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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 83
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0085
Von Carantiacum zu Grenzach

Die große römische Villa an der Hauptstraße/Steingasse

gab dem Ort den Namen

von Erhard Richter

Die meisten deutschen Ortsnamen auf -ach gehen auf germanisch aha (= Gewässer)
zurück, so daß man den Ortsnamen Grenzach früher stets mit dieser Endung in Verbindung
gebracht hat.1' Deshalb stößt man auch immer wieder auf Deutungen wie »Bach
des Granzo« oder »Bach an der Grenze«. Diese Ableitungen sind aber aus folgenden
Gründen völlig abwegig:

Grenzach liegt an keinem größeren Bach, und der etwa 50 cm breite ehemalige Talbach
kommt für die Namengebung nicht in Betracht, da »aha« nur größere Hauptbäche bezeichnete
, während die kleinen Nebengewässer stets »Bach« genannt wurden.

Der 1275 erstmals urkundlich erwähnte Ortsname Grenzach kann auch nicht mit
»Grenze« in Verbindung gebracht werden, da die aus russisch-polnisch »granica« im 13.
Jahrhundert im preußischen Ordensland entstandene Bezeichnung erst im 15. Jahrhundert
im Westen als Fremdwort übernommen wurde. Durch Luther ist dann »Grenze« im
16. Jahrhundert gemeindeutsch geworden und an die Stelle von germanisch »Mark« getreten
. Außerdem wird der Ortsname Grenzach mundartlich im Anlaut mit Ch gesprochen
, was nur von einem ursprünglichen K herrühren kann. Bis in jüngste Zeit herrschte
übrigens die K-Schreibung vor (noch 1804: Krenzach).

Diese Überlegungen und die beiden nachgewiesenen größeren römischen Niederlassungen
weckten nun die Vermutung, daß es sich bei diesem Ortsnamen um einen römischen
acum -Namen handeln könnte. Zahlreiche Ortsnamen im ehemals römischen Gebiet
gehen nämlich auf diese Namen zurück und enden heute im Deutschen zumeist auf
-ach, wie z. B. Breisach oder Kreuznach. Dieses -acum ist die neutrale Form von -acus,
das an römische Personennamen angehängt wurde, wodurch diese den Charakter eines
Eigenschaftswortes bekamen. Zusammen mit dem Hauptwort »fundus« (= Gut) bezeichneten
die so gebildeten Namen ein Gut, das der betreffenden Person gehörte.
»Fundus Lauriacus« bedeutete also soviel wie »Gut des Laurius«. Das zugehörige
Hauptwort »fundus« wird dann in der Regel weggelassen und dem gekürzten Namen
neutrales Geschlecht gegeben. »Lauriacum« steht also dann für »fundus Lauriacus«.3'

Um die These von der römischen Herkunft des Ortsnamens Grenzach zu beweisen,
mußte natürlich ein römischer Personennamen nachgewiesen werden, der zusammen
mit der Endung -acum die Urform des Namens ergeben könnte. Zum Glück fand sich
nun ein solcher Personennamen, nämlich Carantius, der durch die Endung -acum zu
»Carantiacum« (Gut des Carantius) wurde.4' Dieses »Carantiacum« veränderte sich
dann infolge der althochdeutschen Lautverschiebung und des i-Umlauts völlig lautgesetzlich
zu »Cherenzach«, und dann zu »Chrenzach« (gesprochen »Chränzech«), wobei
wir bei der heutigen mundartlichen Form des Ortsnamens angelangt sind.5'

Dieses »Carantiacum« Hegt auch mehreren französischen Ortsnamen zugrunde, was
beweist, daß der Personenname Carantius oft vorkam.6' Als Beispiele seien hier nur Ca-
rency, Charancieu, Charancey und Charancy sowie die beiden in der provencalischen
Lautform überlieferten südfranzösischen Ortsnamen Cransac (Dep. de l'Aveyron und
Dep. de PHerault) erwähnt. Einer der zwei zuletzt genannten Orte hieß 961 noch »Ca-
rantiaco«, woran sehr deutlich die Herkunft von Carantiacum zu erkennen ist. W. Kaspers
führt ebenfalls ein solches »Carantiaco« von einer Merowingermünze an und bringt

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