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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 164
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0166
In seinem Beitrag »Zur Namensgebung der Erdmannshöhle bei Hasel (Lörrach)« hat
sich Ernst Schneider auch ausführlich mit den einzelnen Benennungen der Höhle beschäftigt
(vgl. »Markgräflerland 3/4« von 1977). Daran angeschlossen finden sich-von
Ed. Klein zusammengestellt - Texte aus Dichtung und Sagenüberlieferung, die sich mit
dem Phänomen der Haseler Höhle beschäftigen.

Im nachfolgenden Beitrag geht es in erster Linie um eine Bestandsaufnahme von Fakten
und Geschehnissen, wie sie die uns schriftlich tradierten Sagen in ihren entsprechenden
Sammlungen ausgeführt haben. Dabei empfahl sich eine umgekehrte Chronologie:
von den modernen Fassungen sollte auf die älteren Uberlieferungen zurückgegriffen
werden, wobei das Wirken der Sage auch symptomatisch festzuhalten war. Aspekte auf
verwandte, jedoch topographisch entfernter gerückte Tradierungen ergaben sich am
Rande.

Sagen um die Haseler Erdleute

von Helmut Bender

Hans Brüstle hat in seinem Band »Das Wilde Heer-Die Sagen Baden-Württembergs«
(Freiburg 1977) den »Erdleuten« ein eigenes Kapitel reserviert. Das beginnt mit dem Abschnitt
»Erdleute von Hasel«: »Die große Tropfsteinhöhle bei Hasel wurde vorzeiten
von Erdmännlein und Erdweiblein bewohnt und heißt davon Erdmännleinsloch oder
Erdmannshöhle. Diese Leute waren sehr klein und hübsch und standen mit den Haslern
in freundschaftlichem Verkehr. Manchmal aber nahmen sie auch den Bauern auf dem
Feld Brot und Kuchen weg und legten dafür Steine aus ihrer Höhle hinzu, welche ganz
das Ansehen von Gebäck hatten. - Später, als in Hasel große Sittenlosigkeit [!] aufkam,
ließen sie sich nicht mehr dort sehen, außer in einem Haus, dessen Bewohner gut und
ehrlich geblieben waren. Dahin kamen eines Winterabends zwei Erdmännlein und baten
den Bauern um Essen. Dafür versprachen sie, ihm ihr Bergwerk zu zeigen. Nachdem sie
ihre Suppe bekommen hatten, nahmen sie den Bauern mit in die Höhle und führten ihn
dann in das Bergwerk. In diesem waren viele tausend Erdleute mit der Gewinnung von
Gold und Silber beschäftigt. Als der Bauer alles betrachtet hatte, wurde er mit einem
Goldstänglein beschenkt und bis vor die Höhle zurückgeführt. - Von nun an kamen die
Männlein jeden Abend in das Haus, um Suppe zu essen, die Erdleute hingegen nahmen
den Mann stets mit in die Höhle und beschenkten ihn mit einer kleinen Goldstange.
Hierdurch wurde er allmählich sehr reich, ohne daß jemand im Orte erriet, auf welche
Weise. Nun trugen die Erdleute allesamt so lange Kleider, daß ihre Füße ganz davon bedeckt
wurden. Auch verbargen sie diese auf das sorgfältigste. Daher kam es, daß der
Bauer neugierig wurde und die Füße sehen wollte. Eines Abends streute er in seinen
Hausgang feine Asche. Nachdem die Männlein darüber gegangen waren, konnte man
deutlich die Fußstapfen erblicken. Sie ähnelten denen der Gänse. Als die Erdmännlein
merkten, was geschehen war, kamen sie nie wieder in das Haus. Wahrscheinlich haben
sie die Gegend ganz verlassen. Gleich nachher fiel der Bauer in eine langwierige Krankheit
, welche immer schlimmer wurde. Zugleich büßte er immer mehr sein Vermögen ein
und starb zuletzt in tiefer Armut.« Soweit Brüstle, der hier in einfacher, doch disziplinierter
und modernisierter Sprache einige wesentliche Züge dieses Sagenkreises zusammengefaßt
hat. Weitere Erdmannssagen schließen an und bestätigen uns den Wandercharakter
dieses Sagenkreises. Es ist im folgenden von den »Ausgelohnten Zwergen« im
württembergischen Dornhan und von den »guten Erdleuten in der Mühle« (bei Murrhardt
), auch von der »Erdweibleinshöhle« im Lautenfelsen bei Lautenbach sowie von
den »Erdweiblein zu Oberbeuren« (bei Lichtental) die Rede, des weiteren von den »Erdmännlein
in Stuttgart« (vor Herzog Ulrichs Zeit), von den »Geislinger Erdmännlein«

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