorgfältigen Ausgeglichenheit konstruiert, alles ist tausendfach
erlebt, erschaut, gestaltet. Hier ist ein Maler, der nicht aufhört, sich zu entfalten


Der von Annette Kolb so hoch gewürdigte Künstler ist einer der seltenen Fälle eines
Malers, der sich zwar in seinen Bildern auf einen begrenzten geographischen Bereich beschränkte
, in seinem Rahmen jedoch ein überregionales Format erreichte. In einer Mischung
von Blau und Braun mit dem Zusatz von Weiß erzielte er die vielfältige Abstufung
von Tönen, die vielen seiner Bilder den Charakter von Grisaillen geben. Graumalerei
war im 18. Jahrhundert eine beliebte Technik. Bizer griff sie in den Tagen des Ersten
Weltkriegs auf. Thematisch war das eigentliche Revier des Malers die Oberrheinebene
mit ihren Obstbäumen, das Rebland, Tannengruppen auf der Höhe. Gelegentlich komponierte
er bäuerliche Figurengruppen in seine Naturstücke hinein, gleich einem Teil der
Landschaft. Er malte Krähen, die auf Pfählen hocken, Steinhaufen und immer wieder
den markgräflerischen Olymp, den behäbigen Rücken des Blauen. Mit dem Landvolk
stand er auf seinen Malergängen du auf du, und manches Bild gab er gegen ein Fäßchen
Wein aus der Hand.

Von Pforzheim nach Badeniveiler

Der Künstler entstammte der Goldstadt Pforzheim, wo er 1881 geboren wurde.
Durch das Stichwort »Gold« hatte die Geburtsstadt wirtschaftlichen Ruf. Doch auch ein
Goldschmied des Wortes stammte aus Pforzheim und lebte viele Jahre ebenfalls in Badenweiler
: Emil Strauß, der Verfasser des »Riesenspielzeugs« und des »Schleiers«. Er
war wie Bizer Schulkamerad des Radierers und Kunstprofessors Hans Meid. Dieser hatte
vor Jahren die Erstausgabe von Rene Schickeies Brevier des Markgräflerlandes,
»Himmlische Landschaft« betitelt, mit Vignetten versehen. Die späteren Auflagen des
hymnischen Buches enthalten die Zeichnungen Bizers, die ungeachtet des feinnervigen
Strichs von Meid wegen ihrer originär eingefangenen Atmosphäre vorzuziehen sind.
Emil Strauß, schon bejahrt, hatte sich in der Nachkriegs-Misere in seiner Freiburger
Wohnung Erfrierungen zugezogen. Franz Schneller, Autor des Bändchens »Brevier einer
Landschaft«, erzählte dies seinem Freund Bizer in Badenweiler. Dieser, stets hilfsbereit
, sorgte für Abhilfe, indem er Strauß und seiner Frau eine Bleibe in dem Kurort am
Blauen besorgte.

Kam Bizer auch in der Goldstadt an Enz, Nagold und Würm zur Welt, so war er stammesmäßig
doch dem Alemannischen verbunden. Seine Vorfahren väterlicherseits, unter
ihnen der Dichter-Pfarrer Jeremias Gottheit, waren Schweizer; einer von ihnen zog in
die schwäbische Rauhe Alb. Die Mutter kam aus der Gegend von Emmendingen. Der
junge Bizer sollte sich nach dem frühen Tod des Vaters der in der Reuchlinstadt heimischen
Bijouterie verschreiben. Drei Jahre lang gab er sich der Lehre lustlos hin, da es ihn

139


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0141