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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 230
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0232
St. Gallus, ein leuchtender Strahl
aus der altirischen Kirche in Alemannien

Siegfried Harr

1. Der historische Auslöser: die 1200-Jahr-Feier der großen Kreisstadt Weil am Rhein
regt an, die Geschichte der Regio Basiliensis intensiver kennenzulernen und daraus zu
lernen. An der Nordwand der St. Gallus-Kirche zu Otlingen stellt der obere Zyklus der
Fresken einen Auszug aus der Gallus-Legende dar. Uber dem Nordportal erkennt man,
nach der Freilegung von 1982/83, den Bären, der eine besondere Rolle in dieser Legende
spielt. Die Nordwand stammt aus dem 13. Jh. Die Steinkirche mit Turm ist erstmals 1274
schriftlich dokumentiert beim Konzil zu Lyon, als herrschaftliches Kirchspiel, d. h. im
Besitz des Landesherrn. Noch heute ist die Kirche in der staatlichen Baupflicht. 1410
wurde diese nach dem Erdbeben am Rheinknie (18.10.1356) nach Süden, Osten und
Norden erweitert und ca. 2 m erhöht. Das jetzige Raumprogramm der Kirche ist unter
Markgraf Rudolf III. in der ersten Hälfte des 15. Jh. erbaut worden. Die Fresken in der
aus dem 13. Jh. stammenden Nord wand sind derzeit nicht exakt historisch zu bestimmen
. Sie können jedoch zeitlich eingegrenzt werden, einmal durch die nachgewiesene
Erstellung der Nordwand im 13. Jh., zum andern durch zwei vorreformatorische Apostelkreuze
, die zu einem späteren Zeitpunkt auf die Fresken aufgemalt und 1983 freigelegt
wurden, und drittens durch den oberen Abschluß der Fresken, der unterhalb der Erhöhung
von 1410 verläuft. Man kann folglich von einem Geschichtsdokument des 14.
Jh. sprechen. Dieses Faktum war für mich Auslöser zum Nachlesen und Forschen über
die Ausstrahlung und Charakteristik des keltischen Christentums, dem die iroschotti-
schen Mönche auch in Alemannien treu blieben.

Laurenz Kilger setzt bereits 1942 in einem Artikel der Zeitschrift für schweizerische
Kirchengeschichte, »Die Quellen des Hl. Columban und Gallus«, die Gallus-Uberlieferung
712 an. Als entscheidende Quelle nennt Kurt-Ulrich Jäschke in seinem Artikel
»Columban von Luxeuil und sein Wirken im alemannischen Raum« - Blätter für schweizerische
Kirchengeschichte: 1. Columbans eigene Aufzeichnungen. Die »Regula Columban
« - die ersten 9 Kapitel sind in einem St. Galler Codex aufbewahrt. 2. Die Aufzeichnungen
des Mönchs Jona aus dem von Columban gegründeten Kloster Bobbio,
1. Hälfte 7. Jh. Columban starb am 23.11.615 in Bobbio. Jonas hat also Augen- und Ohrenzeugen
des Meisters gekannt und deren Aussagen verwertet. Für das alemannische
Spezialthema betont er, daß er wiederholt mit Columbans Schüler Gallus gesprochen
habe.

Wer sich in die Materie einliest, dem fällt ein wachsendes Interesse an der altirischen
Kirche, an dem Christentum unter den Kelten, an der Ausstrahlung der iroschottischen
Mönche in Gallien und Alemannien auf. Historiker, Kirchengeschichtler, neuerdings
zunehmend auch Anthroposophen interessieren sich für die Ausprägung des Christentums
im nordeuropäischen Raum. Die Funken geistlich - geistiger Auseinandersetzung
dieses romfreien Christentums sprühen aus auf aktuelle theologische, philosophische
und soziologische Probleme unserer Zeit.

Ich gestehe, das hat mich fasziniert. Nun ist das Nachzeichnen geschichtlicher Ereignisse
, trotz allem Streben nach Objektivität, ein schwieriges Unterfangen mit subjektivobjektivem
Gemisch. Reine Objektivität gibt es ja nicht, das hat schließlich die klassi-

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