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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 220
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0222
Die Kirche zu Markt und ihre Fresken

Annemarie Heimann-Schwarzweber

In der sonst unauffälligen Dorfkirche zeugen Fresken im Chor von einer interessanten
Vergangenheit. Dem Betrachter bietet sich erst einmal ein verwirrendes Bild, denn es
greifen Malereien aus verschiedenen Zeiten ineinander; dazu schneidet ein mit der Jahreszahl
1450 signierter Sakramentsschrein in den Figurenzyklus ein. Die südliche Chorwand
ist ohne Bildschmuck. Da die spärlichen Nachrichten über die Vergangenheit des
Dorfes1^ keine Anhaltspunkte für Bau und Ausstattung der Kirche geben, muß versucht
werden, das heute Sichtbare aufzuschlüsseln durch Vergleich mit andern Markgräfler
Kirchen. Ins Auge springen die lebensgroßen Figuren mit Schriftbändern, welche abwechselnd
einen Nimbus haben, sowie bodenlange Gewänder und Attribute tragen,
während die anderen Zeittracht nach burgundischer Mode mit phantastischen Kopfbedeckungen
ohne Nimbus aufweisen. Unter den acht Figuren der Ostwand ist leicht erkennbar
Jakobus Maior mit Muschel und Unterschrift, ebenso Philipp mit Messer, zwischen
beiden der Prophet Zephanias laut Unterschrift. Uber dem Chorfenster - in der alten
Mittelachse - ist als zentrales Bild die Dreifaltigkeit dargestellt: ein Kopf mit drei Gesichtern
im Nimbus (ähnlich in Liel und Fischingen). Die ganze Komposition, zu der
auch das perspektivische Schachbrettband als oberer Abschluß gehört, ist einheitlich.
Die Malerei an der Ostwand nimmt wohl die ursprüngliche Größe des spätgotischen
Chores ein, die jetzige Südwand stammt von einer späteren Erneuerung2*1. An der nördlichen
Chorwand sind zehn Figuren aneinander gereiht, ebenso viele waren an der Südwand
, also im ganzen 28. Entweder waren zu den 12 Aposteln die sogenannten 12 kleinen
und vier großen Propheten dargestellt oder 12 Propheten entsprechend den Aposteln
und dazu heilige Patrone (so wie in Höllstein die hl. Margarete bei den Aposteln
steht). Die schmalen Schultern und die weichfließenden weiten Gewänder lassen die Figuren
der Zeit des Weichen Stils zuordnen, was allerdings hier in der Dorfkirche bis gegen
die Mine des 15. Jahrhunderts möglich sein könnte.

Zur gleichen Malschicht gehören zwei Szenen unten im nördlichen Teil der Ostwand.
Der Hauptakteur ist ein heiliger Bischof; links sitzt er auf einem Thron, vor ihm stehen
zwei Männer, dahinter ist eine Stange mit Marterwerkzeug zu erkennen; so läßt sich die
Szene als Befreiung deuten3^. Rechts stellt der Heilige eine Leiter an einen Turm, um einen
Gefangenen herauszuholen. Das Dargestellte paßt auf den heiligen Nikolaus von
Myra, dessen Kult im Abendland seit der Uberführung nach Bari 1087 große Verbreitung
fand - so die Legenda Aurea, in Wirklichkeit war die »Uberführung« aber Reliquienraub
. Nikolaus ist Patron der Schiffer und Kaufleute, die ihn in Seenot anflehen,
und auch Patron der Bäcker, weil er während einer Hungersnot in wunderbarer Weise
für ausreichend Brot gesorgt hat. Da die Bewohner des Dorfes sich im Mittelalter vom
Fischfang ernährten und sicherlich Schiffer waren, darf man in dem heiligen Nikolaus
den Schutzpatron der Kirche sehen. Die beiden Szenen sind sicher Teil der legendären
Vita des Heiligen, zu der auch die Geschichte der drei armen Mädchen gehörte, die vom
Heiligen beschenkt wurden, ursprünglich mit drei Goldkugeln, die aber in späteren
Darstellungen zu Äpfeln wurden. Die Rettung der Pilger aus Seenot, die wieder zum Leben
erweckten zerstückelten Knaben und die Befreiung der Ritter waren wohl in diesem
Zusammenhang ebenfalls dargestellt. Der Erhaltungszustand der Nikolauslegende erlaubt
nicht zu sagen, ob ein zeitlicher Unterschied zu den großen Einzelfiguren besteht;
soweit zu beurteilen, war eine andere, jüngere Hand am Werk. Eine darunter liegende

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