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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 171
(PDF, 41 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0173
sie einen bodenlangen Mantel, über den das taillenlange Haar fällt. Den rechten Arm hält
sie abgewinkelt vor dem Körper, in der linken Hand trägt sie das Salbgefäß als Attribut.
Hinter dem Kopf, auf den Schultern aufsitzend, befindet sich ein großer Heiligenschein.
An wenigen Stellen sind noch die Reste der Fassung - ein blasses Grün des Mantels zu
erkennen. Die Grundierung, eine weiße Kalkschlemme, ist nahezu auf der gesamten Figur
erhalten.

Zur Datierung der letzten mittelalterlichen Phase: Die Münzen im Fundament des
Taufbeckens, das in dieser Phase schon von dem Plattenboden überdeckt, also nichtmehr
in Gebrauch war, geben mit dem Ende des 12./ Wende zum 13. Jahrhundert einen 'ter-
minus post quem'. Einen 'terminus ante quem' setzt die Datierung der Malerei in der
Eingangshalle in das 14. Jahrhundert.

Kirchen mit West-Eingangstürmen sind im südlichen Breisgau, dem späteren Mark-
gräflerland, bis in das Ende des 15. Jahrhunderts sehr verbreitet. Ihre Erscheinung ist im
gesamten Oberrheingebiet seit etwa dem Jahr 1000 bekannt."^ Hergeleitet wird diese
Bauweise aus dem Burundischen, und sie erfährt in unserem Raum ihre monumentalste
und großartigste Ausprägung im Freiburger Münster. Als Vergleichsbeispiele aus der
Umgebung Müllheims wären zu nennen: Badenweiler (um 1300), Betberg (12. Jh.),
Blansingen (1497), Eschbach (12./13. Jh.), Kaltenbach (um 1100), Niedereggenen (11./
12. Jh.), Schliengen (13./14. Jh.) und Sulzburg (1050 - 1150), womit noch lange nicht alle
vergleichbaren Bauten aus der Region erfaßt sind. Die Vergleichsbauten werden zeitlich
eingeordnet zwischen dem 11./12. Jahrhundert (Sulzburg) und dem Ende des 15. Jahrhunderts
(Blansingen) - das Gros wurde im 12. 13. Jahrhundert erbaut. Daher erscheint
der nachträgliche Anbau des Müllheimer Turmes und die sofortige Ausmalung der Eingangshalle
nach der Fertigstellung als wahrscheinlich. Damit wäre der Turm und die gesamte
letzte Umbauphase der mittelalterlichen Kirche der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
zuzuweisen.

Neubau 1610 (Phase IV)

Für den Neubau des heute bestehenden Kirchenschiffes legte man das mittelalterliche
Gebäude ausschließlich des Turmes bis auf wenige Steinlagen des aufgehenden Mauerwerkes
nieder. Die Südwand wurde sogar bis auf die untersten Steinlagen ausgesteint
und durch die neue Südwand an gleicher Stelle ersetzt. Der neu erbaute rechteckige Kirchensaal
, der in der Mauerstärke den mittelalterlichen Westturm einbindet und im Osten
mit einem 3/8-Chor (3 Teile eines Achteckes) abgeschlossen wird, besitzt eine Länge von
26,73 m (incl. Chor) bei einer Breite von 12,74 m bis 12,79 m (alles Innenmaße). Da die
neue Südwand an der Stelle der Südwand des Vorgängerbaues steht, die Breite des Neubaues
die alte Kirche aber um 4,24 m überragt, kommt der Westturm nicht mehr in die
Mittelachse der Kirche zu stehen. Der weitaus breitere Teil der Fassade befindet sich nun
nördlich des Turmes. Hier öffnet sich eine rundbogige, zweiflüglige Türe ins Innere.
Fast willkürlich angeordnet erscheinende Fenster weisen auf die Geschoßeinteilung des
Kircheninneren: rechts über dem Eingang ein spitzbogiges Fenster, darüber zwei auf
gleicher Höhe liegende rechteckige Fenster. Das rechte davon zeigt in seinem Sturz die
Jahreszahl 1610. Uber den beiden nebeneinanderliegenden Fenstern sitzt ein einzelnes
Rechteckfenster und ganz im Zwickel zwischen Dachschräge und Turm ein bedeutend
kleineres rechteckiges Fenster. Das spitzbogige Fenster belichtet die Empore, die dar-
überliegenden Fenster die beiden Geschosse des Dachbodens. Ungewöhnlich erscheint
die Anbringung der Jahreszahl an einer so schlecht sichtbaren Stelle im 2. Obergeschoß
der Westfassade. Dies ist dadurch zu erklären, daß das spitzbogige, spätgotische Fenstergewände
im ersten Obergeschoß aus dem Vorgängerbau übernommen wurde. Die 3
rechteckigen Fenstergewände des 2. und 3. Obergeschosses mußten dagegen neu gearbeitet
werden.

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