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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 61
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0063
Archäologische Denkmäler und Funde auf der Gemarkung

Grenzach-Wyhlen (III)

Von Erhard Richter

Das Ende der Römerzeit und die alemannische Besiedlung

Das römische Weltreich war im 3. nachchristlichen Jahrhundert immer stärker werdenden
germanischen Angriffen ausgesetzt, wobei das Dekumadand besonders von den Alemannen
bedroht wurde. Diese werden 213 n. Chr. erstmals unter diesem Namen erwähnt, als sie den
obergermanischen Limes durchbrachen und am Main vom römischen Kaiser Caracalla geschlagen
wurden. Doch trotz dieser Niederlage folgten nur wenige Jahrzehnte später neue Angriffe,
bis schließlich um 259/60 die Limesverteidigung endgültig zusammenbrach.135^

Das ganze Land bis zum Rhein und zur Donau fiel nun in die Hand der Alemannen. Bei diesem
Ansturm überquerten sie auch den Rhein und zerstörten unter anderem Augusta Raurica
(Äugst), Aquae Helveticae (Baden im Aargau) und Aventicum (Avenches).136) Dann setzten sie
ihren Zug über den Großen St. Bernhard fort und kamen sogar bis vor Rom. Zwar gelang es
Kaiser Gallienus, sie auf ihrem Rückmarsch 260/61 bei Mailand zu schlagen, doch erst Kaiser
Probus (276-82) konnte schließlich wenigstens die Linie Rhein-Bodensee-Argen-Iller und Donau
retten und sichern.137^

Nach dem Fall des Limes wurde das Rheintal wieder Grenzgebiet, wobei sowohl rechts wie
links des Rheines militärische Anlagen entstanden. Zu diesen gehört die wohl nie fertiggestellte
Befestigung auf dem »Bergrain« bei Kirchen (Gemeinde Etringen-Kirchen).1381 Damals wurde
auch der Basler Münsterhügel wieder mit Militär besetzt und ausgebaut.139' In welcher Eile die
Römer nach dem Einfall der Alemannen versuchten, ein provisorisches Verteidigungssystem
aufzubauen, zeigt die Befestigung des sogenannten »Bürkli« bei Riburg, wo in den Wall eines
prähistorischen Refugiums ein Tor eingebaut wurde. Diese Toranlage mit ihren zwei viereckigen
Türmen ist nämlich so unregelmäßig angelegt worden, daß dies nur in höchster
Eile geschehen sein kann.14u) (vgl. Abb. 45 u. 46)

Mit der alemannischen Landnahme beginnt nun für den südwestdeutschen Raum ein
ganz neuer Geschichtsabschnitt, denn die alemannische Besiedlung hat ja bis jetzt das
Bild dieses Gebietes geprägt.

Im Gegensatz zur älteren Forschung weiß man heute, daß bei dieser Landnahme die
einheimische Bevölkerung nicht einfach ausgerottet wurde, sondern daß sogar die neuen
Herren eine gewisse Zeit lang gegenüber der hier ansässigen römischen oder romanischen
Bevölkerung in der Minderheit waren. Aufgrund neuer archäologischer Erkenntnisse
nimmt man sogar an, daß es nach dem alemannischen Einfall noch ziemlich intakte
stadtähnliche römische Siedlungen gab, bei denen der Münzumlauf in gewissem Umfang
erhalten geblieben ist, was auf Beziehungen zum römischen Grenzgebiet schließen
läßt.14,1

Neben diesen wahrscheinlich bis ins späte 4. Jahrhundert weiterbestehenden Niederlassungen
gab es wohl auch noch Rückzugsgebiete romanischer Bevölkerungsteile, die
natürlich vor allem im Gebirge lagen. Wolf gang Kleiber hat mit Hilfe von Flurnamenuntersuchungen
die ernstzunehmende These aufgestellt, daß sich im mittleren Schwarzwald
solche romanischen Bevölkerungsreste noch sehr lange gehalten haben, bis dann
dieses Gebiet im 7. Jahrhundert ebenfalls germanisiert wurde.142)

Auf Grund der archäologischen Befunde weiß man heute auch, daß selbst in den besser
zugänglichen Gebieten nicht gleich nach der Landnahme eine intensive Besiedlung
eingesetzt hat, weil die Alemannen dazu zahlenmäßig noch zu schwach waren. In den
folgenden Generationen änderte sich dann durch dauernden Zuzug die Situation immer
mehr zugunsten der neuen Herren, bis schließlich in den großen merowingischen Reihengräberfriedhöfen
des 6. und 7. Jahrhunderts das germanische Element überwiegt.

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