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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 129
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0131
Eine Renaissance-Ofenplatte mit Justitia und Mars aus

Eschbach

von Willi Werth
Fundumstände

Bei einer Erkundungsfahrt für die Bodendenkmalpflege konnte der Verfasser im Mai
1972 in Eschbach/Kreis Breisgau-Hochschwarzwald eine eiserne Ofenplatte vorsorglich
aufnehmen und auf ihre Bedeutung hinweisen.

Bauer Adolf Hiß hatte sie beim Abbruch seines Kachelofens unter der Kunst als Ab-
stellfläche vorgefunden. Sie war einst mit der Reliefseite nach unten verlegt worden und
dadurch gut erhalten geblieben. Zum Glück geriet sie nicht in den Besitz eines Händlers
und damit nicht außer Landes. Der Schwiegersohn Bernd Sahner hatte Freude an dem
Stück, es erhielt einen würdigen Platz in seinem Hause.

Mit freundlicher Erlaubnis der Familie Sahner-Hiß und mit Hilfe der guten Aufnahmen
von Bauingenieur Alois Bürget nach dem Entrosten war es möglich, den Fund hier
entsprechend darzustellen. Dafür sei allen Beteiligten herzlich gedankt.

Herstellung

Die 107,5 cm hohe und 78 cm breite verzierte Ofenplatte mit einer Randverstärkung
von 5 cm und einem Gewicht von etwa vier Zentnern (Abb. 1) gehört zu einem gußeisernen
Kastenofen mit Seitenplatten. Wahrscheinlich stand er auf Füßen.

Zur Herstellung dieser Ofenart waren Holzreliefs, Model, Stempel, auch Leisten genannt
, notwendig, die Schnitzer, Formschneider im Auftrag der Gießhütten anfertigten.
Vor dem Guß wurden die Model in ein ebenes, feuchtes Sandbett gedrückt und auf ihre
notwendige Tiefe waagrecht festgeklopft. Seitlich hochgekommener Sand wurde weggenommen
, die Flächen glattgestrichen. Damit war die Gußform für eine Reliefplatte hergestellt
.

Das flüssige Eisen brauchte eine waagrechte Sandfläche, um alle Hohlräume auszufüllen
und um überall eine gleiche Wandstärke zu bilden. Die Erfindung des Hochofens etwa
um 1400 ermöglichte erst diesen »offenen Herdguß«. Alte Originalplatten lassen sich
wegen unreiner Beimengungen, wie Schlackenreste gut von späteren Stücken und modernen
Nachgüssen unterscheiden. Sie hatten manchmal wegen der Beimengungen Stellen
, die leicht ausbrechen konnten.

Wrenn die Platten Anklang gefunden hatten, wurden ihre Holzmodel länger benutzt.
Zur Modernisierung ließ man neues Rahmenwerk schneiden, oder man machte es auch
umgekehrt. Bei unsachgemäßer Behandlung der Model entstanden Risse im Holz, oder
es brachen ganze Stücke aus, was manche Gießer nicht hinderte, sie ohne Ausbesserung
zu verwenden.

Frühe originale Ofenplatten des 15. Jahrhunderts blieben selten erhalten. Auch
schriftliche Erwähnungen über Eisenöfen, Gießer, Gießvorgänge bleiben für diese Zeit
spärlich.

Im 16. Jahrhunden blühte der Kunstguß besonders auch in den Gebieten der Eitel, des
Hunsrücks und des Siegerlandes in der Nähe von Eisenvorkommen.1, Doch sind am
Oberrhein, im vorderösterreichischen Raum, nach Albrecht Kippenberger21 bereits
spätgotische hervorragende Platten bekannt, die nach Emile Eydmann ' aus einer
Schmelzhütte in Kandern stammen müssen.

Die großen, schweren Plattenöfen fanden Eingang in Burgen und Schlössern, manchmal
als Prunkgeschenke weltlicher und geistlicher Fürsten, die den gewichtigen Preis be-

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