Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 213
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0215
Jacob Burckhardt und der Haltinger »Hirschen«

Erhard Richter

Vor 12 Jahren habe ich in dieser Zeitschrift die Beziehungen des großen Basler Kultur-
und Kunsthistorikers Jacob Burckhardt zum Markgräflerland dargestellt1'. Dabei stützte
ich mich vor allem auf die zahlreichen Briefstellen Burckhardts, in denen er das geliebte
»Oberland« erwähnte und beschrieb2'. In diesen Briefen - besonders in denen an seinen
Freund Friedrich von Preen - kommen auch öfters der Haltinger »Hirschen« und
sein damaliger Besitzer Carl Beck vor, so daß ich in diesem Heft über Weil und seine eingemeindeten
Orte nochmals und in etwas erweiterter Form auf dieses Thema eingehen
möchte.

Im Jahre 1858, nach seiner Rückkehr von Zürich, beschreibt der damals vierzigjährige
Jacob Burckhardt zum ersten Mal den Eindruck, den er beim Blick vom Tüllingerberg
über die Rheinebene empfand, wie folgt: »In Zürich wußte ich nicht recht, was mir an
der so ungleich brillanteren Umgebung und Aussicht nicht ganz zusagen wollte — es war
der große, freie Charakter der Rheinebene mit ihrem Vogesenhorizont, womit ich geboren
und erzogen war, was ich vermißte. Der Zürichberg saß der Stadt zu nahe und unerbittlich
auf dem Genick und der See bot mir eine zu schmale Fläche zum Ausruhen. Hier
ist der Blick vom Tüllinger Berge aus über die gewaltige Ebene mit dem glitzernden
Rhein von einer melancholischen Poesie, die ich nur in den Rheinlanden kenne«3'. Diese
»melancholische Poesie« hat dann Burckhardt bis ins hohe Alter immer wieder aufgesucht
.

In den sechziger Jahren finden wir noch nicht allzuviele Briefstellen, die sich auf das
Markgräflerland beziehen, doch diese zeigen uns schon, welch innige Beziehung er zu
dem »Oberland« und seinen Reben besaß. So schreibt er am 10. Oktober 1863 an den
Dichter Emmanuel Geibel: »Wir haben jetzt in Vorder- Alamannien ganz paradiesisch
schöne Tage mit warmen Regennächten dazwischen; der Wein gerät höchst massenhaft
und auch in der Qualität gut«4'.

Für seinen Freund, den Oberamtmann Friedrich von Preen, empfindet er 1868 »herzliches
Mitleid«, daß dieser in der »reizlosen Umgebung Bruchsals« leben müsse, während
er Oberalemannien, das »in den letzten Tagen himmlisch schön war«, genießen
dürfe5'. In vielen seiner Briefe hat Burckhardt seinen Freund Preen immer wieder an dessen
Lörracher Zeit erinnert und ihn gebeten, wieder einmal ins Oberland zu kommen.
Dabei teilt er ihm auch oft neue »Oberländer Themen« mit und berichtet ihm von seinen
Bummeln in »Vorder-Alamannien«. So heißt es in einem Brief vom 17. März 1872 an
Preen: »Eins muß man diesem Jahr 1872 bis jetzt nachreden: ein unverhofft schönes Klima
und eine Menge von guten Spaziersonntagen! Heute muß ich es auch wieder profitieren
; die Berge sind nahe, die Landschaft ungemein farbig und morgen wird es regnen.
Aus meinem Fenster heraus kann ich die Stettener Kirche mit der Hand greifen.« Allerdings
bedauert er dann im selben Brief auch, daß man um Basel herum immer mehr mit
Eisenbahnbauten umgarnt werde, »daß einem öde und weh wird: Dämme, Durchstiche
und ewiges Pfeifen und Heulen, das ist unsere nahe Zukunft«6'.

Dennoch blieb Burckhardt aber trotz eines Rufes an die Universität Berlin seiner Vaterstadt
treu. Den Lehrstuhl für Geschichte hat dann an seiner Stelle Heinrich von
Treitschke bekommen, doch der vierundfünf zigjährige Basler Gelehrte bedauerte seinen
Verzicht auf eine weit größere Universität nicht, wie aus einem Brief an Preen vom
3. Oktober 1872 hervorgeht: »Ferner, wie übel wäre mir jetzt zumute, wenn ich mit mei-

213


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0215