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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 53
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0055
21) Hüningen als Garnisonsstadt

Schon im Oktober 1815 hatten 26 Familien die in hoffnungslosem Elend liegende
Ortschaft verlassen. Die Militärverwaltung überließ der Stadt gegen einen geringen
Pachtzins die Wälle und Gräben. So stand den Bewohnern wenigstens etwas Pflanzland
zur Verfügung, denn die Stadt selbst besaß damals keinen Boden. Alles Land rings um
die Festung gehörte der Gemeinde Neudorf. Erst im Jahre 1847 sprach eine königliche
Verfügung der Stadt Hüningen ihren übrigens knapp bemessenen Bann zu (273 ha).

Trotz der Schleifung der Festungswerke suchte Hüningen, das seit 1790 Hauptort eines
Kantons von 22 Gemeinden war, verzweifelt, mindestens Garnisonsstadt zu bleiben
. Die Einwohner sahen keine andere Lebensmöglichkeit für die Stadt. Bittschriften
und Gratulationsschreiben gingen in großer Zahl nach Paris, aber das Ergebnis blieb gering
. Es wurden wohl Truppen in die noch bestehenden Kasernen gelegt, aber sie waren
nicht sehr zahlreich, und oft war ihre Anwesenheit nur von kurzer Dauer.

Zu einer neuen Einnahmequelle konnte der im Jahre 1801 projektierte, 1828 vollendete
und 1834 dem regelmäßigen Verkehr übergebene Hüninger Zweigkanal werden.
Konnte die Stadt sich nicht dank ihrer Lage zu einem Hafen von Bedeutung entwickeln?
Konnten hier nicht auf dem Wasserweg ankommende Waren ausgeladen und auf dem
Landwege nach der Schweiz weiterbefördert werden? Konnten nicht Speditionsfirmen
an die Stelle der Kasernen treten? Rasch wurden am Kanalhafen ein Magazin, ein Ausladekran
und eine Waage erstellt. Während einiger Jahre bildeten die Einnahmen des Kanalhafens
einen wichtigen Posten im Budget der armen Gemeinde.

Doch kaum zehn Jahre später entstand dem Kanal in der Bahnlinie Straßburg-Basel eine
vernichtende Konkurrenz. Dem langsamen Transport auf der Wasserstraße wurde die
rasche Bahn vorgezogen.

Wieder sank die Stadt in eine hoffnungslose Armut zurück. Eine Möglichkeit für zahlreiche
Hüninger Arbeiter, ihr Leben zu verdienen, bot der Umbau großer Rheinflöße
aus Schweizer oder Schwarzwälder Holz in kleinere Kanalflöße.

In einem Bericht aus dem Jahre 1862 an den Präfekten des Haut-Rhin wird die Stadt
Hüningen ganz speziell dem Wohlwollen des Regierungsvertreters empfohlen, da zur
Winterzeit das Elend hier oft hart empfunden werde.

Eine Wendung zum Bessern war nicht möglich, solange die Stadt nicht im Besitz der
Militärländereien war, die sie von allen Seiten umschlossen. Während Jahrzehnten kamen
die Verhandlungen mit der Militärverwaltung zu keinem Abschluß. In Hüningen
befürchtete man, Basler Spekulanten hätten die Hand im Spiel. Erst 1877, als das Elsaß
unter deutscher Verwaltung stand, konnte die Stadt die Grundstücke zum Preis von
46 600 Mark vom Staat erwerben. Hüningen besaß nun Land, das es der Industrie, die
sich hier eventuell ansiedeln wollte, zur Verfügung stellen konnte. 1876 war die deutsche
Garnison, die seit 1871 in Hüningen lag, endgültig nach Mülhausen verlegt worden. Damit
hatte die ehemalige Festung auch ihre Rolle als Garnisonsstadt ausgespielt.

Es vergingen jedoch noch einige Jahre, bevor mit dem Einzug der Industrie ein neuer
Abschnitt in der Entwicklung der Vauban-Stadt begann.

22) 1848

Als die Nachricht von der Pariser Februar-Revolution in Hüningen bekannt wurde,
hofften zahlreiche Hüninger, daß nun für den armen Teil der Bevölkerung bessere Zeiten
anbrechen würden. Bekanntlich war in der letzten Februarwoche 1848 in Paris eine Er-

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