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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 175
(PDF, 35 MB)
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erfreulich, daß sich im »Zeitalter der Stauferausstellung« diesbezüglich weitere Aktivitäten entwik-
keln konnten. Eine Reihe von Fachleuten (darunter u. a. Volker Himmelein und Hans Georg Zier)
zeichnen als Mitarbeiter der neuen Ausstellung und damit auch des hier vorgelegten Katalogbandes.

Die 1723 als Tochter des hessischen Landgrafen Ludwig in Darmstadt geborene Prinzessin erhielt
eine sorgfältige wissenschafdiche und auch künstlerische Ausbildung. Sie heiratete den badischen
Markgrafen und nachmaligen ersten Großherzog Carl Friedrich im Januar 1751 und wurde u.a.
Mutter des Erbprinzen Carl Ludwig. Ihrem Mann steht sie als kluge Beraterin zur Seite. Zahlreiche
Reisen bringen sie in enge Berührung mit der höfischen Kultur ihrer Tage. Sie gilt nicht nur als ausserordentlich
klug und aktiv, sondern auch als allen Wissenschaften und Künsten zugetan. Am
Karlsruher Hof beginnt sich während ihrer Regierungszeit reges geistiges Leben zu entfalten (Klop-
stock und Goethe, auch Voltaire zu Gast). Doch neben ihren literarischen und künstlerischen Neigungen
interessiert sie sich auch für Handel und Gewerbe, sie wird so zu einer »Unternehmerin«
außergewöhnlichen Stils, man kann sie gerade als einen späten Uomo universale bezeichnen. Zu ihrer
Gemälde- und Graphiksammlertätigkeit kommt ihre eigene Malerei: für eine Dilettantin beachtliche
Leistungen.

Es gelang der Initiative der Aussteller, gut 200 meist persönliche Objekte der Markgräfin zusammenzutragen
und entsprechend zu kommentieren: ein Großteil davon aus eigenen Beständen, anderes
auch als Leihgaben. Dabei war man bestrebt, die Ausstellung möglichst persönlich, d. h. unter
dauerndem Bezug auf Caroline Luisens vielfältige Aktivitäten zu halten. Dennoch wurde daraus
verständlicherweise ein Stück nicht nur badischer, sondern überhaupt breiter Kulturgeschichte des
18. Jahrhunderts.

Daß Caroline Luise bereits in ihrer Jugend eine außergewöhnliche, ja eine geniale Person war,
dürfte schon aus ihrer Bezeichnung »Die hessische Minerva« hervorgegangen sein. Ursprünglich
sollte sie mit einem Engländer, einem Sohn des Königs Georg IL, verehelicht werden, doch der
Zwanzigjährigen sind nach dem Scheitern dieser Pläne noch weitere Jahre zur Fortbildung und zu
etlichen Reisen vergönnt (so etwa nach Frankfurt zur Kaiserkrönung Franz Stephans, auf der sie
Maria Theresia, die Gattin Franz I., kennenlernt und sich auch von Liotard malen läßt). Ab 1759
kümmert sie sich dann um den systematischen Aufbau eines Malereikabinetts, das zur Grundlage
der späteren badischen Kunstsammlungen wurde, und ab 1763 ist sie bestrebt, ein Naturalienkabinett
zu inszenieren. Im darauffolgenden Jahr begründet sie eine Seidenplantage und baut eine Kerzenfabrik
aus. 1770 reist sie in den vorderösterreichischen Breisgau, um ebenda Marie-Antoinette
zu begrüßen, die auf ihrer Reise von Wien nach Paris, wo sie sich mit dem Dauphin vermählen wird,
und noch im selben Jahr weilt Johann Gottfried Herder in Karlsruhe zu Besuch. 1774 kommt Lava-
ter erstmals nach dort, und noch in diesem Jahr besucht sie Gluck; Klopstock verläßt Karlsruhe anno
1775 und erhält mithin auf ihre Initiative eine Rente auf Lebenszeit, und eben zu diesem Zeitpunkt
lernen sich Goethe und Carl August von Weimar am badischen Hof kennen: ein Leben voller
Aktivitäten und zielbewußter umfassender Planungen, dem dann während einer Pariser Reise am 8.
April 1783 durch einen Herzschlag ein jähes Ende gesetzt wurde.

Die Anschaulichkeit der Ausstellung und auch des daraus gewonnenen Bandes entsprechen der
Bedeutung dieser hier nur kurz und sporadisch skizzierten Vita. In manchem führt die Lautsche
Biographie noch weiter, darauf sei in diesem Zusammenhang zu Recht verwiesen. Es ist so ein gut
Stück badischer Geschichte daraus geworden. Helmut Bender

Adrien Finck u. Maryse Stoiber, Elsässer - Europäer - Pazifist - Studien zu Rene Schickele. Kehl,
Straßburg u. Basel (Mörstadt) 1984. 280 S., mit 34 Abb. Kart. DM 48.-

Mit 67 Jahren verstarb der am 4. August in Oberehnheim im Elsaß geborene Dichter am 31. Januar
1940 im französischen Vence. Sohn eines Elsässers und einer Französin, hatte Schickele in Straß-
burg, München und Paris studiert. Er bewährte sich als Zeitschrifteninitiator, Korrespondent deutscher
Zeitungen in Paris sowie als Redakteur der von ihm gegründeten »Weißen Blätter«, die zu einem
wichtigen Organ des eben aufgekommenen Expressionismus wurden. Die Zeit des Ersten
Weltkriegs verbrachte er als überzeugter Pazifist in der Schweiz, hernach übersiedelte er nach Badenweiler
, wo er einen großen Freundeskreis hatte; und 1932 sah er sich aus politischen Gründen
veranlaßt, nach Frankreich zurückzukehren.

Obschon Schickele und sein Werk eher einen internationalen Rang als nur regionale Bedeutung
innehaben, fühlte er sich dem Oberland und speziell seiner zweiten Wahlheimat Badenweiler verbunden
(»Himmlische Landschaft«). Berechtigterweise hat man nach dem Zweiten Weltkrieg eine
Reihe von teils erfolgreichen Wiederbelebungsversuchen seines Oeuvres unternommen. Sowohl
seine politische Haltung als sein Engagement für den Expressionismus animierten hierzu. Und daß
man ihm anläßlich seines 100. Geburtstages eine Art Festschrift widmet, verdient Anerkennung.

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