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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 91
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0093
Der Maler Hans Holbein der Jüngere - Leben und Werk

- Auf den Spuren des Malers in Basel und London -
Alfred Dietz

Das Schicksal dieses großen Malers beschäftigte mich schon seit Jahren, sei es bei Besuchen
in den Gemäldegalerien in London und Basel, in den Schlössern Windsor und
Hampton Court, oder während meines Studiums an der Universität in Basel. Unvergeßlich
ist mir die große Holbein-Ausstellung im Jahre 1960 zur 500-Jahrfeier der Universität
Basel.

Holbeins Kunst ist von einer für sein Zeitalter auffälligen Klarheit und Durchsichtigkeit
; trauliche Winkel und geheimnisvolle Ecken gibt es bei ihm nicht.

Holbeins Leben dagegen ist ein dunkles Geheimnis, denn sein Charakter, seine Anschauungen
sind uns nicht bekannt. Briefe und Tagebücher sind nicht vorhanden, kaum
daß die Physiognomie auf seinem gezeichneten Selbstbildnis, wenige Tatsachen, für den
Graphologen auch wohl Vermerke auf einigen Blättern von seiner Hand, die Unterlage
für eine Charakteranalyse geben können.

Es ist ein seltsames Halbdunkel im Leben dieses Mannes, der unsichtbar hinter seinen
unsterblichen Werken steht und in ihnen geheimnisvoll umgeht. Das ist aber gerade der
Reiz für denjenigen, der sich mit Hans Holbeins Leben und Werk befaßt, daß es ihn zu
einer Analyse des Menschen aus seinen Werken verlockt.

Der Werdegang eines Künstlers läßt sich an seinen vollendeten Werken verfolgen, am
besten sogar an seinen Zeichnungen. Wir stehen neben dem Künstler bei der Arbeit,
schauen ihm über die Achsel zu, wie er mit dem Ausdruck ringt, mit der Form.

Wir folgen seinen Versuchen, sehen ihn verbessern, reifen, schließlich die gesuchte
Lösung finden. Eine solche Anteilnahme öffnet Herz und Auge für seine Eigenart; sie ist
die richtige Vorbedingung zum Verständnis seiner Kunst. Von den Entwürfen und Studien
sind glücklicherweise noch so viele auf uns zugekommen, daß wir das Bild seines
künstlerischen Schaffens voll erkennen können.

Holbein ist oft einseitig als Porträtmaler angesehen worden, hat er doch auch auf diesem
Gebiet Höchstes geleistet, durch seine Beobachtung und Wiedergabe der Natur; er
hatte ein unbestechliches Auge für jeden einzelnen Zug seines Modells und besaß die
Meisterschaft, aus diesen Zügen den Charakter zu erkennen und ihn darzustellen. Neben
den lebensgroßen Stücken schuf er zeitlebens Porträtminiaturen.

Umfassender und bahnbrechender war seine Tätigkeit auf dem Gebiet der dekorativen
Kunst. Holbein wurde zu den großen monumentalen Aufgaben berufen; z. B. im
Stalhof in London und schließlich von König Heinrich VIII. zur Ausschmückung des
Schlosses Whitehall in London.

Alle großen Schöpfungen des Meisters sind leider untergegangen. Ein Schimmer von
den verlorenen Schönheiten hat sich glücklicherweise in seinen Zeichnungen erhalten; an
ihnen läßt sich heute noch ermessen, was Holbein außer dem Porträtmalen vermocht
hat. Die unerschöpfliche Fülle von Wissen und Können zeigt sich in einem erstaunlichen
Reichtum von Gedanken, gepaart mit vornehmem Geschmack, und einem glücklichen
Verständnis für die beste Lösung jeder Aufgabe. Seine schöpferische Begabung bewährt
sich im Großen wie im Kleinen, eine Schnalle, ein Messergriff verwandeln sich unter seiner
bildenden Hand zu einem Kunstwerk. Uberall spürt man neben hohem Verstand
und kühler Überlegung einen praktischen Sinn. Es ist begreiflich, daß der prachtliebende

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