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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 7
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0009
Zum römischen Weil

Gerhard Fingerlin

In jüngster Zeit ist die römische Situation in Weil aus verschiedenen Gründen ins
Blickfeld der Landesarchäologie gerückt. Einmal sind es die Überlegungen M. Martins,
der den Vorschlag machte, die wichtige, in der Peutingertafel verzeichnete Straßensiedlung
Arialbinnum bei Basel auf der rechten Rheinseite zu suchen. Dafür kämen nach
dem heutigen Stand unserer Kenntnis am ehesten Weil, allerdings auch Riehen (Siedlung
beim Landauer Hof) in Frage, beide an der Hauptstraße von Äugst (Augusta Raurica)
nach Kembs (Cambete) gelegen. Der andere Grund ist die Entdeckung eines größeren
Brandgräberfeldes des 1. bis 2. nachchristlichen Jahrhunderts an der »Mittleren Straße«.
Auch wenn dieser Platz nur teilweise untersucht werden konnte, stellt er doch den größten
zusammenhängenden Fundkomplex auf Weiler Boden dar und vermittelt erstmals
Informationen über einen längeren Zeitraum, der einen wesentlichen Teil der römischen
Epoche Süd Westdeutschlands umfaßt.

Leider läßt sich zu der Frage, ob Weil mit Arialbinnum gleichgesetzt werden kann, mit
den bisher gesicherten Spuren der römischen Siedlung noch nichts beitragen (Abb. 1). Zu
lückenhaft sind die Kenntnisse, die wir bisher aus dem Areal zwischen Römerstraße und
Tüllingerberg, zwischen heutigem Friedhof und der Hauptstraße gewonnen haben.
Sporadisch nur waren hier Beobachtungen möglich, und noch weniger konnte planmäßig
gegraben werden. So bleiben grundsätzliche Fragen zu Größe, Dauer und Charakter
der Siedlung offen. Noch ist beispielsweise nicht mit völliger Sicherheit zu entscheiden,
ob es sich bei den Mauerzügen, Pfostenspuren und Gruben wirklich um die Reste einer
größeren dörflichen oder kleinstädtischen Ansiedlung, eines vicus also handelt, oder
nicht doch um Uberreste von Landgütern (villae rusticae), die durchaus auch auf engerem
Raum zusammenliegen können. Vielleicht gab es auch beides, denn Beobachtungen
im Gewann »Tschuppis« sprechen für einen Gutshof am Hangfuß des Tüllinger Berges,
während man die räumlich weitstreuenden Baureste nördlich des alten Dorfkerns doch
eher mit einem vicus in Verbindung bringen möchte. Andererseits wieder macht das südlich
dieses besiedelten Areals gefundene Gräberfeld an der Mittleren Straße eher den Eindruck
eines zu einer villa rustica gehörenden Bestattungsplatzes, vielleicht allerdings
nur, weil nicht alle Gräber gefunden worden sind. Offene Fragen also, zu denen noch eine
gewisse Unsicherheit über den Verlauf der römischen Hauptstraße hinzukommt.
Lange hat man ihre Trasse mit der heutigen »Römerstraße« gleichgesetzt, und die Lage
des Gräberfeldes bietet dafür auch neuerdings ein starkes Argument. Verlängert man
nämlich die Römerstraße nach Süd-Osten, führt sie dicht an diesem Bestattungsplatz
vorbei, und es ist eine hinreichend bekannte Tatsache, daß römische Gräber immer außerhalb
der Siedlungen an den wichtigen Ausfallstraßen liegen. Dies hatte früher auch,
zusammen mit Keramikfunden des 1. Jahrhunderts am nördlich gelegenen Hochgestade
(Gemarkung Haltingen) zu der Überlegung geführt, ob hier nicht ein Kastell gelegen haben
könnte, aus dessen Lagerdorf (canabae) dann die spätere Siedlung entstanden wäre.
Auch die sehr frühe, noch vor der Mitte des 1. Jahrhunderts beginnende Belegung des
Begräbnisplatzes hatte in diese (militärische) Richtung gewiesen. Nach den inzwischen
erfolgten weiteren Forschungsschritten soll und kann diese Vermutung allerdings nicht
mehr aufrechterhalten werden.

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