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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 45
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0047
Die Belagerung dauerte 116 Tage, denn sie fand erst am 16. April 1814 ihr Ende. Es ist
die am wenigsten bekannte, aber bestimmt die härteste der drei Hüninger Belagerungen.
Zwei Drittel der Garnison bestand aus hastig einberufenen Nationalgardisten. Trotz
Mangel an Proviant, Härte des Winters und heftiger Beschießung lehnte Chancel alle
Kapitulationsvorschläge ab. Als er am 16. April 1814 sich bereit erklärte, den Widerstand
aufzugeben, unterschrieb er keine Kapitulation, sondern eine Abmachung, der gemäß
er die Festung nicht den Belagerern übergab, sondern sich dem König von Frankreich
unterwarf. Der Feind besetzte Hüningen nur vorübergehend, und seine Besatzung
war zahlenmäßig gleich stark wie die französische Garnison.

Bereits in den ersten Tagen der Belagerung kam es zu lebhaften Aktionen um den Besitz
der zwischen Hüningen und Basel gelegenen Machicoulis-Schanze, die verlorenging
und zurückerobert wurde. In den letzten Dezembertagen begannen zwei auf dem rechten
Rheinufer aufgestellte Batterien von sechs Geschützen die Beschießung der Stadt.
Dabei wurden einige Zivilpersonen und Militärs verwundet oder getötet. Die verängstigte
Bevölkerung verlangte, man solle ihr erlauben, in den Kasematten Schutz zu suchen
. Zwei Tage später, am letzten Tag des Jahres 1813, wurde die Stadt erneut beschossen
; Feuer brach in verschiedenen Gebäuden aus, insbesondere im Futtermagazin. Der
Stadt war auch am Neujahrstag und in der folgenden Woche keine Ruhe vergönnt.
Durch ununterbrochenes Geschützfeuer versuchten die Verteidiger, die Belagerer am
Weiterführen ihrer Arbeiten und am Aufstellen von Batterien zu hindern. Einige Ausfälle
wurden mit demselben Ziel unternommen. Baron Zoller, der Kommandant der Belagerungstruppen
, hoffte, daß Krankheit und Hungersnot ihm die Tore der Festung öffnen
würden. In der Tat wurde die Lage in der Stadt täglich kritischer. Die Lebensmittel
wurden knapp, die Teuerung beunruhigte die Zivilbevölkerung und die Garnison. Die
Soldaten waren schlecht gekleidet, und es mangelte an Heizmaterial. Die Krankheit forderte
zahlreiche Opfer unter den Bewohnern und Soldaten. Der Verteidigungswille, der
anfangs ausgezeichnet gewesen war, begann nachzulassen. Um den Mut zu stärken, veröffentlichte
Chancel Tagesbefehle, die das Kommen von Hilfe und das Ende der Blockade
erhoffen ließen.

Am 8. und 9. März befahl Zoller ein heftiges Artilleriefeuer, um die Kapitulation zu
erzwingen. 1620 Kanonenkugeln und Bomben fielen auf die Stadt. Hüningen erwiderte
das Feuer und beschoß zum erstenmal Basel.

Als Ende März der Feind einen endgültigen Schlag vorbereitete, blieben nur noch etwa
700 Mann der Garnison kampffähig. Am 5. April sprengten die Verteidiger die arg
mitgenommene Machicoulis-Schanze, bevor sie sie verließen. Als Chancel an der Nachricht
vom Einzug der Verbündeten in Paris und von der Abdankung Napoleons nicht
mehr zweifeln konnte, wusste er, daß es aussichtslos sei, Hilfe zu erhoffen. Er erklärte
sich bereit, zu verhandeln.

Am Morgen des 16. April 1814 zogen die österreichischen und bayerischen Truppen in
Hüningen ein. Baron Zoller eröffnete den Zug, gefolgt von den Prinzen Nikolaus und
Michael, Brüder des Zaren. Im Gegensatz zur ersten Belagerung, in deren Verlauf die
Stadt selbst kaum berührt worden war, ließ diejenige von 1813 - 1814 Hüningen zum
Teil in Ruinen. Die Wohnhäuser hatten mehr gelitten als die Festungsanlagen. Alle Fenster
waren zertrümmert, wenige Dächer nur waren unbeschädigt, und man befand sich
mitten im Winter. Die Todesfälle, die durchschnittlich 50 im Jahr betrugen, beliefen sich
auf 236 im Jahre 1813, auf 730 im Jahre 1814.

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