Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 130
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0132
Helene Zapf-Beydeck
Künstlerin und Mensch

Rüdiger Hoffmann

Dichterin, Musikerin, Puppenspielerin - also eine Künstlerin!

Ja, das war sie! Mag auch ihr Künstlertum nicht von sehr hohem Rang gewesen sein, so
stand doch ihr ganzes Leben im Zeichen der Kunst. Und diese verstand sie ausgesprochen
als Dienst an den Menschen. Ihnen eine Freude bereiten mit ihren Gedichten, ihren
zur Gitarre gesungenen Liedern, mit ihren Puppenspielen, ihren Rundfunksendungen -
das war ihr ein und alles.

Ihre Mitmenschen, das waren zunächst die Leute in Weil am Rhein, ihrem Heimatort,
in Eimeidingen und Haltingen, wo sie zeitweise lebte, aber darüber hinaus die Menschen
im Dreiländereck überhaupt. Eben da, wo man Alemannisch spricht. Und das Alemannische
war ihr Hauptmedium. Sie wandte es an bei ihren Gedichten, ihrer Prosa, beim
Sprechen mit den Leuten oder am Mikrophon, aber ebenso beim Singen. Daneben fällt
das, was sie Schriftdeutsch formuliert hat, weniger ins Gewicht.

Wie wohl für alle alemannischen Dichter war Johann Peter Hebel ihr großes Vorbild -
bei ihm war sie gleichsam in die Schule gegangen. Es ist daher kein Zufall, daß ihr vierzehntägiger
Beitrag in der Freiburger Zeitung (ab 1934) »S'Hebelstübli« und im »Oberbadischen
Volksblatt« (Lörrach ab 1936) »Hebelecke« hieß und sie selbst als »Vreneli
usem Hebelgrund« unterzeichnete. »Im Hebelgrund« hatte sie ihr damaliges Zuhause in
Eimeidingen getauft. Sie war eine gute Schülerin Johann Peter Hebels gewesen: selten
findet man ein so gutes Alemannisch, insbesondere alemannische Prosa. Daher ist es
schade, daß keine der bisherigen alemannischen Prosa-Anthologien (»Holderbluescht«,
»Alemannische Geschichten«, »S'Lebig Wort«) einen Text von ihr aufgenommen hat.

Sie hatte aber nicht nur von Hebel gelernt, sondern wie Schulkinder auf dem Schulweg
tun, von ihren Kameraden, von den Nachbarn, von den Menschen ihrer Umgebung.
Und nicht zu vergessen, natürlich von ihrer Mutter, einer echten Markgräflerin aus Hügelheim
. Von dieser hat sie übrigens den Beinamen »Beydeck« übernommen (diese
schrieb sich allerdings »Beidek«), um ihre Herkunft aus dem alemannischen Raum im
Namen darzutun. Ihr Lernen galt aber nicht der Sprache allein, sondern ebenso dem
Menschlichen, das sie durch Beobachtung und Begegnung erfahren hat, im Tageslauf, im
Jahreslauf, im Lebenslauf. Und es galt auch — wen wundert dies bei einer Lehrerstochter?
- den Dingen: in Haus und Hof, auf der Gasse - heute müßte man »Straße« sagen - und
auf den Wegen und Pfaden durch Matten und Felder, durch Reben und Wald. Manches
von dem, was sie da beobachtet und betrachtet hatte, hat sie auch bildnerisch in Form
von Vignetten am Rand ihrer Gedichte festgehalten. Ihr Engagement für die alemannische
Sprache führte auch zu einer Sammlung von 95 »altmodischen Wörtern« für die
Universität Freiburg und zur Zusammenstellung von über 200 alemannischen »Wortbildern
«.

Aber sie war ja nicht nur Dichterin. Die Musik hat neben dem Wort ihr ganzes Leben
hindurch eine wesentliche Rolle gespielt. So schlug sie schon in jungen Jahren die Orgel
im Sonntagsgottesdienst. Laut pfeifend, so wird berichtet, marschierte sie als Schülerin
morgens zum Ostbahnhof in Altweil, unbeirrt von der Meinung der Leute damals, daß
Pfeifen in der Öffentlichkeit nicht schicklich sei, von einem Mädchen zumal. Was kümmerte
sie das? Die Musik hatte sie eben! Und so pfiff sie, so spielte sie Mundharmonika

130


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0132