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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 121
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0123
Die Helden von Basel

Ida Preusch-Müller t
Vier Spaßvögel landeten bei der Polizei

Es war um die Jahrhundertwende, als man noch ungehindert ohne Paß durch alle europäischen
Länder reisen konnte.

Da waren in einem Rebdorf im Grenzzipfel zwei Urlauber gleichzeitig heimgekommen
, der Erwin als Leibdragoner aus Karlsruhe, der Otti als Artillerist aus Rastatt. Beide
waren gute Freunde und wollten aus dem gemeinsamen Urlaub das Möglichste an Vergnügen
herausholen. In ihren Uniformen erster Garnitur hatten sie bald den Mädchen
die Köpfe verdreht, hatten den guten heimischen Markgräfler zur Genüge getrunken,
hatten gelacht, getanzt und Sprüche geklopft. Nun sollte zum Abschluß noch etwas Besonderes
steigen. Sie beschlossen, in Uniform einen Ausflug nach Basel zu machen.

Natürlich war das verboten. Da aber in Basel viele Deutsche wohnten, deren Söhne im
Reich ihrer Militärpflicht genügten, mußten diese als Urlauber wohl oder übel den Weg
vom Bahnhof zur elterlichen Wohnung in Uniform zurücklegen, ehe sie Zivil anziehen
konnten. Die Basler Polizei drückte ein Auge zu, und es gab keine diplomatischen Verwicklungen
, wenn ein deutscher Soldat in Basel gesehen wurde.

»Wer weiß denn, öb mir nit z'Basel wohne«, sagte der leichtsinnige Otti. »Alleh los!«
antwortete der Erwin, setzte den Helm mit dem roten Federwisch auf, schnallte den
Schleppsäbel um und zog die weißen Handschuhe an. Der Otti rieb seinen Artilleristenknopf
auf dem Helm noch blanker, schnallte ebenfalls den langen Säbel um, und sporenklirrend
schoben sie los.

Natürlich gingen sie nicht über einen offiziellen Grenzübergang, sondern durch die
Langen Erlen, wo die Grenze nicht zu merken ist. Sie hatten Glück, kein Grenzer begegnete
ihnen, und sie kamen ungehindert über die Wiesenbrücke nach Basel. Dort nahmen
sie großartig eine Droschke und ließen sich durch die Stadt fahren.

Die Fuhre erregte natürlich einiges Aufsehen, aber man ließ sie unbehelligt. Selbst die
Landjäger (Polizisten) schauten auf die andere Seite.

Zuerst besuchten sie einen Freund, der als Schweizer Milizsoldat seine Uniform im
Haus hatte. Mit Hallo wurden sie dort empfangen. »Ihr sin jo verruckt«, sagte der
Schweizer. »Was verruckt?«, entgegnete der Otti, »leg dy Uniform a un chumm mit.
s'Fuhrwerk wartet scho«. Der Basler kratzte sich hinterm Ohr: »Das isch doch verbot-
te«. - »Grad dodrum macht's Spaß!« trumpfte der Erwin auf. Dieser Begründung konnte
sich der Freund doch nicht entziehen, zog seine Uniform an und fuhr mit. - Aber
plötzlich kam ihm eine Idee. »Wüsseter was? I ha e Fründ, dä isch Franzos un het e Kürassieruniform
deheim, dä mueß mit!« Also fuhren sie zu dem Franzosen. Der verwunderte
sich, als er die bewaffnete Macht erblickte, war aber sofort Feuer und Flamme, als
er hörte, was da gespielt wurde. Also schlüpfte auch er in seine Uniform und fuhr mit.

Der Kürassier und der Leibdragoner lehnten stolz auf den Vordersitzen des Wagens,
der bescheidene Artillerist und der einfache Infanterist saßen nicht minder vergnügt auf
dem Rücksitz. So ging es durch die Straßen und in möglichst viele Wirtschaften, und
überall erregten die vier nicht geringes Aufsehen. Trotzdem griff die Polizei nicht ein.

Aber abends! Der Droschkenkutscher hatte schon lange keinen so guten Tag mehr gehabt
. So blieb keine andere Wahl, als ihn mit seinem Wachstuchzylinder in den Wagen
und den Artilleristen auf den Bock zu setzen.

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