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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 57
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0059
Weil im 19. Jahrhundert

Helmut Bender

Eine Stadt, die bis in den Ersten Weltkrieg hinein ausgesprochenen Dorfcharakter hatte
, kann freilich in den schon klassisch gewordenen heimat- und landeskundlichen Text-
und Stichwerken des vergangenen Jahrhunderts noch nicht besonders hervorgehoben
worden sein. 1200 Jahre Geschichte ist zwar ein stattlich und beachtlich Maß an Vergangenheit
und Tradition - und das Gros der Städte unserer Subregion, ja selbst unserer Region
kann da von vornherein nicht mithalten - andrerseits muß hierbei nun einmal berücksichtigt
werden, daß erst die Entwicklungen und Spezialsituationen der letzten 75
Jahre Weil zu dem werden ließen, was es uns - seinen Einwohnern und seinen Durchreisenden
- heutzutage vorstellt und bedeutet. Parallelen nicht nur zum badischen Rhein-
felden, auch zu Industrie- und Verkehrsorten wie Singen ergeben sich hier wie von
selbst.

Beginnen wir unsere Zitierauswahl mit dem ersten großen und für seine Zeit geradezu
vorbildlichen Standardwerk, dem »Historisch-statistisch-topographischen Lexicon von
dem Großherzogthum Baden ... Herausgegeben von J. B. Kolb« (erschienen in Karlsruhe
in 3 Bänden in den Jahren 1813 - 1816). Johann Baptist Kolb war 1774 als Sohn eines
fürstbischöflich-konstanzischen Archivars geboren worden, er wurde nach einschlägigen
Studien zunächst dessen Gehilfe und später dessen Nachfolger; 1808 war er nach
Freiburg versetzt worden, wo ihm die Leitung des Archivs der Oberrheinischen Provinz
übertragen wurde. Eine immense Arbeitsfülle erwartete ihn hier, dennoch verfolgte er
sein Hauptwerk, die Herausgabe seines Lexikons, mit Fleiß und Unermüdlichkeit; im
Erscheinungsjahr des letzten Bandes verstarb er - möglicherweise an Überarbeitung (jeder
der 3 Bände umfaßt durchschnittlich 400 eng abgesetzte Lexikonspalten!).

»Weil, ein großes, schönes, 1 Stunde von Lörrach jenseits der Wiese und 1 Stunde von
Basel gelegenes Pfarrdorf mit 968 Einwohnern, einer Kirche, Pfarrhaus, 162 Wohn- und
237 Nebengebäuden. Der Ort ist gut gebauet und hat einige schöne den Baselern gehörige
Landhäuser. Es wächst hier ein sehr vorzüglicher Wein, der in Basel einen großen Absatz
findet, und eine Menge vorzügliches Obst, besonders Kirschen. In der hiesigen Gemarkung
lag auch ehemals das alte feste Schloß Oetlikon, welches in dem 30jährigen
Kriege zerstört, nach dem westphälischen Frieden aber vom Markgraf Friedrich V. wieder
erbauet, und Friedlingen genannt wurde. Die Franzosen zerstörten es bald hernach
wieder, und im J. 1753 wurde es ganz abgetragen, und die dazu gehörigen Güter an die
Einwohner zu Weil verkauft, welche gute Wiesen daraus machten. Dieses Friedlinger
Feld ist durch die 1702 daselbst zwischen den Kaiserlichen und den Franzosen vorgefallene
Schlacht berühmt geworden, in welcher die französische Infanterie und die Kaiserliche
Reuterey geschlagen wurde. In dieser Schlacht wurde Markgraf Carl Wilhelm noch
als Erbprinz schwer verwundet, nachdem er Wunder der Tapferkeit gethan und zu dem
Siege der österreichischen Infanterie das Meiste beygetragen hatte. Den Ort Weil besaßen
in ältern Zeiten die Ritter Münch von Münchenstein von den Markgrafen von Hochberg
zu Lehen. Konrad Münch von Münchenstein verkaufte 1368 seine Ansprüche mit
Einwilligung seiner Söhne Hermanns, Leutholds, Heinrichs u. Rudolph III. von Hochberg
-Sausenberg« .

Der Kolbsche Weil-Beitrag umfaßt so - freilich hauptsächlich dank der Friedlinger
Schlacht - nahezu eine Spalte des Lexikons. Uns geht es in diesem Zusammenhang weniger
um die Uberprüfung der Fakten und der wohldosierten historischen Proportionen

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