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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 54
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0056
hebung ausgebrochen, König Louis-Philippe hatte abgedankt, und die Republik war
proklamiert worden.

Am 29. Februar beschäftigte sich der Hüninger Gemeinderat zum erstenmal mit der
neuen Lage. Es handelte sich darum, nötigenfalls bewaffnet für die Aufrechterhaltung
der öffentlichen Ordnung zu sorgen. Diese Aufgabe wurde dem bereits bestehenden
Feuerwehrkorps anvertraut.

Am 3. März wurde in Anwesenheit eines Bezirks- und eines Kreisdelegierten ein Sicherheitskomitee
gegründet, dem Bürgermeister Perrin und Beigeordneter Romazotti
angehörten.

Wenn es in den elsässischen Städten ruhig blieb, so kam es in benachbarten Sundgaugemeinden
wie 1789 zu Unruhen, deren Hauptziel das Plündern war. Im Kreis Altkirch,
einem Grenzbezirk, scheinen die Landstreicher und Fremden ohne Ausweis sechs- bis
achtmal zahlreicher gewesen zu sein als im übrigen Oberelsaß. Und wie 1789 richteten
sich die Angriffe gegen die Israeliten, die in verschiedenen Sundgaudörfern besonders
zahlreich waren (in Hegenheim, Hagenthal, Blotzheim, Dürmenach, Oberdorf).

Am 2. März meldete die Basler Presse: »Von Tag zu Tag kommen jüdische Flüchtlinge
aus dem Elsaß zahlreicher in unsere Stadt. Mehrere benachbarte Dörfer werden durch
Banden von Gesindel bedroht, die die allgemeine Unruhe und das Fehlen von Truppen
ausnützen wollen. Hagenthal ist bereits von solchen Banden heimgesucht worden«.

Am 3. März heißt es: »Die Exzesse der Kanaille, über die wir gestern berichteten und
die sich zuerst gegen die Juden dann gegen alle Besitzenden richteten, wurden streng unterdrückt
. Jäger der Garnison Hüningen, verstärkt durch Nationalgardisten, Zöllner
und Feuerwehrleute zogen gegen sie aus. Schüsse wurden gewechselt, und gestern wurden
90 der Aufständischen gefangen nach Hüningen geführt. Am 2. März abends kam
eine Kompanie aus Colmar in St.-Louis an; heute Morgen haben sich weitere 130 Mann
hinzugesellt«.

Am 4. März kamen kleinere Truppen-Abteilungen in die Grenzgegend, um die Ordnung
wieder herzustellen. Die Verfolgung der Isrealiten scheint ein Ende genommen zu
haben. 40 Missetäter wurden unter militärischer Bewachung nach Colmar gebracht. Die
in die Schweiz geflüchteten Israeliten kehren allmählich an ihren Wohnsitz zurück.

Dank der Anwesenheit von Truppen und der Verhaftung zahlreicher Missetäter war
die Ruhe wieder eingekehrt. Alle Beobachter waren der Ansicht, diese sei nur scheinbar.
Alle Bürgermeister protestierten deshalb gegen den Abzug der Truppen, die eher hätten
verstärkt werden müssen.

Die Deutsche Demokratische Legion auf der Schusterinsel

Deutsche Arbeiter und Republikaner, die sich in Frankreich aufhielten, hatten sich bei
der Kunde von freiheitlichen Bewegungen in ihren Heimatländern entschlossen, dorthin
zurückzukehren, um ihren Brüdern zu Hilfe zu kommen. Von einem deutschen Zentralkomitee
, an dessen Spitze der Dichter Herwegh stand, wurden Legionen gebildet,
die aus den französischen Städten der Rheingrenze zustrebten. Eine solche Schar deutscher
Arbeiter, Teil einer Legion, kam am Donnerstag, 20. April, nach Hüningen, nachdem
sie in Straßburg und Neubreisach vergeblich versucht hatte, geschlossen nach
Deutschland zu gelangen. Einzeln oder in kleinen Gruppen wollte man ihnen den Eintritt
erlauben, jedoch nicht in organisierten starken Einheiten. Die Schar von rund 250
Mann, unter denen sich 17 Franzosen und einige Russen befanden, lagerten beim Abba-
tuccidenkmal, das damals in der Nähe der Kanalbrücke an der Straße nach Saint-Louis

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