http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-01/0005
Grundfragen der historischen Selbstverwaltung
Die Einungen der Grafschaft Hauenstein (Hotzenwald)
Fritz Schächtelin
Gliederung
1. Einleitung
2. Marksteine der bürgerlichen Selbstverwaltung
3. Besiedlung des Hotzenwaldes
4. Tiefensteiner Freibauern
5. Habsburg im südlichen Schwarzwald
6. Die Einungsorganisation
7. Die hohe und niedere Gerichtsbarkeit
8. Praxis der bürgerlichen Selbstverwaltung
9. Der Hauensteiner Landfahnen
10. Niedergang und Ende der Selbstverwaltung
11. Literatur
12. Zeittafel
/. Einleitung
Die Einungen der Grafschaft Hauenstein im ehemaligen Vorderösterreich gehören zu
den frühen Beispielen der südwestdeutschen Verfassungsgeschichte.
Das Thema Hotzenwald, die frühere Grafschaft Hauenstein, ist zwar für die neuere
Literatur ein anscheinend unerschöpfliches Thema geworden, doch außer von Haseher,
Wernet und Müller-Ettikon gibt es kaum zusammenfassende und historisch fundierte
Arbeiten zur Geschichte und Praxis der Einungen.
Alte Irrtümer und falsche Begriffe leben weiter. Die oft verwendete Bezeichnung
»Freie Bauernrepublik« ist ebenso übertrieben und sachlich falsch wie bei Thomas Lehner
der Untertitel seines Salpetererbuches: »Freie, keiner Obrigkeit untertane Leut auf
dem Hotzenwald«.
Noch oberflächlicher sind die Angaben im »dtv Wörterbuch zur Geschichte«. Dort
steht zu lesen, daß die Salpeterer eine katholische Laienbewegung waren, die sich gegen
Josephinismus und badisches Staatskirchentum wehrte. Hier werden Zeiten und Begriffe
bunt durcheinander gewirbelt.
Die Renaissance der Salpetererliteratur begann, als der damalige Bundespräsident Gustav
Heinemann den Hotzenwald kennenlernte. In seinen Betrachtungen über das deutsche
Geschichtsbewußtsein stellte er die Salpeterer heraus.
Journalisten und Autoren fühlten sich darauf veranlaßt, die Spalten und Seiten der
Medien mit ihren Beiträgen über den Hotzenwald und die Salpeterer auszufüllen.
Doch fast alle beschäftigten sich nur mit der Niedergangszeit zwischen 1700 und 1760,
als sich die Hotzenwälder mit allen Mitteln in der Zeit des schrankenlosen Absolutismus
um ihre »Alten, guten Rechte« wehrten.
Dabei kam die verfassungsgeschichtüche Bedeutung der Einungen als Organ der bürgerlichen
Selbstverwaltung im Mittelalter zu kurz.
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