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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 109
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0111
Die Reformation im Markgräflerland (1556- 1981)

Vortrag in Efringen-Kirchen am 31. 10. 1981
von Karl Hammer, Basel

Seit etwa 20 Jahren ist das historische Interesse insbesondere der Jugend, damit auch in
kirchlichen Veranstaltungen, ziemlich deutlich zurückgegangen. Es bedeutet daher Mut
eines Pfarrers, eines Dekans, wenn er historische Gedenktage und -jähre auch heute
noch zum Anlaß nimmt, seiner Kirchgemeinde einen Vortrag über ein historisches Thema
zuzumuten bzw. anzubieten. Aber in fast all den Fällen, in denen ich diesbezüglich in
den letzten Jahren hier im Markgräflerland oder drüben in Basel angefragt wurde, etwas
über die jeweilige Durchführung der Reformation zu sagen, hat sich dieser Mut bewährt,
und so danke ich auch Ihnen heute, daß Sie so zahlreich zu einem historischen Thema erschienen
sind am Gedenktag von Luthers Reformation.

Seit mindestens 150 Jahren gilt in unsern Ländern der 31. Oktober, der Tag des angeblichen
oder wirklichen Thesenanschlags Luthers im Jahre 1517, als Stichtag der sächsischen
Reformation und damit als Gedenktag aller anderen Reformationsfeiern weit über
Deutschland hinaus, auch in Gegenden und Ländern, die von dieser Reformation erst relativ
spät erfaßt wurden. Dazu gehört seltsamerweise auch unser Markgräflerland, das
erst 1556 durch einen neuen Markgrafen zu diesem bedeutsamen offiziellen Schritt gebracht
wurde. Ich muß darum überall diesen Vortrag ein wenig anders halten, ob ich ihn
an der Oekolampad-Gemeinde in Basel, in Schopfheim oder in Kleinhüningen oder nun
in Efringen-Kirchen halte. Es sind nicht nur verschiedene Daten und Gestalten zu beobachten
, es sind auch verschiedene Schwerpunkte zu setzen und immer wieder neue
Quellen vorher zu untersuchen. Und dennoch gehört alles historisch zusammen. Ich
will daher versuchen, aus dem bunten Reformationsmosaik unserer Regio basiliensis
auch heute möglichst viele Seiten bewußt zu machen, von der Basler »Patrizierreformation
« im Jahr 1529, die Basel vor 2 Jahren groß gefeiert hat, ebenso etwas zu sagen wie
von der Markgräfler »Fürstenreformation«, aber daneben auch etwas - die Arbeitergemeinde
Kleinhüningen wünschte sich das besonders - von den sozialen Unruhen des
Bauernkriegs von 1525, die, weil sie auch in unsere Gegend herüberschlugen, nicht ohne
Verbindung zur neuen Lehre zu sehen sind, dabei aber besonders auf die Kirchener und
Efringer Situation damals einzugehen versuchen. Das wird nicht ganz einfach sein, sich
aber bestimmt lohnen. Denn wenn man an die Durchschlagskraft der Reformation auch
heute glaubt, gerade wenn man glaubt, daß auch heute die Kirche eine solche dringend
nötig hätte, wird man nur mit Gewinn aus der längst vergangenen Geschichte Lehren
ziehen können, um nicht in frühere Fehler unbedacht zurückzufallen.

Doch nun zu den Fakten, zur Frage, warum das Markgräflerland erst 1556, als letztes
deutsches Land zur evangelischen Konfession fand. Dies hing mit seiner Lage inmitten
vorderösterreichischer, habsburgischer und damit besonders reformationsfeindlicher
Ländereien zusammen, gegen deren Umarmung und Bedrohung nur ganz besondere
Umstände diesen Schritt für die Markgrafen möglich machten. Diese besonderen Umstände
waren erst im Augsburger Religionsfrieden von 1555 gegeben. Dieser Religionsfrieden
hat den Evangelischen, welche das 1530 im gleichen Augsburg vorgelegte lutherische
Bekenntnis unterschrieben hatten, erstmalig bürgerliche Gleichberechtigung und
religiöse Anerkennung verschafft, welche auch die Habsburger anerkennen mußten und
in ihren vorderösterreichischen Landen bzw. in deren Umgebung auch anerkannten, im
Unterschied zu ihren Stammlanden in Österreich, Böhmen und den Niederlanden, wo
schreckliche Konfessionskriege noch bevorstanden.

Aber noch ein anderer Umstand dürfte diesen Schritt 1556 durch Markgraf Karl II. begünstigt
und nahegelegt haben. Dessen Vorgänger Philipp und Ernst waren wohl inner-

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