http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0072
zwei Kaufläden für die anderen notwendigen Dinge des täglichen Lebens. Zwei Gasthäuser
boten den Bürgern Raum für Geselligkeit. Billiger als in Otlingen war die Milch
nirgends im Markgräflerland, der Literpreis lag bei nur 15 Pfennig.
Schlußbetrachtung
Beim Blättern in dieser Schulstatistik fällt deutlich auf, wie unterschiedlich in damaliger
Zeit die Lebensbedingungen für einen Lehrer auf dem Lande waren. Der bei fast allen
Ortschaften angegebene Milchpreis läßt darauf schließen, daß diese Kosten signifikant
waren für die Lebenshaltungskosten in dem entsprechenden Dorf. Und welche Unterschiede
gab es da! In Wyhlen kostete der Liter 20 Pfennig, in Böllen nur 12 Pfennig!
Wichtig ist auch zu wissen, mit welchem Gehalt ein Lehrer damals rechnen konnte. Wie
in der Einleitung schon erwähnt, werden seit 1892 die Lehrer nach Dienstalter bezahlt,
nicht mehr nach Ortsklassen. Es scheint jedoch Ausnahmen zu geben, ist doch bei Freiburg
angemerkt, daß hier das Gehalt durch Ortsstatut geregelt ist. Wir können also davon
ausgehen, daß die Gehälter in großen Städten höher lagen. Da nur für die großen
Städte Gehaltsangaben gemacht werden, mögen diese dazu dienen, die finanzielle Situation
der Lehrer vor 90 Jahren zu verdeutlichen:
Anfangsgehalt Hauptlehrer 167 Mark monatlich
Endgehalt Hauptlehrer 267 Mark monatlich
Anfangsgehalt Hauptlehrerin 125 Mark monatlich
Endgehalt Hauptlehrerin 154 Mark monatlich
Anfangsgehalt Schulgehilfe
(Unterlehrer) 91 Mark monatlich
Schulgehilfe nach bestandener
Dienstprüfung 100 Mark monatlich
Wenn auch in den Markgräfler Dörfern die Mieten weit unter denen Freiburgs gelegen
haben dürften, mögen diese Großstadtpreise dennoch für uns sehr aufschlußreich sein:
»Je nach Lage und Umstände« mußte man in der Stadt zwischen 600 und 1200 Mark jährlich
auf den Tisch blättern, stolze Beträge, wenn man an die Gehälter denkt!
Kein Zweifel, jeder Lehrer unserer Tage wird mit Dankbarkeit seine Lage betrachten,
wenn er in dieser Schulstatistik blättert, aber nicht nur die Lehrer!
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