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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 167
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von akuten Gefahren nicht in hohem Maß gesprochen werden konnte. Den Anlaß solcher
Ängste und Nachforschungen hatte übrigens die Tatsache gegeben, daß anno 1770
»in des Kaspar Josten Wohnung der Stubenofen mit Brandmauer, Feuerherd und einem
Teil der Küche durch einen Erdbruch in wenig Minuten hinunterstürzte«. Und »1775
wollte Joh. Gg. Rozler im 'Stump' einen starken Birnbaum umhauen. Während des
Hauens fiel der Baum von selbst. Man fand unter ihm eine Höhle von ungefähr 18 m Tiefe
, die mit schönen Tropfsteinen bedeckt war.« Zu weiteren vereinzelten Erdbrüchen
kam es u. a. 1799 und 1800 (letzterer beim alten Pfarrhaus gegenüber der Kirche). Seitdem
ereignete sich kein nennenswerter Erdbruch mehr, wenngleich mehrere Häuser
Risse zeigen und auch im freien Feld es dann und wann zu kleineren Erdbrüchen kam.

Ludwig unterscheidet zwischen der sogenannten Pfarrhaushöhle und der eigentlichen
Erdmannshöhle, erstere unter dem alten Pfarrhaus und dem Pfarrhausgarten. Uns interessiert
vornehmlich die eigentliche Erdmannshöhle. Ihr vorderer Teil war den Umwohnern
schon seit Jahrhunderten bekannt. Man nannte sie das »Erdmännleinsloch«. »Von
Fremden wurde sie wenig besucht. Einen seltenen Besuch brachte das Jahr 1773. In diesem
Jahr kam Markgraf Karl Friedrich ... mit seiner Gemahlin Luise Karoline von Hessen
-Darmstadt. Bei diesem Anlaß wurde die Höhle etwas zugänglicher gemacht. Die mit
einer Menge von Fackeln und Lichtern erhellte Höhle soll einen herrlichen Anblick geboten
haben. Noch einen fürstlichen Besuch sah die Höhle im Jahre 1811 den von der
Großherzogin Stephanie. Im Jahre 1813 wurde die Höhle verschlossen und die Verwaltung
vom Staat übernommen. Erst im Verlauf der nächsten Jahrzehnte kam es vermehrt
zu Höhlenbesuchen und -besichtigungen. »Waren es früher jährlich wenige Hundert, so
hat der zunehmende Touristen- und Fremdenverkehr und die Eröffnung der Bahnlinie
Schopfheim - Säckingen [was auch schon wieder Vergangenheit geworden ist] die Zahl
der Besucher verzehnfacht. Eine weitere Steigerung erwartet man seit Einführung der
elektrischen Beleuchtung« (aus eben diesem Grund war die Ludwigsche Schrift abgefaßt
worden). Noch 1827 befand sich die Höhle in »elendem Zustand«, immer wieder wurden
stattliche Summen investiert. Die anläßlich des Besuchs der Großherzogin Stephanie
errichtete Holzbrücke (zu den »Orgelpfeifen«) brach unter einer Reisegesellschaft 1856
zusammen; Lehrer Fautin, 1835 - 1876 Tropfsteinhöhlenführer, »durch seine theatralischen
, mit einer reichhaltigen Phantasie verbundenen Erklärungen« bekannt geworden,
berichtet diesbezüglich: »... daß ich mit meinen 5 Damen und den Brückentrümmern in
einem Nu im Bache herunten lag«. 1867 waren Eisenkonstruktionen eingearbeitet worden
, und im selben Jahr entdeckte Bezirksförster Bajer den nachmaligen »Rittersaal«,
der dann entsprechend hergerichtet wurde.

Doch nach diesem Geschichtsexkurs zurück zu unserer Sagenwelt. Ludwig zitiert
hinsichtlich der Dichtung, die sich der Höhle angenommen hat, erst Scheffel mit einigen
Verszeilen, die jedoch insgesamt recht allgemein gehalten und sich der Sagenwelt keineswegs
annehmen; hernach Hebel mit »Riedlingers Tochter« in der Szene, wie der erdbeer-
suchende Eveli »die Erdmannsfrau in schwarzem, goldbesticktem Gewände, mit goldenem
Haar« erscheint. Uns allen sind diese Verse wohlvertraut, vorweg das Gespräch,
das zwischen ihr und der Zwölfjährigen zustande kommt: »Gott grüeß di, Meiddeli!
...«. Dessen Antwort: »Gott dank der, und wenn du's Erdmännli's Frau bisch, willi di
nit förche!«. Hebel gelingt hier eine klassisch gewordene Personifizierung des Uberbzw
. Unterirdischen. Sittliche und religiöse Momente werden von ihm didaktisch-unterhaltsam
mit hereingenommen. Bekanntlich wurde »Riedlingers Tochter« erst den
späteren Auflagen der »Allemannischen Gedichte« eingefügt. Dazu am besten Wilhelm
Altwegg in seinem »Johann Peter Hebel« (Frauenfeld und Leipzig 1935): »Von Volksglaube
und Volkssage hat er [Hebel] weder aufklärerisch überheblich gedacht, noch in
falscher Romantik alles daraus gut geheißen.« - Was Ludwig an Sagen bringt, ist uns bereits
bekannt: auch die Wehrer Mühle und der gute, aber neugierige Bauer werden hier
aufgeführt. Neu für uns hingegen »Der Ritter von Bärenfels und die Erdmännlein«: »Ein
Ritter Rupprecht von Bärenfels verübte mancherlei Unthaten gegen die in der Hasler

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