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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 71
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0073
Grabungen des Landesdenkmalamtes
in einer römischen Villa am Hochrhein
(Grenzach, Gem. Grenzach-Wyhlen, Kreis Lörrach)

von Gerhard Fingerlin

Seit 1893 ist mitten in der Ortschaft Grenzach ein römisches Gebäude bekannt, das
damals mit Rücksicht auf die dichte neuzeitliche Bebauung nur in kleinen Ausschnitten
freigelegt werden konnte, aber durch ungewöhnliche Fundstücke rasch von sich reden
machte. Aufmerksamkeit erregten vor allem Bruchstücke von Pilastern und Säulen verschiedenen
Formats (eine davon heute im Museum am Burghof in Lörrach), die auf eine
außergewöhnliche architektonische Ausgestaltung dieses Bauwerks hinwiesen. In die
gleiche Richtung deuteten Reste von weißem Wandverputz mit rot, blau und grün aufgemalten
pflanzlichen Motiven. Hinzu kam die bevorzugte Lage am Hang des hier steil ansteigenden
Dinkelberges, mit weitem Blick über das Hochrheintal bis zum Schweizer
Jura. Der Gedanke lag nahe, hier den Landsitz einer vornehmen Familie aus der nahe gelegenen
linksrheinischen Römerstadt Augusta Raurica zu vermuten, dem heutigen
Äugst bei Basel. Ähnlich waren große Städte wie beispielsweise Augsburg, aber auch
kleinere Landstädtchen von solchen Gutshöfen umgeben, von denen die örtlichen
Märkte vor allem mit Lebensmitteln, aber auch mit handwerklichen Erzeugnissen beliefert
wurden.

Die Nähe zum römischen Äugst, dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Mittelpunkt dieses Gebietes, war jedenfalls ein wichtiges Argument für die Entscheidung
des Landesdenkmalamtes, an dieser Stelle die Grabung nach genau 90jähriger Unterbrechung
wiederaufzunehmen. Unmittelbarer Anlaß war ein Bauvorhaben, von dem
zerstörende Eingriffe in das antike Gebäude zu befürchten waren.

Schon beim maschinellen Abdecken kamen die Oberkanten verschiedener Mauern
zutage, und bald lag der Eckbereich eines großen Gebäudes (II) mit mehreren Räumen
frei (Abb. 1), das wegen seiner Lage am Hang teilweise ausgezeichnet erhalten war (Abb.
2). Die an einzelnen Stellen noch mehr als drei Meter hohen Mauern sind in nachrömischer
Zeit durch Erdrutschungen und Abschwemmungen überdeckt und damit konserviert
worden. So konnten sich bauliche Details erhalten, die über die ursprüngliche
Zweckbestimmung der Räume Aufschluß geben. Beispielsweise fanden sich an einer
Stelle die Abdrücke einer mit quadratischen Tonfliesen ausgelegten Wanne - Hinweis auf
ein hier eingebautes Bad, zu dem wahrscheinlich noch weitere benachbarte Räume gehörten
. In den Wohnbereich integrierte Baderäume kennt beispielsweise auch die große
Villa rustica von Laufenburg, etwa 35 Kilometer rheinaufwärts gelegen.

Möglicherweise erst später hinzugefügt wurde ein hangabwärts errichteter Bau (I,
Abb. 1 und 3), der ein großes flaches Wasserbecken enthielt, wohl Teil eines größeren separaten
Badegebäudes, dessen weitere Reste unter den anschließenden Gärten zu vermuten
sind. Dieser komfortable Ausbau der Bademöglichkeiten unterstreicht die Besonderheit
der Anlage, die sich schon mit der Auffindung qualitätvoller Architekturteile angedeutet
hatte.

Leider war das um einen rechteckigen Innenhof angelegte mehrflügelige Wohngebäude
(II) durch verschiedene neuere Störungen beeinträchtigt. Ein Kellerraum beispielsweise
(Abb. 4) wurde nach den hier gefundenen Scherben im 15. und 16. Jahrhundert
wiederbenutzt, wahrscheinlich als Weinkeller wie schon in römischer Zeit. Folge dieser
Störung ist eine gewisse Armut an Funden, wenn auch, wie bei den früheren Grabungen,
erneut Säulenfragmente, Marmorprofile (Abb. 5), Reste von Wandmalereien und diesmal
auch von Mosaikböden entdeckt worden sind. Entschieden geht hier Qualität vor
Quantität! So vermitteln Bruchstücke bemalter Stuckleisten mit eingepreßten Muschel-

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