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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 185
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0187
Ortsbaukommission gewesen war. Er schlug im November 1885 nach dem Wortlaut der
Akten in einem Schreiben an den Gemeinderat vor-Zitat - »bei Gelegenheit des Neuen-
burger Kirchenbaues den Turm der alten Kirche diesen Winter abbrechen zu lassen. Derselbe
werde mehr und mehr ruinenhaft, das Dach desselben ist durchweg undicht, die
Latten faulen. Interesse ist keines vorhanden, Ausbesserungen vorzunehmen, das Abnehmen
der Ziegel wird gefährlicher, das noch ziemlich erhaltene Holzwerk verliert an
Wert. Ebenso wird durch die unverschlossenen Öffnungen Regen und Schnee in das Innere
geweht.« »Aus obigen Gründen und weil jetzt wohl die Steine am besten verkauft
werden können«, so schreibt der Maurer, »halte ich gerade die jetzige Zeit sehr geeignet,
diese doch unvermeidliche Arbeit vornehmen zu lassen.« Der Maurer erbot sich, »den
Turm um den Wert sämtlicher Materiahen, ausgenommen des Glockenstuhls«, - den die
Stadt zum Verkauf ausgeschrieben hat — abzubrechen, wenn die Gemeinde die Abfuhr
des Schuttes übernimmt und die allenfalsige Lagerung der Steine über Winter auf dem
Platze gestattet, und für den Verputz des bloßgestellten Giebels, Einmauern zweier Fenster
und Herstellen einer Treppe (aus sich ergebenden Steinen) 170,— Mark vergütet,
welche vielleicht aus dem Glockenstuhl erlöst werden könnten.«

Doch es gab zum Glück einen Turmschutzengel in Gestalt der Bezirksbauinspektion,
die am 9. Dezember 1885 an das Bürgermeisteramt Müllheim unter anderem schrieb,
»den Turm immerhin noch als eine Zierde der Stadt stehen zu lassen, da derselbe keineswegs
baufällig ist. Zu diesem Behufe müßten aber die obersten Schallöcher besser verwahrt
werden, damit der Schnee und Regen nicht mehr in das Innere eindringen können


Zuvor hatten mündliche Verhandlungen zwischen der Stadt und der Bezirksbauinspektion
an Ort und Stelle stattgefunden. Diese Bezirksbauinspektion — ich weiß nicht,
welche Männer ihr angehört haben - verdient heute noch unseren Dank für die Rettung
des schönsten Wahrzeichens unserer Stadt.

Zurück zu heute.

Es war hohe Zeit, daß durch den Bau des Bürgerhauses der Zweckentfremdung der
Kirche Einhalt geboten wurde. Nun brauchen wir uns nicht mehr zu schämen, unsere
Gewissen sind erleichtert. Wir dürfen die Martinskriche in neuem Glanz erleben. Darüber
freuen sich auch in besonderer Weise die alten Bürger unserer Stadt, in deren Namen
ich dies wohl sagen darf. Dem Gemeinderat und Ihnen, Herr Bürgermeister Sänger,
sowie Ihren Mitarbeitern gebührt unser herzlicher Dank, denn ich weiß, wie sehr Sie
Bürgerhaus und Martinskirche nicht nur energisch angestrebt, sondern auch mit Herz
zu ihrer eigenen Sache gemacht haben. Für uns Alte ist das wertvollste Stück unserer
Stadt heimgekehrt. Wir wollen es in Ehren halten.

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