Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 181
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0183
Adolf Glattacker (1878 - 1971)

Gerhard Moehring

Die Glattacker von Weil sind wohl schon immer ein originelles, aber auch selbstbewußtes
Geschlecht gewesen. Der 1842 - 1847 amtierende Bürgermeister Johann Jakob
Glattacker mußte seinen Platz in den Revolutionsjahren räumen, da er sich seine eigene
Meinung über die damaligen Ereignisse machte. Diese Konsequenz verhalf ihm dann
auch zu einer zweiten Amtsperiode von 1849 - 1856, nachdem die revolutionären Umsturzversuche
gescheitert waren.

In jener Zeit war auch Adolf Glattackers Vater 1851 in Weil zur Welt gekommen. Er
war Formstecher bei Koechlin-Baumgartner u. Co. in Lörrach. Nach seiner Heirat zog
er zu seiner zwei Jahre jüngeren Frau nach Wehr, wo am 30. Juni 1878 Adolf als erstes
Kind zur Welt kam. In seinen späteren autobiographischen Notizen legte er stets Wert
darauf, daß er an einem Sonntag geboren wurde. Dieses Bewußtsein, vom Schicksal besonders
begünstigt zu sein, blieb ein Wesenszug seiner stets optimistischen Weltanschauung
bis ins hohe Alter trotz vieler schwieriger Zeiten, die er durchzumachen hatte.

Während die Eltern in Wehr-Enkendorf eine kleine Landwirtschaft und ein Spezerei-
geschäft betrieben, begann schon der 6jährige Adolf mit allem zu malen, was ihm dazu
geeignet schien. So lag es nahe, daß die Berufswünsche mit einer Lehre als Lithograph in
Karlsruhe (1893) eine künstlerische oder kunsthandwerkliche Tendenz hatten. Und da er
es ernst meinte mit seiner Berufung zum malenden Künstler, nahm er gleichzeitig
Abendkurse im Zeichnen und Modellieren. Stolz kehrte er denn auch nach der Abschlußprüfung
dieser Lehre mit einem 1. Preis nach Weil zurück (1897), wohin die Familie
in der Zwischenzeit (1895) umgezogen war.

Der eben 19jährige war nun entschlossen, freischaffender Künstler zu werden. Doch
der Vater hielt nicht viel von diesem brotlosen Gewerbe und besorgte dem Sohn eine
Stelle als Chromolithograph an der Lithographenanstalt Lyor in Basel. Aber den kleinen
Adolf, er war, obwohl der Älteste unter den Geschwistern, immer der Kleinste geblieben
- hielt es hier nur 3 Monate. Sein alter Traum zog ihn gegen den Willen des Vaters
wieder nach Karlsruhe an die Kunstgewerbeschule und die Kunstakademie, wo er bei
den Professoren Schmitt-Reutte und Dietsche ein gelehriger Kunstjünger wurde. Hier
lernte er auch den 1 Jahr älteren Hans Adolf Bühler und den 1 Jahr jüngeren Hermann
Strübe-Burte kennen, denen er zeitlebens verbunden blieb, die aber doch alle drei so verschiedene
Wege, trotz ähnlicher Ausbildung und gleichen Lehrern, gingen.

Die leidige Abhängigkeit von Stipendien, aber auch sein unruhiger Geist trieben ihn
1901 wieder nach Weil, um nun als freischaffender Künstler eine eigene Existenz aufzubauen
. Zahllose Zeichnungen und Skizzen entstanden als Gelegenheitsportraits auf
Märkten, in Gaststätten und bei Veranstaltungen oder graphische Entwürfe für Werbezwecke
, dann auch Illustrationen zu Geschichten oder Naturstudien. Es war nicht
leicht, damit ein paar Pfennige zu verdienen und gar davon zu leben. Sichtbaren Erfolg
hatte eine erste Postkartenserie, die bei Gutsch gedruckt und verlegt wurde und den jungen
Künstler erstmals in der Öffentlichkeit vorstellte.

Ein Aufenthalt in Zürich bei seiner Tante (1903) bot weitere Möglichkeiten vor allem
im Portraitzeichnen, wo er auch erstmals Portraits in öl versuchte. Zürich und Basel waren
für seine künstlerische Entwicklung durch den Besuch der dortigen Museen ein weiterer
Markstein für ihn bei der Entdeckung und im Erlebnis zeitgenössischer und histori-

181


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0183