Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 157
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-01/0159
Bemerkenswert ist die Aufzeichnung der Hirschenwirtin über den Vergleich zwischen
dem Tageslohn einer Wäscherin und einer gefüllten Meringe.

Aufzeichnung 1891;

Bei Konditorei Haas in Müllheim kostet eine Meringe 12 Pfennig, gefüllt.
Eine Wäscherin bekommt am ersten Tag 1.20 Mark, am 2. Tag 1.30 Mark, bei einer
kleinen Wäsche.

Aus der Maulburger Schule

Hermann Burte

Es war ein schöner klarer Sommertag über dem Wiesental aufgegangen. Wir Buben
und Mädchen des dritten Schuljahres saßen in den Bänken und warteten auf den Lehrer.
Jetzt hört man ihn den Stuhl rücken im zweiten Stock, jetzt geht die Türe, jetzt kommt er
die Treppe herab über die Fliesen des Ganges, jetzt öffnet sich die Tür, und er steht da:
Aber was ist das? Der Herr Lehrer hat ja einen ganz anderen Rock an als sonst und richtige
Schuhe! Was bedeutet das? Alle staunen und sehen sich fragend an. Es wird gebetet
und abgesessen. Da sagt er: »Zieht alle eure Strümpfe gut hinauf in den Schuhen und bindet
die Nestel fest! Wir wollen eine kleine Wanderung unternehmen!«

Ha, jetzt ist Leben! Es poltert und dröhnt, es schnauft und lacht in der Klasse. Endlich
sind alle fertig, und man wandert los: »Wem Gott will rechte Gunst erweisen!« — Wir
wissen nicht, wohin die Wanderung zielt und wie lange sie dauern wird. Jetzt überschreiten
wir den alten, geraden, verbinsten und verschilften Kanal, auf dem früher das
Holz geflößt wurde. Wir kommen an des Pfarrers Weißdornhecke vorbei und sehen den
Eingang der Gipsgrube. Die gewaltigen Eichen überrauschen den Hügel, der »Wanne«
heißt, wohl weil er aussieht wie eine nach unten liegende Getreidewanne. Nun kommen
wir im Schatten den Hohlweg empor, an zahmen Kastanien vorbei, Kirschbäumen,
Weißdornbüschen, und treten in die alte Steingrube ein. Da türmt sich mächtig die gelbe
Wand des Plattenbruches: Wir sehen den Boden, wie er im Innern aussieht.

»Wie heißt man den gelben Stein?« - »Kalk«. »Was wächst hinter dem Geländer oben,
in den blauen Himmel hinein?« - »He, Weizen!« - »Gut, Weizen!« sagt der Lehrer und
winkt zum Weitergehen. Breite, wogende Getreidefelder, von Klee- und Kartoffeläk-
kern unterbrochen, liegen in Sonne und Wind auf dem Rücken des Kalkhügels.

Weiter sind wir gegangen, bis an die Egerten, wo die Schafe weiden. Ein Kalkofen
brennt an der Straße, wir starren überwältigt in die Glut und hören, was mit dem Kalk
vor sich geht. Jetzt stehen wir vor der Grube im Grund. Die ausgegrabene Erde liegt neben
der Höhlung: Schon haben sich die Vordersten gebückt und kleine Versteinerungen
aufgehoben, Schnecken, Ammonshörner, Blätterabdrücke, und bald ist in jeder Kinderhand
, in jeder Hose und jedem Rocksack ein versteinertes Tier, das vor tausenden und
abertausenden Jahren hier lebte, als alles, alles hier ein großes Meer war. Wir hören es,
sinnen, träumen und fragen, aber schon sind wir am jenseitigen Hang über der Straße
emporgeglitten, und der Lehrer fragt: »Wie heißt hier der Bann?« - Einer weiß es: »Bei
den Heidengräbern!« - Da zeichnet der Lehrer mit dem Stock in den Straßenstaub ein
viereckiges längliches alemannisches Plattengrab. So hat man unsere Vorfahren begraben
in steinernen Totenbäumen. Der Wilhelm hat einen Röhrenknochen gefunden, der aus-

157


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-01/0159