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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 11
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0013
Burckhardt und Ryhiner, die zwei Basler Delegierten, die Hüninger von ihrem Treueid
entbunden hatten, stellten sie fest, daß die ihnen ausgehändigten Goldstücke von geringerem
Wen waren als die geliehenen. Sie nahmen deshalb das Geld nicht an und verloren
auf diese Weise sowohl ihre Anleihe als das Dorf. Man kann schwerlich glauben, daß
die Basler so ungeschickt gewesen seien. In ihrem Buch über Wettstein äussern Julia
Gauss und Alfred Stoecklin eine andere Ansicht. Sie sind der Meinung, die Lage sei
durch J. L. Iselin, Gläubiger der Habsburger, herbeigeführt worden, ein Finanzmann
und Lieferant von Kriegsmaterial, der nicht immer seine eigenen Geschäfte von denen
des Staates Basel trennte. »Nach dem Tode Iselins hatte der Basler Rat vollkommen
recht, sich für ein verlorenes Recht zu schlagen; er bemühte sich nicht nur, in den Besitz
des Darlehens zu kommen, sondern auch in denjenigen des Pfandes«.

In der Tat gab Basel trotz seiner Enttäuschungen Hüningen nicht auf. Der Dreissigjäh-
rige Krieg, in dessen Verlauf das Dorf oft seinen Besitzer wechselte (es war bald von Kaiserlichen
, von Schweden oder Franzosen besetzt) schien die Gelegenheit zu schaffen, das
seit Jahrhunderten verfolgte Ziel zu erreichen. 1639 trafen Basler Delegierte, angeführt
von Wettstein, in Delsberg mit Bernhard von Sachsen-Weimar zusammen. Der Herzog
versprach, nicht nur Hüningen abzutreten, sondern ließ auch die mögliche Abtretung
der Herrschaft Landser sowie der einen oder der andern der vier Waldstädte durchblik-
ken. Unterhandlungen fanden in Basel mit Herzog von Longueville, dem Nachfolger
Bernhards an der Spitze von dessen Truppen, statt. Kontakte wurden ebenfalls mit J. L.
von Erlach, Kommandant in Breisach, aufgenommen. Es ging darum, die während des
Krieges bei Hüningen erbaute Schanze zu zerstören und, wenn möglich, in den Besitz
des Dorfes zu kommen. Im Verlauf der Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden
unternahm Wettstein zahlreiche Schritte, um die Hüninger Frage in einem für Basel günstigen
Sinne zu regeln. Seine Bemühungen waren erfolglos, und er blieb Frankreich für
immer böse wegen der Ablehnung seiner wiederholten Anträge.

4) Der Dinghof Hüningen:
etwas Licht auf das Leben des kleinen Volkes im Mittelalter.

Es war bis jetzt nur von Päpsten, Bischöfen, Landgrafen, Erzherzögen, Lehnsträgern,
Kriegsherren, Staats- und Finanzmännern die Rede; über das einfache Volk, das durch
seine Arbeit den Großen die Mittel zu ihrer Macht verschaffte, erfuhren wir nichts. Es
existiert aber ein Dokument, genannt Dinghofrodel, das über das Leben der Bauern im
Mittelalter einigen Aufschluß gibt. Wir wissen bereits, daß es in Hüningen einen Dinghof
gab, dessen Grundherr der Dompropst von Basel war".

Ursprünglich waren die Dinghöfe Immunitäten gewesen, das heißt, daß die Vertreter
des Königs auf dem Gebiet eines solchen Besitzes weder Steuern erheben noch Recht
sprechen durften. Im Verlauf der Jahrhunderte versuchten jedoch die Beamten der besser
organisierten Zentralgewalt, die Rechte der Immunitäten zu beschränken oder gar
abzuschaffen.

Das ausgedehnte Dinghofgut war groß genug, um in eine mehr oder weniger große
Zahl von Hufen aufgeteilt zu werden, die oft schon vor dem 9. Jahrhundert vererbbar
waren und die der Grundherr gegen bestimmte Abgaben Hubern überließ. Die Hufe
war die Bodenfläche, die eine Bauernfamilie benötigte, um leben zu können; im Elsaß
maß sie durchschnittlich 6 bis 8 ha.

Der uns bekannte Hüninger Dinghof rodel stammt aus dem Jahre 1429. Da er aber gemäß
den Aussagen von Greisen aufgesetzt ist, darf man annehmen, daß Brauchtum und
Vorschriften, die darin aufgezeichnet, viel älteren Datums sind.

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