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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 108
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0110
Jungsteinzeitliche Siedlungen
der Dickenbännli-Gruppe im Markgräflerland

von Volkmar Schappacher

Der Beitrag berichtet im Anschluß an die Einrichtung der Ausstellung »Ur- und Frühgeschichte
« im Museum am Burghof in Lörrach über jungsteinzeitliche Siedlungen in
unserer Gegend, die durch das Auffinden kleiner, typischer Bohrgeräte aus Feuerstein
charakterisiert sind. Diese Bohrer sind vor allem zur Herstellung von Kalksteinperlen
benutzt worden, deren Produktion in einer Seeufersiedlung am Bodensee nachgewiesen
wurde. Bisher fehlen Kalksteinperlenfunde im Markgräflerland, sicher sind sie hier infolge
von Witterungseinflüssen und ungünstigen Bodenverhältnissen verlorengegangen.

Die Spitzen der Bohrer sind durch die Abnützung beim Vorgang des Bohrens meist
ausgebrochen und stumpf. Die Art und Richtung der kleinen Ausbrüche, wie auch mikroskopisch
erkennbare Kratzerspuren lassen auf den Rotationsvorgang beim Bohren
Rückschlüsse zu.1' Wir können hier schon für die urgeschichtliche Zeit einen technisch-
handwerklichen Vorgang fassen, nämlich das Durchbohren von harten Materialien
durch die Drehbewegung eines speziell gestalteten Bohrkopfes an einem Werkzeug, wie
wir es heute mit den modernen Bohrinstrumenten aus Hartmetall und Diamant kaum
anders kennen.

Es wird deutlich, wie Schmuckbedürfnis (Perlenketten) und religiöse Jenseitsvorstellungen
(Grabbeigaben) auch in neolithischer* Zeit als wirtschaftlicher Faktor ihren Anteil
an der Produktivität jener Menschen beanspruchten. Man erahnt das Entstehen und
Zustandekommen von kulturellen Wertvorstellungen und Schönheitsbegriffen, welche
dann in ihrer jeweils speziellen Ausprägung der materiellen Hinterlassenschaft des archäologischen
Fundstoffes - besonders auch der Gefäßkeramik — die örtlich und zeitlich
unterschiedenen Kulturgruppen der Jungsteinzeit charakterisieren.

Eine Gruppe jungsteinzeitlicher Siedlungsstellen im Landkreis Lörrach zeigt sich
durch Funde von Steingerät an. Silex-Abfälle"" und Absplisse zeugen von der Feuerstein-
Bearbeitung durch den neolithischen Menschen. Keramikscherben sind selten, fehlen
aber nicht. Geschützte Höhenlagen oder Hochterrassen wurden hier bevorzugt besiedelt
.

Im weiteren Verbreitungsgebiet solcher Siedlungen wird mehrfach als Befestigung ein
Wall oder Graben erwähnt.2' Auch bei der 1970/75 neu entdeckten neolithischen Siedlung
im Homburger Wald bei Lörrach sind Geländestrukturen zu erkennen, die auf einen
verflachten Wall mit Bezug zu einigen Steinhügelgräbern'"" schließen lassen. Dort
wurden wohl auch die Steinhügelgräber-Friedhöfe von jenen frühen Siedlern angelegt,
um dann vielleicht über lange Zeiträume hinweg als Bestattungsplatz benutzt zu werden
.3*

Durch kleine Bohrgeräte aus Feuerstein können diese Siedlungen im Markgräflerland
an etwa 80 jungsteinzeitliche Stationen'1" im Baselbiet, am Hochrhein und in der Nordschweiz
angeschlossen werden.4] Diese Silexbohrer:" sind nach einer Schweizer Fundstelle
bei Ölten (SO) »Dickenbännlispitzen«* benannt worden. Sie konnten auf einigen
vom Verfasser neu entdeckten neolithischen Siedlungsplätzen der Lörracher Umgebung
gefunden werden. Neben der bereits erwähnten Siedlung im Lörracher Wald sind Siedlungsplätze
am Isteiner Klotz und im Kandertal, dort zusammen mit einer kleinen Stein-
hügelgräber-Nekropokr" vom Homburger Typus, zu nennen. Auch die frühere Fundstelle
an der Lücke (Lörrach-Tumringen) mit dem Glis-Weisweil-FeuersteinbeiL" und

siehe Erläuterung im Fachwörterverzeichnis

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