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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 155
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0157
Die ehemalige Pfarrkirche St. Martin in Müllheim

Michael Schmaedecke

Auf einem nach Westen wie nach Süden abfallenden Plateau, inmitten des Ortskernes von
Obermüllheim, steht die St. Martinskirche - ein längsrechteckiger Saalbau mit einem polygonalen
Chor und einem mächtigen, aus der Mittelachse der Kirche nach Süden verschobenen
Westeingangsturm auf nahezu quadratischem Grundriß. Durch die Stellung des Turmes
vor dem Langhaus war es von jeher als sicher angesehen worden, daß der Turm älter
als das bestehende Kirchenschiff ist. Die schriftlichen Quellen nennen den Ort erstmals
758. In einer Urkunde des Klosters St. Gallen vom 27. November schenkt ein Strach-
fried dem Kloster Güter »in villa Mulinhaimo«.1 Eine weitere Schenkung ist für das Jahr
805 bezeugt: ein Dietlich und Ehefrau Wolfgan schenken Güter »in pago Brisegowe in
villa Mulinheim« an das Kloster Lorsch.2 Eine Schenkung von Gütern Kaiser Karls III.
877 an eine Beretheida bezeugt, daß sich auf Müllheimer Gemarkung Königsgut befunden
hat.3' 1048 wird Müllheim als Besitz der Herzöge von Zähringen genannt4', und es
ging nach deren Aussterben 1218 an die Grafen von Freiburg, als Bestandteil deren Herrschaft
Badenweiler, über. 1398 bis 1415 war die Herrschaft an Österreich verpfändet und
kam 1444 an den Markgrafen von Hachberg. Nach dem Aussterben der Linie Hachberg-
Sausenberg 1503 wurde Markgraf Christoph von Baden Eigentümer der Herrschaft.

Die kirchlichen Anfänge Müllheims werden wegen des Martinspatroziniums in die
fränkische Zeit gesetzt. Auch der Ortsname mit der -heim- Endung deutet auf eine fränkische
Gründung.

Die schriftlichen Nennungen kirchlicher Einrichtungen setzen aber erst 1130 ein, mit
der Erwähnung eines »Herimanus decanus de Mulnhcym«. '. 1266 ist Konrad von Freiburg
Konstanzer Kanoniker und Pleban in Müllheim. ' Erst 1437 wird das Patrozinium
der Kirche zum Hl. Martin genannt.7 . Diese späte Nennung des Patroziniums sagt aber
nichts über dessen Alter aus. Als der badische Markgraf Karl III. 1555 zum evangelischen
Glauben übertrat, wurde, gemäß des Augsburger Religionsfriedens, am 1. Juni
1556 auch in Müllheim der Protestantismus eingeführt.* Die Martinskirche wurde nun
evangelische Pfarrkirche. Mittelalterliche Baunachrichten über die Kirche sind nicht
vorhanden. Erst die nachreformatorischen Visitationsprotokolle und die markgräflichen
Bauakten geben Auskünfte über den baulichen Zustand der Kirche und über Renovierungen
. Schon damals machte man sich Gedanken über das Alter der Kirche. Im Visitationsprotokoll
vom 14.1.1801 heist es: das »Alter derselben kann nicht angegeben werden
«.9 In seiner 1886 erschienenen »Geschichte der Stadt Müllheim« widmete der damalige
evangelische Müllheimer Pfarrer A. J. Sievert einige Seiten der Martinskirche.10' Er
vermutete, der bestehende Kirchenbau sei entweder 1401 nach einem Brand oder 1409
nach einem Schweizer Uberfall, dem die Vorgängerkirche zum Opfer gefallen sei, erbaut
worden. '

1923 stellte der Großherzogliche Konsen ator und Freiburger Professor für Christliche
Archäologie, Joseph Sauer, die Müllheimer Martinskirche in den historischen Kontext
, behandelte aber hauptsächlich die Wandmalereien im Kircheninneren.1"'

Seit der Profanierung der Kirche 1881 - die Gemeinde bezog einen Neubau - wurde
das Gebäude, das in städischen Besitz übergegangen war, zu verschiedenen Zwecken genutzt
und 1920/21 zu einer Festhalle umgestaltet.

Die von 1979 bis 1982 durchgeführten Renovierungen des Gebäudes richteten das Augenmerk
erneut auf die alte Müllheimer Kirche. Da der Einbau eines Betonfußbodens
mit einer Fußbodenheizung die unter der Kirche befindlichen archäologischen Quellen
im oberen Bereich zerstört und die darunterliegenden Befunde für fast ewige Zeiten der
wissenschaftlichen Erforschung entzogen hätte, wurde eine planmäßige Ausgrabung im
Kircheninneren durchgeführt.[" Ziel der Grabung, die von Januar 1980 bis Februar 1981

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