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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 201
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0203
Zum Tode der Mundart-Dichterin Hedwig Sahn
Große alte Dame mit jungem Herzen
Treibende Kraft für das Weiterleben der alemannischen Dichtung

Fünf Tage nach ihrem einundneunzigsten Geburtstag ist sie am 19. September in Freiburg
gestorben: Hedwig Salm, geborene Lohrer, die »große Alte Dame« der Mundart-
dichtung. In Neuenweg ist sie geboren, in Tegernau im kleinen Wiesental wuchs sie auf,
das Tal der Beichenwiese formte ihre Sprache und noch mehr ihr Gemüt. Es war ihre
Heimweh-Heimat und Quelle der Kraft zugleich, obwohl sie sich in der Wahlheimat
Freiburg und der Fürsorge ihrer Kinder stets bestätigt fand. 1928 wurde sie mit einem
Gedichtpreis ausgezeichnet, 1936 schrieb sie das »Waldkircher Festspiel«.

Dann war es lange still um Hedwig Salm. Ihre tiefe Gläubigkeit und ihre Klarsicht ließen
sie bald erkennen, wie hohl der »Heimatzauber« war, den das dritte Reich programmierte
und dem so mancher der damaligen Dichtergrößen auf den Leim ging. Erst nach
dem Zusammenbruch erhob sie wieder ihre Stimme. Zusammen mit Desire Lutz, Hubert
Baum und Richard Gäng war sie eine der treibenden Kräfte für das Weiterleben der
verachteten Mundartdichtung nach dem Krieg, sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern
des Arbeitskreises für alemannische Sprache und Dichtung, aus dem später die
Muettersproch-Gsellschaft entstand. Für ihre Verdienste wurde sie zum Ehrenmitglied
dieser großen Vereinigung ernannt.

Als »Bächli-Bäumli-Vögeli-Dichterin« von neunmalklugen sogenannten »modernen
Alemannen« abgetan, ließ sich Hedwig Salm in ihrer Art weder biegen noch brechen. Sie
schrieb aus dem Herzen, und es ging zu Herzen, ihre Gedichtbände »Brunnen am Weg«
1954, »Aus des Herzens Fülle (hochdeutsch)« 1959, »Rosen im Heimgarten« 1968;
»Wege und Brücken« 1977 und »Erlebter Hochschwarzwald« 1979, durchweg von
Schauenburg in Lahr verlegt, fanden breite Leserschichten. Die Menschen wurden angerührt
von der bildreichen Schilderung der Natur und vom verstehenden Eingehen auf
das Menschliche. Besinnlichkeit und Religiosität herrschten vor, daneben kamen aber
der Humor und eine herzhafte Heiterkeit nicht zu kurz. Das bewies sie auch in ihren
schelmischen Mundartspielen, die vom Landesausschuß »Tag der Heimat« mit Preisen
ausgezeichnet worden sind.

Hedwig Salm war eine würdige Trägerin der Johann-Peter-Hebel-Gedenkplakette,
die ihr die Gemeinde Hausen 1965 verlieh. Der Bund Heimat und Volksleben ehrte sie
1979 mit der goldenen Ehrennadel für besondere Verdienste um die Heimat. Weniger
bekannt als ihre Gedichte sind die Erzählungen und Aufsätze aus der Heimatgeschichte,
die in Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind. Und auch ihre alemannische Prosa
konnte sich sehen und hören lassen (auf der Schallplatte der Muettersproch-Gsellschaft
liest die Hochbetagte die Erzählung von der »Politur« mit beinahe jugendlichem Feuer).

Gerhard Jung

201


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