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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 44
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0046
Das Verlangen nach Brot und der Wunsch nach Bestrafung der Schuldigen an der Not
waren bei all diesen Unruhen dominierend. Mit politischen Umsturzplänen hatten diese
Erhebungen zunächst nichts zu tun.

Doch die Wende kam mit der Flugschrift des Heidelberger Studenten Blind, Schwager
von Gustav Struve. Der Text mit der Uberschrift »Der deutsche Hunger und die deutschen
Fürsten« hat folgenden Wortlaut:

»Wie ein Wüstentier stürzt sich der hohläugige knochige Gesell, der Hunger, über die
deutschen Länder und ergreift seine Beute.
Wen frißt es nicht?

Diejenigen, die es gesandt haben. Diese haben Macht und Geld, schaffen den Hunger
und brauchen selbst auf nichts zu verzichten. Der Hunger soll ihnen die Armen in die
Hände treiben, damit sie sie erlegen können.

Fürsten, Adelige, Minister, Diplomaten, Generale und die Börse nehmen alle daran teil.
Sie alle leben vielmehr vom Unrecht, sie alle haben ihr Los gebaut auf der Knechtschaft
und der Not des Volkes, sie alle müssen also weichen und unschädlich gemacht werden.
Befreit euch von ihnen in herzhafter Erhebung und eure Not hat für immer ein Ende, wie
eure Furcht.

Schuld allein an dem Hunger sind die Fürsten, zieht Vergleiche mit der Schweiz, dort ist
eine Republik und kein Hunger.

Nieder mit den Despoten! Es lebe die Freiheit! Es lebe die Republik!«32'

Roggenburger hat also in seiner Eigenschaft als Landwirt den Weg zum damaligen revolutionären
Gedankengut gefunden.

So haben das Vorbild der Väter, Erziehung und Schule und eigene Erfahrungen als
junger Landwirt Roggenburger zu dem Mann werden lassen, der bereit war, für »Freiheit
, Gott und Vaterland« einzutreten.

B Teilnahme an politischen Vorgängen

a) »Struveputsch« - Roggenburger als entschiedener Republikaner

Der Eindruck der Februarrevolution 1848 in Frankreich war in Baden »unbeschreiblich
«. Uberall stellten die Menschen vier Forderungen: Pressefreiheit, Schwurgerichte,
Volksbewaffnung und deutsches Parlament.

Im April des Jahres 1848 begann der Heckeraufstand in Konstanz.

Am Tag vor der Niederlage Heckers auf der Scheideck bei Kandern, bei der General
von Gagern tödlich verwundet wurde, fand in Buggingen die Wahl der Wahlmänner zur
»Deutschen Nationalversammlung« statt. Neben dem Bürgermeister wurde Roggenburger
zum Wahlmann bestimmt. }

Im Herbst des gleichen Jahres sah die zweite Hauptfigur der badischen Revolution,
Gustav Struve, die Zeit reif für eine weitere Volkserhebung.

Von seinem Exil bei Basel aus versuchte er, die badischen Volksmassen erneut zu gewinnen
. Entscheidend dabei war seine Parole: »Ist die Ernte erst zu Haus, bricht der
Sturm von neuem aus.«34'

Am 56. Jahrestags des Beginns der ersten französischen Republik (21. September
1792) begann Struve den Zug, zunächst Richtung Lörrach und dann gegen Freiburg.

In Lörrach rief er am 21. September 1848 die »Deutsche Republik« aus und forderte
dabei »Wohlstand, Bildung, Freiheit für alle«.33'

Diese Worte waren, wie wir bisher gesehen haben, Roggenburger aus dem Herzen gesprochen
. Darum ist es nicht verwunderlich, daß Roggenburger mit dem Struveputsch
vom 21. bis 24. September 1848 sympathisierte, zumal der Zug von Lörrach über Kandern
nach Staufen, wo er am 24. September zerschlagen wurde, auch durch Müllheim
und Buggingen kam. Uber die Aktionen der Struveanhänger in Buggingen selbst ist

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