Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 74
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0076
Aus der Welt der Herren von Zimmern

von Ingeborg Hecht

Die ergötzliche, aber kaum bekannte »Zimmerische Chronik« gilt als fesselndstes menschliches
Zeugnis des sechzehnten Jahrhunderts in deutscher Sprache. Ihr Autor, Froben Christoph von
Zimmern (1519 - 1567), wurde in die Welt des eigentlich schon ausgestorbenen Rittertums, in den
»Herbst des Mittelalters« hineingeboren, und in diese Welt führt er uns. Aus der sehr umfangreichen
und einstweilen nur in Bibliotheken vorliegenden Geschichte der schwäbischen Adelsfamilie
mit ihren historischen und menschlichen Hintergründen entstand eine kommentierte Auswahl, zusammengestellt
in dem im Verlag Rombach (Freiburg) erschienenen Buch 'Die Welt der Herren von
Zimmern'.

Über Burgen und Ritter

Zum Beispiel Burg Wildenstein: Unweit von Beuron steht sie auf zwei Felsblöcken,
verbunden durch einen schmalen, einst halsbrecherischen Steg, der in der Mitte abgestützt
ist gegen den Einbruch in mörderische Tiefen - zu einem Drittel als Zugbrücke angelegt
. So hat sie Matthäus Merian in Kupfer gestochen, fast so steht sie wohlerhalten im
oberen Donautal, heute Jugendherberge. In ihren Mauern fühlt man sich ins Mittelalter
zurückversetzt, in die Welt der Herren von Zimmern, wie deren Chronik sie heraufbeschwört
. Die erste wohl im zehnten Jahrhundert gegen die Hunneneinfälle erbaute Burg
wurde durch Feuer teilweise zerstört; Gottfried Werner von Zimmern - des Chronisten
Onkel - hat sie, die nur von Süden her erreichbar und von einem 25 Meter tiefen Burggraben
umgeben war, als Festung wieder aufbauen lassen; das war um das Jahr 1500, als
es schon Feuerwaffen gab. — Wir haben's heute leicht, uns von Wildenstein —wie ja überhaupt
von Burgen - faszinieren zu lassen, von ihrer Romantik, und ungern realisieren
wir, daß das Leben dort über die Maßen ungemütlich und anstrengend war, - in dunklen
, feuchten, verqualmten Räumen, eisig zudem.

Der fränkische Reichsritter Ulrich von Hutten - Vetter übrigens von Froben Christophs
Taufpaten Froben von Hutten - hat im Jahre 1518 in einem Brief solche Existenzformen
aus der Sicht des besorgten Schutzherren heraus geschrieben: »... Man lebt auf
dem Feld, im Wald und auf den bekannten Burgen auf dem Berg. Die uns ernähren, sind
bettelarme Bauern, denen wir unsere Äcker, Weinberge, Wiesen und Wälder verpachten
. Der einkommende Ertrag ist, gemessen an der aufgewandten Mühe, geringfügig;
aber man sorgt und plagt sich sehr, daß er großmächtig werde. Denn wir müssen höchst
sorgsame Hausväter sein. Sodann müssen wir uns in den Dienst eines Fürsten stellen,
von dem wir Schutz erhoffen... Die Burg selbst, ob sie auf dem Berg oder in der Ebene
liegt, ist nicht als angenehmer Aufenthalt, sondern als Festung gebaut. Sie ist von Mauern
und Gräben umgeben, innen ist sie eng und durch Stallungen für Vieh und Pferde zusammengedrängt
. Daneben liegen dunkle Kammern, vollgepfropft mit Geschützen,
Pech, Schwefel und sonstigem Zubehör für Waffen und Kriegsgerät. Uberall stinkt es
nach Schießpulver, und dann die Hunde und ihr Dreck, auch das - ich muß es schon sagen
- ein lieblicher Duft! Reiter kommen und gehen, darunter Räuber, Diebe und Wegelagerer
...«

Die Chronik

In diese Welt des eigentlich schon ausgestorbenen Rittertums hinein ist Froben Christoph
im Jahr 1519 geboren. Seine ergötzliche Chronik stellte er zusammen aus Quellen

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