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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 161
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0163
Schoechli

von W. A. Schulze

Beim Jahresfest des Freiburger Diakonissenhauses am 4. Juli 1982 treten die »Vreneli«
aus Lörrach auf mit Liedern und Gedichten. Sie singen auch: »Ins Wiesedal gang i jetzt
na.« Ich kannte dieses bittersüße Liebeslied nur in der schwäbischen Version. Die »Vreneli
« sangen's auf Alemannisch. Es waren nur wenige Änderungen notwendig. Die nahe
Verwandtschaft beider Dialekte machte es möglich.

Da fällt mir eine Begebenheit ein, die schon etwa 20 Jahre zurückliegt. Ich bin mit einem
aus Kiel stammenden Germanisten per Auto unterwegs im Nordschwarzwald. Wir
steuern auf Teinach zu. Ich bitte um Halt, um in der Kirche das berühmte Bild der württembergischen
Prinzessin Antonia zu sehen. Sie war Schülerin des Tübinger Theologieprofessors
Raith gewesen und hat seine Bestrebungen, mit Hilfe der jüdischen Mystik,
der sog. Kabbala, die Bibel zu erklären, nachvollzogen. So ließ sie ihre berühmte kabbalistische
Tafel malen, die in der Teinacher Kirche in einem Holzkasten nach Art gotischer
Altarschreine seit 360 Jahren an der Wand hängt. Ich kannte die Bücher, die darüber geschrieben
wurden, samt den darin enthaltenen Abbildungen. Doch ich hatte Pech. Die
Kirche wurde eben renoviert. Der Schrein an der Wand war geschlossen und konnte wegen
des Staubes nicht geöffnet werden. Die Besichtigung des Originals bleibt einem
späteren Besuch vorbehalten.

Auf dem Heimweg kommen wir an einer Wiese vorbei. Auf ihr setzen Landleute das
Heu in Haufen auf, damit es vom Tau der Nacht nicht allzu naß wird. Am Morgen wird
es dann noch einmal auseinander geworfen werden, um ganz zu trocknen. Ich frage den
Germanisten: »Wissen Sie, wie man diese Heuhaufen für die Nacht heißt?« Antwort:
»Nein.« »Man heißt sie Schoechle.« Manchmal bekommt das Grundwort »Schochen«
auch übertragene Bedeutung. Wenn einer eine plötzliche Lache anschlägt, sagen die
Schwaben: »Er lacht einen Schochen hinaus«. Auch dieser Ausdruck war dem gelehrten
und promovierten Germanisten völlig unbekannt.

Nach einiger Zeit lese ich Mörikes Stuttgarter Hutzelmännlein. Da ist die Rede von einer
Schuhmacherswitwe, die gerne dem Geschäft wieder einen Meister geben würde und
die sich die Gesellen, die sie einstellt, unter diesem Gesichtspunkt aussucht. Da ist nun
einer, der ihr ganz besonders gefällt. Sie macht ihm Andeutungen. Wie er es bemerkt,
»da lachte er einen hellen Schochen hinaus«. Also ist diese Art von Schochen sogar literarisch
bezeugt.

Um diese Zeit blättere ich wieder einmal in einer Ausgabe von Hebels Gedichten. Im
»Sommerabend« steht am Schluß: »Denkwohl, mer göhn jetz au ins Bett; Un wer kai
Dorn im Gwisse hett, Der bruucht zuem Schloofen au kai Lied; Mer wird vom Schaffe
selber müed; Un öbbe hemmer Schöchli gmacht! Drum geb is Gott e gueti Nacht«.

Die Schöchle oder Schöchli gibt's sowohl im schwäbischen Nordschwarzwald wie im
badischen Südschwarzwald. Das Schwäbische und das Alemannische sind Schwestern
mit vielen Ähnlichkeiten.

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