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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 164
(PDF, 34 MB)
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prinz bekannt, auch die alte Kaiserin sah ich sehr oft. Von Koblenz bin ich direkt nach
Hamburg gereist, es war Anfang Winter und sehr kalt. In Hamburg war die Cholera gerade
im Abflauen, doch sind immer noch viele gestorben an dieser wüsten Krankheit, so
auch ein freund von mir, ich habe denselben helfen tragen bei der Beerdigung, wir haben
geraucht. Abends hat er mit uns noch geturnt in der Halle und andern Tags war er tot.

Von Hamburg aus habe ich auch einen Besuch gemacht in Eutin, wo noch eine Schwester
von meinem Vater lebte und eine Futterwarenhandlung betrieb und auch selbst
Schweinemästung betrieb. Ich habe dort Schweine gesehen, die etwa 10 Zentner schwer
waren. Ich bin morgens mit dem ersten Zug von Hamburg nach Neumünster und von
dort zu Fuß nach Eutin; es war Samstag und gerade am andern Tag ist die Königin Griechenlands
nach Eutin gekommen. Eutin liegt mitten in Holstein, ist aber oldenburgisch
und gewöhnlich der Sommeraufenthalt des Großherzogs von Oldenburg. Es sind etwa
50 berittene Bürger von Eutin der Königin entgegengeritten und haben sie in Empfang
genommen und bis an das Schloß geleitet. Am Morgen bin ich wieder über Lübeck nach
Hamburg zurück- ... bin ich wieder von Hamburg heimgereist und zwar zu Fuß über die
Lüneburger Heide nach Cassel, Frankfurt. Von dort nach Rastatt, von dort zu Fuß
über den Schauinsland nach Altensteig, wo ich Verwandte von meiner Mutter aufsuchte
und dann nach Hause mußte zur Konskription, wobei ich zu den Jägern gezogen wurde.
Nachdem ich noch einige Wochen zu Hause verbrachte, bin ich zum Jägerbatallion nach
Freiburg eingerückt, wo es mir gut gefiel und ich bei meinen Vorgesetzten auch gut angeschrieben
war, denn ich wurde nach einem halben Jahr schon Gefreiter.«

Neue sprachliche Beiträge

Christian Martin Vortisch

Wir sind wiederholt darauf angesprochen worden, ob es nicht möglich sei, wieder -
wie schon früher - sprachliche Beiträge zu bringen. Diesem Wunsch folgen wir gern, zumal
wir der Uberzeugung sind, daß die deutsche Schriftsprache - auch die gesprochene -
eine gefährliche (und erbärmliche) Entwicklung nimmt.

Das beginnt bei der zunehmenden Einheitsphraseologie der Politiker, die sich — mit
ganz wenigen Ausnahmen - nicht mehr um eine eigene Ausdrucksweise mit präzisen
Aussagen und Standpunkten bemühen, sondern nur noch vorgefertigte Formeln von
sich geben: Etwa, daß sie etwas meinen möchten (ob sie es wirklich tun, ist eine andere
Sache), oder von etwas ausgehen, was über ihre eigene Meinung leider nichts sagt, schon
garmchts über den Grad der Bereitschaft, diese Meinung wirklich engagiert zu vertreten
). Man kann daraus natürlich auch entnehmen, daß die Betreffenden von vornherein
zu jedem Kompromiß bereit sind. Der Stimmbürger aber, der dem Sprecher oder seiner
Partei seine Stimme gegeben hat, möchte sehen, daß Meinungen »seiner« Vertreter mit
Nachdruck vertreten werden, und nicht von vornherein ins Schwammige zerredet werden
.

Besonders auffällig sind die Sorgen, die uns die Sprache der »Medien« bereitet, der
Ubermittlungsorgane, die praktisch die Öffentlichkeit von Vorgängen herstellen. Wer
dirigiert sie, wer wählt die Nachrichten aus und kann so »zensieren« ? Es ist der Slang aus
dem Fernsehen, der Schwall von Modewörtern jeder unverständlichen Art, Fachjargons
der Sprecher oder Schreiber, die es uns ersparen, die Bedeutung der Worte genau zu ken-

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