http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0210
Das Heimatmuseum in Weil am Rhein
Eine Pflegestätte Weiler Tradition und Weiler Fortschritts
Alfred Dietz
Als am Samstag, den 20. November 1971, der Weiler Bürgermeister Otto Boll das
Heimatmuseum der Stadt Weil am Rhein eröffnete, erklärte er, daß damit »eine Pflege-
stätte Weiler Tradition und Weiler Fortschritts« geschaffen worden sei.
Neben dem Dank an die zahlreichen Spender betonte Bürgermeister Boll vor allem die
Tatsache, daß dieses Museum in seiner jetzigen Form erst ein Grundstock sei, auf dem es
»beharrlich und konsequent« aufzubauen gelte.
Die Vorschläge zur Gründung eines Heimatmuseums gehen weit in die fünfziger Jahre
zurück. Schon im Jahre 1957 hat der Gemeinderat die Bildung eines Heimatausschusses
beschlossen. Die Stadtverwaltung hatte in dieser Zeit gesammelt, was sie bekommen
konnte. Am 8. April 1967 gründeten Bürger der Stadt Weil am Rhein einen »Verein für
Heimatgeschichte und Volkskunde« zur Pflege des Geschichts- und Kulturgutes der
Stadt. Er hatte sich ferner die Aufgabe gestellt, der Stadtverwaltung bei der Errichtung
eines Heimatmuseums mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Nach einem Spendenaufruf der Stadt und des Vereins gingen 30.000 DM an Spenden
ein. Damit konnten die großen und kleinen Vitrinen für die ersten vier Räume im Erdgeschoß
des ehemaligen Rathauses am Lindenplatz eingerichtet werden. Die Verwaltung
und der Gemeinderat beauftragten den Zweiten Vorsitzenden des Vereins für Heimatgeschichte
und Volkskunde, Alfred Dietz, mit der Einrichtung des Museums.
Den ersten Raum widmete man der »Historischen Entwicklung von Weil«. Urkunden
, Stiche und Modelle weisen den Weg in die Geschichte. Beim Betreten des Zimmers
fällt sofort die Photokopie der Urkunde über die erstmalige Erwähnung von Weil im
Jahre 786 im St.-Galler-Urkundenbuch auf, es heißt dort »in Willa«.
Sicher ist der Name Weils von einer römischen »villa« abgeleitet. Im Neubaugebiet
beim evangelischen Pfarrhaus legten die Bagger Reste römischer Mauern frei. Ein weitläufiger
Meierhof muß hier gestanden haben. Am Mühleteich in Altweil stand das Hofgut
Leidikon, das im St.-Galler-Urkundenbuch schon 751 erwähnt wird.
Die kolorierten Stiche von der Schusterinsel zeigen uns, wie sie einst vor der Tullaschen
Rheinregulierung ausgesehen hat. Den Rheinarm hatte man damals zugeschüttet. Auf
der Schusterinsel war während der Erbauung der Festung Hüningen (1679 - 1683) ein
stark befestigter Brückenkopf von den Franzosen angelegt worden, der innerhalb von 50
Jahren fünfmal zerstört und wiederaufgebaut wurde. Die Kanonenkugeln im Heimatmuseum
sind Zeugen jener Zeit.
Ein kriegsgeschichtlich bedeutendes Ereignis war die Schlacht von Friedlingen 1702,
die »unentschieden« ausgegangen war. In der Ebene siegte die französische Reiterei, am
Tüllinger Berg die deutsche Infanterie. Nach der Schlacht bei Friedlingen ließ der französische
Feldherr Villars die Kriegsbeute (11 Geschütze und 35 Fahnen) nach Versailles
zum König bringen, mit einem Bericht über den Sieg. (»Euere Majestät haben eine
Schlacht gewonnen!«) Hocherfreut über den »Sieg« belohnte der König Villars mit dem
Marschallstab.
Ein kleiner Stich zeigt das Schloß ötlikon. 1445 hatten die Eidgenossen das Weiherschloß
angezündet. Markgraf Friedrich V. von Baden erwarb es später von den Herren
von Rotberg und nannte es zum Andenken an den westfälischen Friedensschluß »Friedlingen
«.
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