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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 165
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0167
Die Oechslein brechen das Genick:
Ein Streich vom Gangelari.

Auf einem Holzblock sitzen traut
Der Weberjörg und seine Braut;
Auf einmal rollt der Klotz davon,
Sie mit, den Rain hinab; voll Hohn
Laut lacht der Gangelari.

'Die Sonntagshosen setz' ich dran,
Daß ich den Höllenracker bann",
Hansuli schwört's und geht in Ruh'
Bei Nacht dem Hollengäßlein zu
Trotz Tod und Gangelari.

Er setzt sich unter einen Baum,
Da liegt er bald im schönsten Traum;
Doch wie am Morgen er erwacht,
Fort sind die Hosen: Alles lacht,
Am meisten Gangelari.

Das Ding ging mir im Kopf herum:
'Hier stehn die Sachen, schief und krumm;
Am besten ist's, ich mach mich draus,
Fort aus dem Spuck und Geistergraus,
Weit weg vom Gangelari.'

Doch ach, wie weit ich immer floh,
Mir folgt' der heim'sche Schadenfroh;
Und hab' ich, wie gewöhnlich, Pech,
Ich hör' sein Spötteln, hör', wie frech
Mich auslacht Gangelari.

Zu zitieren bleibt noch die restliche Fußnote des Verfassers: »Ich habe nun freilich
dem Gangelari einige Streiche beigemessen, die einem Schopfheimer Gespenst, dem
'Chäpplibock', zugeschrieben werden, aber gerade die zahlreichen, oft grotesken Verwandlungen
des letztern geben einen hinlänglichen Beweis, daß wir es auch dort mit
Wotan zu thun haben.«

Sturm hat - durch solche Bemerkungen ausgewiesen - durchaus den Einfluß und die
beachtliche Reichweite der Wandersage erkannt. Indes verwundert es eigentlich sehr,
daß in der Mehrzahl unserer badischen Sagensammlungen der Ganggalaris keinen Einzug
gehalten hat. Das gilt etwa in gleicher Weise für die Bernhard Baaderschen »Volkssagen
aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden« (Karlsruhe 1851 und 1859;
Reprint von 1973) als für das vielfältige »Badische Sagenbuch« (Freiburg 1898), von
neueren Sammlungen wie der Max Riepleschen »Vergessenen Rose« (Stuttgart 1957)
oder Hans Brüstles »Wildem Heer« (Freiburg 1977) ganz zu schweigen. Zugegeben, der
Ganggalaris-Stoff hat keine jenseitigen Bezüge und gibt sich zudem in seinen Details
einigermaßen verstreut, wenn nicht spröde. Was uns jedoch nicht daran hindern sollte,
sich seiner beizeiten und vorm endgültigen Vergessenwerden zu erinnern.

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