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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 76
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0078
Noch am 19. Januar 1852 wurden im amtlichen Verkündigungsblatt für die großherzoglichen
Bezirksämter Lörrach, Müllheim, Schopfheim und Schönau folgende ergangene
Urteile veröffentlicht:

Philipp Augenstein jg. in Weil

wegen revolutionären Äußerungen zu 4 Wochen Gefängnis, abwechselnd bei

Wasser und Brot.

Joh. Mehlin Käser, in Weil

zu Kriegsgefangenschaft (= Kasemattenarrest)

Joh. Friedr. Bertsch, in Weil

Kaspar Röschert, in Weil

Jakob Friedr. Marx, in Weil

4 Wochen Gefängnis, abwechselnd bei Wasser und Brot wegen Mitbeteiligung.
Der erstandene Arrest wird als Strafe angerechnet.

Adlerwirt Greiner von Weil, wegen Duldung revolutionärer Demonstrationen
dieWirtschaft auf drei Monate geschlossen.
Am 11. Juni wurde folgende Strafe im Amtsblatt veröffentlicht:
Johann Christian Oetlin von Weil

wegen revolutionärer Äußerungen zu 28 Tagen Gefängnis.
Nur allmählich kehrte wieder Ordnung und Ruhe ein. Auch die Fahne wurde nach
Weil zurückgebracht und verblieb bis zum heutigen Tag in der Familie Marx.

Eine interessante Schilderung aus jener Zeit erfahren wir aus einem bemerkenswerten
Nachruf einer Tageszeitung aus dem Jahre 1907 zum Tode eines Weiler Bürgers:

Weil (Amt Lörrach), 14. Juni. Letzte Woche wurde hier ein Mann zur Erde bestattet
, der weit und breit wegen seines geraden Wesens, strenger Realität, guten
Humors und hohen Alters bekannt, geachtet und beliebt war. Die beispiellos hohe
Zahl der Teilnehmer an der Beerdigung aus Nah und Fern und zum Teil aus
großer Ferne, bewies, welche Hochachtung, Liebe und Verehrung der infolge eines
Unfalls Verstorbene genoß. Fritz Fidel, geboren im Jahr 1817, stand im Jahr
1840/41 in Mannheim bei den Dragonern im Dienst, verheiratete sich im Jahr
1843 mit der ihm im Jahr 1878 im Tode vorangegangenen Marie Friderike Ziegler
und gründete sein eigenes Heimwesen, welches er zur großen Blüte brachte, da
er ein sehr umsichtiger und tüchtiger und strebsamer Landwirt war, der auch in
der Gemeinde mehrere Ehrenämter begleitete. Daß er aber auch ein schneidiger
Politiker war, dürfte den Wenigsten bekannt sein, denn er ist einer der wenigen
Achtundvierziger, der trotz seiner schneidigen und verwegenen Taten auf freiem
Fuß blieb, denn mit nur 4 Mann nahm er in Leopoldshöhe die ganze Besatzung,
bestehend aus ca. 30 Mann Gendarmen und Grenzaufseher, gefangen und entwaffnete
sie. Er war während der deutschen Republik Gouverneur von Leopoldshöhe
und Schusterinsel und lieferte beim Wiederantritt der gesetzlichen
Verwaltung die Zollkasse bei Heller und Pfennig ab, weshalb man ihm infolge
seiner Redlichkeit auch nichts anhaben konnte. Als Bürgermeister Ziegler wegen
seiner freiheitlichen Gesinnung 12 Wochen ohne Verhör in Freiburg in Untersuchung
saß, reiste der Verstorbene nach Frankfurt a. M., wo gerade das Deutsche
Parlament tagte, und erwirkte sich durch den dort anwesenden Parteifreund Itz-
stein eine Audienz bei dem Ministerpräsidenten v. Beck in Karlsruhe, mit welchem
er eine große Auseinandersetzung hatte, was Tags darauf die Freilassung
des Bürgermeisters zur Folge hatte. Nun ist Fritz Fidel zur großen Armee abgegangen
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