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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 15
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0017
ersten Kriegsjahr erlebten die Basler und Hüninger, daß Graf Ernst von Mansfeld, der
im Solde Böhmens gegen die Habsburger stand, mit seinen undisziplinierten, schlecht
bezahlten Truppen vor den Toren der Stadt lagerte. Im habsburgischen Besitz Vorderoesterreichs
(Sundgau, Breisgau, Fricktal und die vier Waldstädte) stellte man Kriegsvorbereitungen
fest. In einer Aprilnacht zog Erzherzog Leopold mit 15 Reitern über das
Bruderholz, um sich ins Bistum Basel zu begeben. Basel fühlte sich bedroht. Alle in die
Stadt führenden Straßen wurden mit Gräben und Hindernissen versehen und Wachen
aufgestellt. Gewisse Zeichen wurden als Ankündigung großen Unheils gedeutet: es
schneite im Juni, und am Himmel zeigte sich ein Komet mit großem Schweif.

Die Unruhe wurde verstärkt durch das Erscheinen spanischer Kavallerie, die aus der
Freigrafschaft kommend sich im Elsass sammelte. Das Gerücht verbreitete sich, Spanien
werde das Elsass als Lohn erhalten für die Hilfe, die es den oesterreichischen Habsbur-
gern leisten werde.

Nach der Niederlage der Evangelischen in Böhmen nimmt der Krieg seinen Fortgang
in der Pfalz und nähert sich damit dem Elsass. Mansfeld, den Tilly gezwungen hatte,
Böhmen zu verlassen, zog Ende Oktober 1621 in Mannheim ein, wo er 4.000 Mann Verstärkung
unter dem pfälzischen Oberst Obentraut erhielt. Nachdem er Speyer ausgeplündert
hatte, zog Mansfeld, überall Schrecken verbreitend, ins Elsass. Mit 2 000 Reitern
stieß Obentraut ins Oberelsass vor; vereinzelte seiner Leute machten die Gegend bei
Mülhausen bis vor die Tore Basels unsicher. Einem Blotzheimer nahmen die Räuber
zwei Pferde ab, ein anderer wurde mißhandelt. Einige Tage später stahlen sie Fuhrleuten
aus Luzern und Solothurn, die Wein im Elsass eingekauft hatten, ihre Pferde. Zwei der
Räuber, Jakob Hartmann aus Mülhausen und Peter Michael aus Bern, wurden von habsburgischen
Reitern gefangengenommen.

Nachdem im Mai 1622 Tilly den Markgrafen von Baden besiegt hatte, lagerten die
Truppen des Siegers im Markgräflerland, dessen Bewohner in Basel Schutz suchten.

1623 war für Hüningen ein wichtiges Jahr: Oesterreich nahm das Dorf, das Basel behalten
zu können hoffte, wieder in seinen Besitz. Statt Schweizer Neutralität zu gemessen
, wird der Ort vor Basels Toren das wechselvolle Schicksal des Elsass miterleben.
1626 ist die Bevölkerung in großer Unruhe wegen der zunehmenden Teuerung und der
Knappheit der Lebensmittel. In den Straßen Basels wimmelte es von Bettlern. Im November
veranstaltete Erzherzog Leopold eine Jagd in Kembs-Ottmarsheim und lud dazu
die Basler Regierung ein. »Aber es war dabei nicht die Rede von den Gulden, die Oesterreich
immer noch Basel für Hüningen schuldet«, notiert der Chronist. 1628 ist das
Jahr der Pest, die in Basel 2 600 Opfer fordert, rund ein Fünftel der Bevölkerung der
Stadt. Auch im folgenden Jahr suchen Pest und Hungersnot die Gegend heim. Bettler
und Räuber durchziehen das Land, das keinen Wein und kein Korn mehr liefert.

1632 überqueren schwedische Truppen unter dem Kommando von Horn den Rhein
bei Kehl. Gegen Mitte Dezember nehmen sie Ensisheim ein, Sitz der oesterreichischen
Verwaltung. Einige Tage darauf sind sie in Landser, Hauptort der Herrschaft, zu der
Hüningen gehört. Zwei Hauptleute waren mit der Ueberwachung des Rheins bei Hüningen
beauftragt, wo eine Schanze mit zwei Kanonen verhindern sollte, daß Breisach
auf dem Wasserweg mit Proviant beliefert werde.

1632 hatte Balthasar Carlin, der aus Hüningen geflüchtete Pfarrer, seinen Pfarrkindern
erlaubt, Neugeborene mit den Häretikern taufen zu lassen unter der Bedingung,
daß nach dem Abzug der Schweden die Taufe in der Hüninger Kirche wiederholt werde.
Diese befand sich in sehr schlechtem Zustand und benötigte fortwährende Reparaturen.
Im Verlauf des 17. Jahrhunderts war mehrmals ein Neubau ins Auge gefasst worden.
Daß ein solcher notwendig gewesen wäre, beweist die Beschreibung des Paters Dietrich

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