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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 006
(PDF, 41 MB)
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lung, selbst leisten. Die Ergebnisse der Erarbeitung müßten dann natürlich im Unterricht
diskutiert, vertieft und strukturiert werden. Die Schüler sollten insgesamt erkennen
, wie sich die - vergröbert formuliert - eher statische, immobile, weitgehend agrarisch
strukturierte Gesellschaft der vorindustriellen Zeit allmählich in eine zunehmend
dynamische, mobile Gesellschaft verwandelt, innerhalb derer die industrielle Produktionsweise
eine immer größer werdende Rolle spielt.
Im einzelnen sollte von den Schülern erkannt werden,

1. wie stark sich das äußere Gesicht des Raumes durch wachsende Infrastruktur veränderte
(z.B. durch zahlreiche, neu entstehende Fabriken, größere Fabrikmiethäuser,
neue Straßen, Bahnstationen etc.)

2. daß sich die Bevölkerung der stark anwachsenden Industrieorte im 19. Jahrhundert
zunehmend ausdifferenziert in Bauern, »Arbeiter-Bauern«, »Nur-Fabrikarbeiter«
(gelernte, ungelernte, Tagelöhner, Frauen, Kinder), sowie eine immer größer werdende
bürgerliche Schicht.

3. daß die Industrie gegenüber der Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt.

4. daß eine Bevölkerungsumverteilung stattfand. (Viele verarmte Bergbauern des oberen
Talabschnittes zogen im 19. Jahrhundert in die Industrieorte des vorderen Tales.)

5. daß sich die Lebens- und Arbeitsweise vieler Menschen (vor allem der »Nur-Fabrikarbeiter
«) grundlegend wandelte. (z.B.: Tendenz hin zur KJeinfamilie, Leben und
Arbeiten stellen keine Einheit mehr dar, Trennung von Wohn- und Arbeitsplatz; im
zunehmend arbeitsteiligen Prozeß stellt der Arbeiter Produkte her, die ihm nicht
mehr gehören, sondern dem Fabrikanten, in dessen Abhängigkeit er sich begeben
muß.)

//. Zwei wichtige Quellen aus der Frühzeit der Industrialisierung

1.Quelle!

Vorbemerkung:

Nachdem Gustav Magnus v. Wallbrunn 1748 die Geschäfte des Landvogts der Oberen
Markgrafschaft übernommen hatte, setzte er sich mit Nachdruck für die Förderung
der gewerblichen Wirtschaft in unserem Lande ein. Ihm war vor allem daran gelegen, Industrie
anzusiedeln, die die Kapitalbildung im eigenen Lande fördern sollte. Die Wall-
brunnsche Denkschrift vom 24. Jan. 1753 stellt ein hervorragendes Dokument merkan-
tilistischen Denkens dar.

Für den Unterricht wurde dieser Text gekürzt und in eine dem Schüler verständliche
Sprache übersetzt. (Orginalwortlaut siehe: Karl Herbster »Zur Geschichte der Lörracher
Industrie«, 1926; S. 17 ff.)

Quellentext:

Es wäre überflüssig, hier vieles zu bemerken von dem Vorteil und Nutzen, welche die
Beförderung der Manufaktur und der Commerzien (Handel) in einem Lande gewährt.

Die tägliche Erfahrung lehrt dieses, und man muß nur die, was ihre Fruchtbarkeit angeht
, glückseligsten Länder, wie z. B. Ungarn, betrachten, so wird man leicht überzeugt
werden, daß der darin sich zeigende große Mangel an Geld und die daher rührenden Beschwerlichkeiten
dem Abgang der Commerzien überhaupt und der Manufakturen insbesondere
zuzuschreiben sei, da die Unterlassung des ersteren kein fremdes Geld ins
Land bringt, das Versäumnis des letzteren aber das Geld aus dem Lande schleppt.

Gott und die Natur haben die fürstlichen Oberlande besonders mit natürlicher
Fruchtbarkeit begabt, daß durch Handel und Wandel mit Wein, Frucht, Hanf, Flachs,
Holz, Fisch, Vieh etc. manches fremde Geld hereingezogen wird. Hingegen geht auch
mancher Pfennig nur deshalb wieder hinaus, weil man bis jetzt nicht gewohnt ist, die

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