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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 137
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0139
Historisches aus einem bischöflichen Haushaltungsbuch

des 15. Jahrhunderts

von Hans B. Kälin

Haushaltungs- und Geschäftsrechnungsbücher aus dem Mittelalter sind leider nur in
kleiner Anzahl erhalten geblieben. Eines, nämlich das Rechnungsbuch eines Basler Bischofs
des 15. Jahrhunderts, habe ich im Zusammenhang mit meinen papiergeschichtlichen
Forschungen genauer auf seine Einträge geprüft. Hinterlassen wurde uns dieses seltene
und kostbare Stück vom vorzüglichen Kirchenmann Johann von Venningen, der
von 1458 bis 1478 auf dem Bischofsthron von Basel saß, und aufbewahrt wird es heute im
Archiv des ehemaligen Fürstbistums Basel in Pruntrut. Es ist ein interessantes Zeitdokument
und ermöglicht Vergleiche und Feststellungen, die mir im Blick auf meine Erforschung
der Basler Papiergeschichte besonders wertvoll erscheinen. Doch sind die Ergebnisse
und Folgerungen aus meinen Buchauszügen und Untersuchungen auch in allgemeiner
kulturgeschichtlicher Hinsicht von Interesse.

Bischof Johann von Venningen, schon vor 1410 geboren, entstammte einem Geschlecht
von Reichsrittern. Er machte seine Studien an der Universität Heidelberg und
lebte dann als Domherr und Domdekan zu Speyer, wo sein Bruder Siegfried Bischof
war. Er wurde aber auch Basler Domherr, und am 17. Mai 1458 wählte ihn das Basler
Domkapitel zum Bischof. Eine seiner ersten feierlichen Amtshandlungen war am 4.
April 1460 die Eröffnung der durch die Basler von Papst Pius II. erbetenen Universität.
Seine Bischofsresidenzen, wo er sich zumeist aufhielt, waren die Schlösser in Pruntrut
und Delsberg. Johann von Venningen war ein guter und eifriger Bischof und um sein
Bistum, den Klerus und die Gläubigen ehrlich besorgt. Obwohl er mit dem Basler Rat
um seine Herrschaftsansprüche stritt, hielt er sich gerne in Basel auf; zum Beispiel nahm
er mehrmals an den Basler Fasnachtslustbarkeiten teil, die sich übrigens damals schon
(vor der Reformation!) über den Aschermittwoch hinaus auch auf den ersten Fastensonntag
erstreckten. Bischof Johann starb am 20. Dezember 1478 und liegt im Basler
Münster begraben.

In sein Rechnungsbuch, von dem hier die Rede ist, hat Bischof Johann von Venningen
in den zwanzig Regierungsjähren die Einnahmen und Ausgaben seiner bischöflichen Familie
, seines Hofs, eingetragen. Man findet hier interessante Angaben über Reisekosten
und Amtshandlungen, aber auch Ausgaben vom bescheidenen Trinkgeld für das Uberbringen
eines Neujahrsgeschenks bis zum Preis eines kostbaren Meßbuchs und eben
auch Papierkäufe. Papier wurde zu Schreibzwecken und seltener auch zu anderem Gebrauch
erworben. Damals umfaßte ein Ries Papier 20 Buch oder 480 Bogen; denn die
Anzahl von 24 Bogen nannte man »Buch«. Die Geldeinheiten des 15. Jahrhunderts waren
in Basel und Umgebung das Pfund, der Schilling und der Pfennig. 12 Pfennig ergaben
einen Schilling und 20 Schilling ein Pfund. Und weil Johann von Venningen nach dem
Zeugnis eines Chronisten »im Ausgeben eine große und im Einnehmen ein glückliche
Hand« hatte, nannten ihn die damals schon witzigen Basler »Johann von Pfenningen«.

Die Papierkäufe des Bischofs waren recht bescheiden. Pro Jahr bezog er durchschnittlich
etwa 5 Buch Papier oder gut ein Viertel-Ries, d. h. 120 bis 140 Bogen. Das Maximum
wurde 1466/67 erreicht. (Das Rechnungsjahr lief damals von Johanni bis Johanni = 24.
Juni bis 24. Juni im folgenden Jahr.) In diesem Jahr kaufte er 18 Buch Papier ein, also immer
noch kein ganzes Ries. Der Preis des Papiers lag bei 1 Pfund je Ries. Anders gesagt,
kostete ein Buch Papier (24 Bogen) ungefähr einen Schilling. Nur in drei Jahren seiner
Regierung stiegen die für Papier aufgewendeten Beträge über 10 Schilling und blieben
sonst immer darunter. Was heißt das aber für die damalige Zeit? Ich vergleiche mit den in
einer alten Basler Chronik genannten Kosten für Nahrungsmittel: Als Bischof Johann

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