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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 203
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0205
»Bad Säckingen - Stadt am Hochrhein«

von Christian M. Vortisch

Unter diesem Titel ist 1982 im Hochrhein-Verlag Bad Säckingen eine kurzgefaßte Geschichte
dieser Stadt erschienen, die für Zwecke des Fremdenverkehrs durch Einführungen
und Daten auch in Englisch und Französisch eingeleitet wird.

Verhältnismäßig breiten Raum nimmt die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ein, wobei
natürlich der Neuaufbau, Arbeitsmarkt, Verwaltungsreform und »Behördenzentra-
lität«, Ver- und Entsorgung usw. nicht zu kurz kommen. Solche Entwicklungen müssen
den Landeskundler vorzüglich interessieren, weil er sie aufgrund seiner breiten und tiefen
Kenntnis auch früherer Zustände beurteilen und relativieren kann.

Der zweite Teil des Bändchens informiert über die historischen und modernen Sehenswürdigkeiten
der Stadt, über Pflanzen- und Tierwelt der Umgebung und, was besonders
lobend erwähnt zu werden verdient, bringt einen Abschnitt über heimische Bräuche und
Badische Spezialitäten (der Küche und des Kellers), der sachkundig und anschaulich und
sprachlich ansprechend geschrieben ist. Ganz besonders dürften dabei die Beschreibungen
der Rezepte für verschiedene Speisen Interesse finden.

Natürlich hat ein Historiker, Germanist und Volkskundler dies und das an solchen
Texten auch auszusetzen, was den Autoren entgangen oder nicht besonders bemerkenswert
erschienen sein dürfte. Einige solche Hinweise seien daher noch erlaubt. Ein unmöglicher
Faux-pas ist beim Bildnachweis die Nennung eines »Stadtarchivs« Basel. Völlig
unpassend ist, ausgerechnet im französischen Text von »barbares alemaniques« zu
sprechen (fürs Englische gilt dasselbe). Von Franken, Angeln, Sachsen oder gar Normannen
als Barbaren zu sprechen, würden sich deren Nachfahren (in einer Werbeschrift
!) nie erlauben. Die Stadt kam 1805 auch nicht an ein »Herzogtum« Baden, obwohl
dieser Begriff auch einmal dem Kenntnisstand eines Herrn Burda entsprochen hat,
als er sich öffentlich über Geschichte äußerte.

Die beiden Karten S.12 (deren Autorschaft leider nicht genannt ist) zeigen bezeichnenderweise
einen häufig festzustellenden Mangel. Sie stellen für das 3. Jh. Gallien und
für das 6. Jh. die fränkischen Gebiete unter Einschluß der Bretagne dar. Das ist historisch
unrichtig. Für die »Britannia minor« trifft diese Darstellung erst für das 13. Jh. zu.

Z. Zt. des 30jährigen Kriegs ist die Rede von »Schutztruppen der eigenen Herrschaft«.
Das ist eine völlig unhistorische, moderne Vorstellung. Damals waren die Offizierkorps
aller Heere mehr oder weniger bunt zusammengewürfelte Söldner aus aller Herren Länder
. Die Eigenheiten der Landschaften, in denen sie Krieg zu führen hatten, waren den
Spaniern, Kroaten oder Schweden unbekannt. Die Truppen mußten sommers und winters
für sich selbst sorgen, im übrigen waren sie nur am Beutemachen interessiert, von
Schutz war überhaupt keine Rede.

Daß, offenbar in jüngerer Zeit, in Säckingen eine Fasnachtsfigur »Siechenmännle«
eingeführt worden ist, erfahren wir auch. Damit will man scheint's die Figur des 1. Säk-
kinger Stadtsiegels in die Gegenwart zurückholen, die vermutlich den Personenkreis
symbolisiert, dem der Dienst des Klosters in seiner Frühzeit galt, den Armen und Kranken
. Es ist ein Zeichen moderner Gefühllosigkeit, gerade eine solche Figur, die Not,
Seuchen, Krankheit und Leiden früher Jahrhunderte darstellt, als Fasnachtssymbol zu
wählen.

Ein paar mundartliche Schnitzer seien noch erwähnt. In »Z'nüni« steht nüni nicht für
9 sondern für neun Uhr. Der Quetsch ist elsässisch für Zwetschgenwasser, nicht für
Himbeergeist (!). Im Alemannischen gibt es weder Möhren noch Sahne. Und schließlich
ist in Basel der Fasnachts-Montag nicht »der auf den Rosenmontag folgende Montag«,
weil es dort keinen Rosenmontag gibt. Der um eine Woche spätere Fasnachtsbeginn entspricht
noch dem Julianischen Kalender. Nach der sehr späten Einführung des Gregorianischen
Kalenders hat man den alten Termin einfach beibehalten.

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