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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 67
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0069
blockierte Brücke hätte ja das römische Heergezwungen, auf andere Weise den Strom zu
überqueren. Außerdem spricht gegen eine Zerstörung die spätere Anlegung oder Wiederinstandsetzung
des rechtsrheinischen Brückenkopfes unter Valentinian I. (364-75).

Aus dem Text erfahren wir auch noch, daß einige hohe Offiziere aus der Umgebung
des Kaisers Alemannen waren und ihre Stammesgenossen über den Angriffsplan informiert
hatten. Einer dieser Offiziere namens Agilo wurde wenige Jahre später von Kaiser
Constantius II. als einziger Alemanne der ganzen spätrömischen Zeit bis zum Heermeister
befördert.1""

Da im Text die Angaben über den Rheinübergang etwas zweideutig sind, nimmt Hert-
lein an, daß dieser gar nicht stattgefunden hätte.155^ F. Staehelin hält dies aber für eine unrichtige
Deutung der Textstelle1^, und auch die neuere Forschung zweifelt nicht an der
Überquerung des Stromes durch das römische Heer.1'7' Nach Staehelin kann der Ort
dieses Ubergangs nur an den Stromschnellen von Rheinfelden, dem sogenannten »Gewild
«, gelegen haben, da sich dort die nächste Rheinfurt befand."8) Somit werden die
Verhandlungen zwischen den beiden Heeren wohl irgendwo zwischen Rheinfelden und
Wyhlen stattgefunden haben.

Der hierbei erneuerte Vertrag (foedus) hielt aber nicht lange, denn als Gundomad bald
darauf ermordet wurde, nahm Vadomar mit seinen Scharen wieder an den Kämpfen gegen
die Römer teil.l!)9)

Im Jahre 355 überschritten die Alemannen und Franken dann in breiter Front den
Ober- und Niederrhein, wobei sogar Köln in fränkische Hand fiel. In dieser äußerst bedrohlichen
Situation ernannte Constantius II. seinen Vetter Julian in Mailand zum Caesar
mit dem Kommando in Gallien. Als Julian dann im Jahre 357 bei Straßburg die Entscheidung
gegen die unter König Chnodomar vereinigten Alemannen suchte, schickte er
den Unterfeldherrn Barbatio mit 25000 Mann in die Gegend von Äugst, um die Alemannen
von dieser Seite aus anzugreifen. Dabei wurde Barbatio von einer Alemannenschar
überfallen und mußte unter Preisgabe seines ganzen Trosses weit über Äugst hinaus die
Flucht ergreifen.

Auch nach dem glänzenden Sieg Julians bei Straßburg zeigte sich Vadomar im rechtsrheinischen
Gebiet bei Basel weiterhin unfügsam. Deshalb rückte Julian im Jahre 359 mit
seiner Armee von Spever nach Kaiseraugst. Dort bewirkte die bloße Drohung mit einem
Angriff, daß Vadomar mehrere tausend früher in die Gefangenschaft verschleppte Bewohner
Galliens wieder freigab. Als der Alemannenfürst dann 2 Jahre später wieder einen
Kriegszug gegen die an Rätien angrenzenden Gebiete unternahm, wurde er danach
auf listige Weise über den Rhein gelockt und bei einem Gastmahl, das wahrscheinlich im
Kastell Kaiseraugst stattgefunden hat, gefangengesetzt. Daraufhin verbannte ihn Julian
nach Spanien, von wo aus er dann später in römischen Diensten sogar bis zum Statthalter
von Phönikien aufstieg.

Obwohl jetzt der gefürchtete Gegner am Hoch- und Oberrhein ausgeschaltet war,
kehrte hier aber noch keine Ruhe ein, denn Vadomars Son Withikap setzte den Kampf
gegen die Römer fort. Doch im Jahre 368 ließ ihn Kaiser Valentinian I. durch Meuchelmord
beseitigen.

Ein Jahr später entschloß sich dann der Kaiser, den Donau-Iller-Rhein-Limes auszubauen
und »die ganze Rheinlinie von der Quelle in Rätien bis zur Meerenge des Ozeans
durch gewaltige Festungswerke (zu) sichern; er ließ die Lagerwälle erhöhen und Kastelle
und eine fortlaufende Reihe von Türmen an geeigneten Stellen errichten, an der ganzen
gallischen Grenze entlang. Zuweilen ließ er auch Blockhäuser jenseits des Stromes anlegen
« (Ammianus 28, 2.1 ff.). Bei Basel wurde damals auf seinen Befehl eine Befestigung
erbaut, die man seit 1973 in Kleinbasel gegenüber dem Münsterhügel gefunden zu haben
glaubt.160» (vgl. Abb. 48 u. 49)

Mit den hier geschilderten Ereignissen stehen sowohl die 6 spätrömischen Fundmünzen
von Wvhlen wie auch der Brückenkopf gegenüber von Kaiseraugst in engem Zusammenhang
, so daß hier ausführlich darauf eingegangen werden muß.

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