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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 128
(PDF, 45 MB)
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Mannheim als Revisor übernommen. Der Militärdienstpflicht genügte er in Frankfurt an
der Oder. Im Mai 1913 verheiratete er sich in Heidelberg mit Margarete Distler. Dieser
Ehe entsprangen die Zwillinge Fritz und Julius Kraus, die mit ihren Familien heute in
Weil und Grenzach leben.

Durch die Wahl eines Bürgermeisters mit den Talenten, Kenntnissen und den schon
mitgebrachten Verwaltungs-Erfahrungen eines Rudolf Kraus wurde zweifellos die
Richtung für die weitere Entwicklung der Gemeinde vorausbestimmt.
In seine Amtszeit fielen dann

- Bau der Gartenstadt Leopoldshöhe (1922 - 1926) für die Reichsbahnbediensteten, die
von Basel umgesiedelt wurden

- die Ansiedlung neuer Wirtschaftsunternehmen (Schwarzenbach 1923, Lonza-Werke
1928) sowie zahlreicher kleinerer Betriebe, Handwerker und Handelsgeschäfte

- der Aufbau von Infrastruktur (Leopoldschule 1926, drei Kinderschulen 1926), Straßenbau
, Kanalisation in den neubebauten Gebieten, Friedhofshalle (die erste in ganz
Oberbaden)

- der Beginn des Güterumschlages am Rhein durch Anlage einer Umschlagstelle.
Nicht minder wichtig war das allmähliche Zusammenführen der aus allen Richtungen

und Schichtungen in Weil niedergelassenen Menschen. So war Kraus als Ideenträger
Mitinitiator und Förderer zahlreicher kultureller Einrichtungen und Leistungen:

- Gründung der Orchestergesellschaft (1927)

- Beginn des Sportstadions (1930)

- Ausgabe der »Chronik der Gemeinde Weil«, verfaßt von Karl Tschamber (1928)

- Bau des Kriegerdenkmals am Lindenplatz (1928)

- Erscheinen einer eigenen Weiler Zeitung, »Der Grenzbote« (1926)

Anläßlich seiner Wiederwahl am 6. August 1928 konnte sich Bürgermeister Kraus in
allen seinen Leistungen anerkannt und bestätigt finden, gaben ihm doch über 2/3 der
Wähler (Bürgerausschuß) die Stimme. Kraus wurde geradezu gefeiert, wie dies aus den
Berichten über die Wahl aus den hiesigen und Basler Zeitungen hervorgeht.

Das Aufstreben der Gemeinde Weil blieb nicht unbemerkt. Der Gedanke an die Erhebung
des Dorfes zur Stadtgemeinde wurde nicht in Weil geboren - die Anregimg dazu
gab die Aufsichtsbehörde. Lange wurde über die Vor- und Nachteile einer Stadterhebung
und über den Namen diskutiert. Schließlich kam es zu dem Beschluß, die Erhebung
des Dorfes Weil zur Stadtgemeinde zu beantragen und dem Vorschlag des Bürgermeisters
zu folgen, die Stadt »Weil am Rhein« zu nennen. Am 16. Oktober 1929 ist Weil
feierlich zur Stadt erhoben worden. Das Ereignis wurde festlich begangen.

Neben einer größeren Unabhängigkeit und Selbständigkeit als Stadtgemeinde erhielt
Weil das Recht zum Abhalten von Wochenmärkten und eines Jahrmarktes.

Zur Beurteilung der Tätigkeit des Bürgermeisters in jenen Nachkriegs-und Reparationsjahren
muß an die materielle Not der Menschen in jener Zeit erinnert werden, die
der verlorene Weltkrieg, Inflation, Arbeitslosigkeit und damit eine allgemeine Verarmung
mit sich brachten. In diesem Zusammenhang darf der Streik der Bauarbeiter von
der Leopoldshöhe im Jahre 1923, der sich auf ganz Oberbaden ausdehnte, nicht unerwähnt
bleiben. Die Schlichtung dieses Streikes war mit dem ausgleichenden Wirken des
Bürgermeisters Kraus zu verdanken.

Als im Jahre 1933 die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, mußte Kraus auf wenig
schöne Art aus seinem Amte weichen. Man konnte ihm keine Verfehlungen in seiner
Amtsführung nachweisen, doch als Demokrat wurde er zum Gegner des neuen Regimes
abgestempelt, damit dieses alle führenden Posten mit seinen Anhängern besetzen konnte
.

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